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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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werden. Die Gebrüder Walker schickten einen Hunderter; ich habe mir jedoch erlaubt, ihn zurückzusenden und fünf zu verlangen. Wenn ich bis Mittwoch nichts von ihnen höre, wird möglicherweise ihre Förderwelle ausfallen. Letztes Jahr mußten wir ja erst ihre Steinbrechmaschine in Brand stecken, ehe sie vernünftig wurden. Ferner hat noch die West Section Coaling Company ihre Jahresabgabe bezahlt. Wir haben also genug zur Hand, um irgendwelchen Verpflichtungen nachkommen zu können.«
    »Wie steht’s mit Archie Swindon?« fragte ein Bruder.
    »Er hat verkauft und das Revier verlassen. Der alte Teufel hat uns einen Brief dagelassen mit der Nachricht, daß er lieber ein freier Straßenkehrer in New York als ein großer Grubenbesitzer unter der Macht eines Erpresserringes sein will. Weiß Gott, es war gut, daß er abgehauen ist, bevor wir den Brief erhalten haben! Ich schätze, er wird es nicht wagen, sich hier im Tal noch mal blicken zu lassen.«
    An dem Tischende, das dem Stuhlmeister gegenüberlag, erhob sich ein älterer, glattrasierter Mann mit freundlichem Gesicht und hoher Stirn.
    »Bruder Schatzmeister«, sagte er, »darf ich fragen, wer den Besitz dieses Mannes, den wir aus dem Revier vertrieben haben, gekauft hat?«
    »Gewiß, Bruder Morris. Er wurde von der State and Merton County Railroad Company erworben.«
    »Und wer hat die Gruben von Todman und von Lee gekauft, die letztes Jahr aus demselben Grund auf den Markt gekommen sind?«
    »Dieselbe Gesellschaft, Bruder Morris.«
    »Und wer hat die Eisenhütten von Manson und von Shuman und von Van Deher und von Atwood gekauft, die in der letzten Zeit aufgegeben worden sind?«
    »Die wurden alle von der West Wilmerton General Mining Company erworben.«
    »Ich verstehe nicht, Bruder Morris«, sagte der Stuhlmeister, »daß es uns auch nur einen Deut scheren sollte, wer sie kauft; sie können sie ja nicht aus dem Revier tragen.«
    »Bei allem Respekt, ehrwürdiger Meister, ich glaube doch, daß uns das eine ganze Menge scheren sollte. Dieser Vorgang läuft nun schon seit zehn langen Jahren ab. Wir vertreiben nach und nach alle kleinen Unternehmer aus dem Geschäft. Und was ist das Ergebnis? An ihrer Stelle finden wir große Gesellschaften wie die Railroad oder die General Iron, die ihre Direktoren in New York oder Philadelphia sitzen haben und sich nicht um unsere Drohungen kümmern. Wir können uns zwar an ihren hiesigen Bossen schadlos halten; aber das bedeutet doch nur, daß an ihrer Stelle dann andere geschickt werden. Und damit bringen wir uns selbst in Gefahr. Die kleinen Unternehmer konnten uns nichts anhaben. Sie hatten weder das Geld noch die Macht dazu. Solange wir sie nicht allzusehr ausgepreßt haben, blieben sie in der Gegend und in unserer Gewalt. Wenn aber diese großen Gesellschaften merken, daß wir zwischen ihnen und ihren Profiten stehen, werden sie keine Mühen und Kosten scheuen, uns zu jagen und vor Gericht zu schleppen.«
    Bei diesen bedenklichen Worten wurde es still, die Gesichter verfinsterten sich, und man tauschte düstere Blicke aus. So allmächtig und unangefochten waren sie gewesen, daß sie schon den bloßen Gedanken an eine im Hintergrund lauernde mögliche Vergeltung aus ihren Köpfen verbannt hatten. Aber jetzt ließ diese Vorstellung selbst die Verwegensten unter ihnen frösteln.
    »Mein Rat lautet«, fuhr der Sprecher fort, »daß wir auf die kleinen Unternehmer weniger starken Druck ausüben. An dem Tag, an dem sie alle vertrieben sind, wird nämlich die Macht unserer Gesellschaft gebrochen sein.«
    Unangenehme Wahrheiten sind nicht beliebt. Ärgerliche Rufe ertönten, als der Sprecher seinen Sitz wieder einnahm. McGinty erhob sich mit düsterer Miene.
    »Bruder Morris«, sagte er, »du warst schon immer eine Unke. Solange die Logenmitglieder zusammenhalten, gibt es in diesen Vereinigten Staaten keine Macht, die es mit ihnen aufnehmen kann. Also wirklich, haben wir das denn nicht oft genug vor Gericht erprobt? Ich vermute, auch die großen Gesellschaften finden es bequemer, zu zahlen als zu kämpfen, so wie die kleinen Gesellschaften. Und nun, Brüder« – McGinty nahm die schwarze Samtmütze und die Stola ab, während er sprach –, »hat diese Loge für heute abend ihre Geschäfte beendet, abgesehen von einer Kleinigkeit, die dann beim Abschied noch erwähnt werden kann. Jetzt ist der Augenblick zu brüderlicher Erquickung und Harmonie gekommen.«
    Die menschliche Natur ist wahrlich seltsam. Hier saßen nun diese Männer,

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