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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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im Tal, und jenseits der angrenzenden Berge noch weitere, die, wenn ein heikles Geschäft zur Erledigung anstand, untereinander Mitglieder tauschten, so daß ein Verbrechen von Männern verübt werden konnte, die am Tatort unbekannt waren. Alles in allem verteilten sich nicht weniger als fünfhundert Mitglieder über das Kohlenrevier.
    In dem schmucklosen Versammlungsraum saßen die Männer um einen langen Tisch. Seitwärts stand ein zweiter, beladen mit Flaschen und Gläsern, auf die einige Mitglieder der Gesellschaft bereits ihre Blicke richteten. Am oberen Ende saß McGinty mit einer flachen schwarzen Samtmütze auf dem wirren schwarzen Haarschopf und einer purpurfarbenen Stola um den Hals, so daß er aussah wie ein Priester, der einem diabolischen Ritual präsidiert. Zu seiner Rechten und Linken befanden sich die höheren Beamten, darunter war auch das grausame, hübsche Gesicht von Ted Baldwin zu sehen. Jeder von ihnen trug ein Halsband oder ein Medaillon als Emblem seines Amtes. Die meisten von ihnen waren Männer reiferen Alters; der Rest der Gesellschaft bestand jedoch aus jungen Burschen von achtzehn bis fünfundzwanzig – willige und tüchtige Erfüllungsgehilfen, die die Befehle ihrer Vorgesetzten ausführten. Unter den Älteren gab es viele, deren Züge die gesetzlosen Tigerseelen dahinter verrieten; wenn man aber das Fußvolk betrachtete, fiel es schwer, zu glauben, daß diese lebhaften jungen Burschen mit ihren offenen Gesichtern in Wahrheit eine gefährliche Mörderbande waren, deren Moral begriff derartig pervertiert war, daß sie sich mit grauenhaftem Stolz ihrer guten Leistungen bei den Geschäften rühmten und den Mann mit dem tiefsten Respekt ansahen, der im Rufstand, einen sogenannten »sauberen Job« erledigen zu können. Ihren verdrehten Vorstellungen zufolge war es eine mutige und eines Ritters würdige Sache, sich freiwillig zu einer Aktion gegen einen Mann zu melden, der ihnen nie etwas zuleide getan und den sie, in vielen Fällen, noch nie im Leben gesehen hatten. War das Verbrechen begangen, so zankten sie sich darüber, wer denn nun wirklich den tödlichen Schlag geführt habe, und ergötzten alle anderen und die Gesellschaft, indem sie das Schreien und Sichwinden des Ermordeten beschrieben. Anfangs hatten sie bei ihren Verabredungen noch eine gewisse Heimlichkeit walten lassen; aber zu der Zeit, die diese Erzählung schildert, gingen sie außerordentlich offen vor, denn das wiederholte Versagen des Gesetzes hatte sie darin bestärkt, daß es einerseits niemand wagen würde, gegen sie auszusagen, und daß sie andererseits eine unbegrenzte Anzahl zuverlässiger Zeugen hätten, auf die sie sich berufen könnten; außerdem verfügten sie über eine wohlgefüllte Schatztruhe, aus der sie die Geldmittel bezogen, um die fähigsten Anwälte des Staates zu verpflichten. In zehn langen Jahren der Greueltaten hatte es nicht eine einzige Verurteilung gegeben, und die einzige Gefahr, welche die Scowrers überhaupt bedrohte, ging von den Opfern selbst aus, die, auch wenn sie zahlenmäßig unterlegen waren und überrumpelt wurden, dem Gegner einen Denkzettel verpassen konnten, was sie gelegentlich auch taten.
    Man hatte McMurdo darauf aufmerksam gemacht, daß ihm eine schwere Prüfung bevorstehe; aber niemand wollte ihm verraten, worin sie bestand. Er wurde nun von zwei Brüdern feierlich in einen Nebenraum geleitet. Durch die Bretterwand konnte er das Gemurmel vieler Stimmen von der Versammlung drinnen hören. Ein paarmal vernahm er, wie sein Name aufklang; er wußte somit, daß sie gerade über seine Bewerbung berieten. Dann trat ein Türhüter 29 herein, mit einer grünen und goldenen Schärpe über der Brust.
    »Der Stuhlmeister ordnet an, daß er gebunden, geblendet und hereingeführt wird«, sagte er.
    Daraufhin nahmen ihm drei der Logenbeamten die Jacke ab, krempelten seinen rechten Ärmel hoch, legten ihm schließlich oberhalb der Ellbogen einen Strick um den Leib und zogen ihn fest. Als nächstes stülpten sie ihm eine dicke, schwarze Haube über den Kopf und den oberen Teil des Gesichtes, so daß er nichts mehr sehen konnte. Dann wurde er in den Versammlungssaal geführt.
    Unter seiner Kapuze war es stockdunkel und sehr drückend. Um sich herum hörte er das Geraschel und Gemurmel der Leute; dann drang dumpf und fern die Stimme McGintys durch die Verhüllung seiner Ohren.
    »John McMurdo«, sagte die Stimme, »bist du bereits ein Mitglied des Ehrwürdigen Ordens der Freimaurer?«
    Er

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