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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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ich am Leben bin und solange sie am Leben sind, gibt es in dieser Welt keine Sicherheit für mich. Sie haben mich von Chicago nach Kalifornien gejagt und dann aus Amerika vertrieben; aber als ich geheiratet und mich in diesem ruhigen Flecken niedergelassen habe, glaubte ich, meine letzten Jahre würden friedlich werden. Ich habe meiner Frau nie erklärt, wie die Dinge lagen. Warum sollte ich sie mit hineinziehen? Sie hätte nie wieder einen ruhigen Augenblick gehabt, sondern immer mit dem Schlimmsten gerechnet. Ich nehme an, daß sie ein bißchen was wußte; hie und da habe ich ja vielleicht ein Wort fallenlassen – den wahren Sachverhalt hat sie jedoch bis gestern, nachdem Sie, Gentlemen, mit ihr gesprochen hatten, nie erfahren. Sie hat Ihnen alles gesagt, was sie wußte, und Barker hier ebenfalls; denn in der Nacht, als die Sache passiert ist, war für Erklärungen arg wenig Zeit. Inzwischen weiß sie alles, und es wäre gescheiter von mir gewesen, wenn ich es ihr schon früher erzählt hätte. Aber das ist mir immer schwergefallen, Liebes« – er nahm einen Augenblick ihre Hand in die seine –, »und ich wollte ja nur das Beste.
    Also, Gentlemen, am Tag vor diesen Ereignissen war ich drüben in Tunbridge Wells, und auf der Straße fiel mein Blick im Vorbeigehen auf einen Mann. Es war nur ein flüchtiger Blick; aber für diese Dinge habe ich ein scharfes Auge, und so gab es für mich nicht den geringsten Zweifel, wer das war. Es war der schlimmste aller meiner Feinde – ein Mann, der die ganzen Jahre über hinter mir her war wie ein hungriger Wolf hinter einem Karibu. Ich wußte also, daß es Ärger geben würde, und bin nach Hause gefahren, um mich darauf vorzubereiten. Ich dachte, ich schaffe es schon, das alleine auszufechten. Es gab mal eine Zeit, als mein Glück in den ganzen Vereinigten Staaten sprichwörtlich war. Ich habe nie daran gezweifelt, daß es mir noch immer zur Seite stehen würde.
    Den ganzen nächsten Tag war ich also auf der Hut und ging nicht einmal in den Park hinaus. Das war auch gut so, sonst hätte er die Hand am Drücker dieser Schrotflinte gehabt, bevor ich überhaupt auf ihn anlegen konnte. Nachdem die Brücke oben war – ich fühlte mich immer ruhiger, wenn diese Brücke abends oben war – habe ich die Sache vollkommen aus meinem Kopf verdrängt. Ich habe keinen Moment damit gerechnet, daß er ins Haus eindringt und mir auflauert. Aber als ich gewohnheitsgemäß im Schlafrock meine Runde machte, hatte ich kaum das Arbeitszimmer betreten, als ich die Gefahr witterte. Ich schätze, wenn ein Mann in seinem Leben schon mal Gefahren ausgesetzt war – und das war ich zu meiner Zeit mehr als die meisten –, gibt es eine Art sechsten Sinn, der die rote Flagge schwenkt. Ich habe das Warnsignal nur zu deutlich wahrgenommen; trotzdem könnte ich Ihnen nicht sagen, weshalb. Im nächsten Augenblick habe ich unter dem Fenstervorhang einen Stiefel erkannt – und da wurde mir klar genug, weshalb.
    Ich hatte nur diese eine Kerze in der Hand, aber von der Hallenleuchte kam ausreichend Licht durch die offene Tür. Ich stell die Kerze ab und mach einen Satz nach dem Hammer, den ich auf dem Kaminsims liegengelassen hatte. Im gleichen Moment springt er mich an. Ich seh ein Messer aufblitzen und schlage nach ihm mit dem Hammer. Irgendwo hab ich ihn getroffen; das Messer klirrt nämlich zu Boden. Flink wie ein Aal schlüpft er um einen Tisch herum, und einen Moment später hat er seine Flinte unter dem Mantel hervorgezogen. Ich hör ihn den Hahn spannen, aber ehe er abfeuern kann, hab ich sie schon zu fassen gekriegt. Ich pack sie am Lauf, und wir haben mit Zähnen und Klauen eine Minute oder länger darum gerungen. Wer losläßt, der ist tot. Er hat nie losgelassen, aber der Kolben hat wohl einen Moment zu lange nach unten gezeigt. Vielleicht war ich es, der dann abgedrückt hat. Vielleicht ist es durch das Gerangel zwischen uns losgegangen. Jedenfalls hat er beide Ladungen ins Gesicht abgekriegt, und da stehe ich und starre auf das, was von Ted Baldwin noch übriggeblieben ist. Ich hatte ihn schon in der Stadt erkannt und dann, als er mich angesprungen hat; aber so, wie er jetzt vor mir lag, hätte ihn seine eigene Mutter nicht wiedererkannt. Ich bin ja harte Sachen gewohnt; aber bei seinem Anblick hat sich mir ganz schön der Magen umgedreht.
    Ich hab mich noch an der Seite vom Tisch festgehalten, als Barker runtergerannt kam. Dann hör ich meine Frau kommen, lauf zur Tür und halt sie auf. Das war

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