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Das Tal der Hundertjährigen

Titel: Das Tal der Hundertjährigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricardo Coler
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Präsidenten von Ecuador bat, seinem Heimatort den Namen Vilcabamba
     geben zu dürfen. Der Ort, an dem er geboren worden war, sollte genauso heißen wie der seiner Wiedergeburt.
    Cantinflas und Kimura waren nicht die einzigen Berühmtheiten, die in Vilcabamba Linderung suchten. Es heißt, auch andere Stars
     hätten sich für längere Zeit im Dorf aufgehalten. Die Bösewichte berühmter Serien haben es den Einwohnern besonders angetan.
     Sie sagen, Larry Hagmans Gesundheit habe Schaden genommen, weil er als J. R. mit seinen schmutzigen Tricks den anderen in
     Dallas so zugesetzt habe. Deshalb sei er in das Tal gekommen, um sich zu regenerieren. Ähnlich sei es auch Jon Cypher ergangen,
     einem der Erzfeinde der Familie Carrington in
Denver Clan
. Jon hat in zahllosen Filmen und Fernsehserien mitgespielt und ist jetzt mit der Besitzerin des Madre Tierra verheiratet.
    Als ich mit Lenin durch die Randgebiete des |74| Dorfes schlendere, habe ich die Gelegenheit, die Anwesen der Millionäre zu bewundern, die sich in Vilcabamba niedergelassen
     haben und sich darauf vorbereiten, den Rest ihrer Tage in dieser Gegend zu verleben. Es sind richtige Luxusvillen darunter
     mit allen vorstellbaren Annehmlichkeiten, Haushalte, in denen ganze Heerscharen von Ecuadorianern damit beschäftigt sind,
     die Zugezogenen zu versorgen. In der Bar El Punto erzählen die Hippies, die ihren Tand auf den Straßen feilbieten, es würden
     ausgerechnet diejenigen das Paradies suchen, die alles dafür tun, es zu zerstören.
    Es fällt mir schwer zu glauben, dass Vilcabamba eine Art Naturklinik sein soll, in der die Menschen, einfach weil sie dort
     leben, Heilung finden. Auch wenn viele berühmte Leute darauf schwören, klingt es wie ein Märchen. Man müsste die Krankheitsgeschichten
     einmal genauer unter die Lupe nehmen. Viele Krankheiten lassen sich durch die sogenannte Chronotherapie kurieren; die Chronotherapie
     besteht darin, dass man die Zeit verstreichen lässt und darauf wartet, dass die Symptome von selbst verschwinden. Die Heilungsquote
     ist gut. Wie bei allen Therapien bedarf es allerdings auch hier einer genauen Indikation und der Überwachung durch einen Spezialisten.
    Aus Víctors Erzählung ziehe ich noch einen |75| weiteren Schluss: Wären pseudowissenschaftliche Theorien Pflanzen, wäre Vilcabamba ein wuchernder Urwald. Doch die Hundertjährigen
     sind keine Erfindung. Man sieht sie im Dorf durch die Straßen gehen, die meisten von ihnen in guter körperlicher Verfassung.
    Unser Wissen darüber, was ein längeres Leben begünstigt, greift an diesem Ort nicht. Obwohl sie Salz, tierisches Fett und
     Alkohol konsumieren, werden die Menschen hier vierzig Jahre älter als in unseren Breiten üblich. Deshalb zieht der Ort nicht
     nur Wissenschaftler, sondern mehr und mehr die Multimillionäre, die Gläubigen, die Politiker und die Heilsuchenden aus aller
     Welt an. Sie kommen, weil sie hoffen, ein längeres Leben zu finden, so wie man früher im Fernen Osten dem Gold und im Nahen
     Osten dem Öl nachjagte.

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    Ich muss nach Hause.
    Mein Vater ist immer noch im Krankenhaus.
    Für die Dialyse hatte man ihm, wie üblich, am Hals einen Zugang gelegt, über den er mit dem Gerät verbunden war. Unvermeidlich
     dringen an dieser Stelle hin und wieder Bakterien ein, und sind sie erst einmal an Bord, schwimmen sie im Blutstrom mit und
     siedeln sich in jedem Organ an, das ihnen beliebt. Der Körper tut, was er kann. Er erhöht die Temperatur, um ihnen den Aufenthalt
     so unangenehm wie möglich zu machen, und er entsendet seine Kampftruppen, die weißen Blutkörperchen, damit sie dem bunten
     Treiben ein Ende machen.
    Doch wäre er in diesem Kampf sich selbst überlassen, wäre mein Vater vermutlich schon mehr als ein Mal verloren gewesen. Ein
     Segen, dass es Antibiotika gibt!
    Allerdings ist auch bekannt, dass dort, wo übermäßig Antibiotika zum Einsatz kommen, die Bakterienstämme |77| immer resistenter werden. Deshalb sind Infektionen im Krankenhaus so gefährlich. Resistente Bakterien haben der pharmazeutischen
     Industrie ein Schnippchen geschlagen. Rebellisch und aggressiv vermehren sie sich, nichts kann sie aufhalten.
    Genau das musste auch mein Vater erfahren. Die Infektion, die er sich außerhalb des Krankenhauses zugezogen hatte, war geheilt,
     aber als man ihn entlassen wollte, bekam er plötzlich wieder hohes Fieber. Die Ärzte probierten verschiedene Medikamentenkombinationen
     aus, doch keine zeitigte

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