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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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schäumende Kessel an der Stelle, wo der Kanal gepackt wurde, und der starke Druck, der die Metallklappe an der Auslaßöffnung laut knallend aufstieß. Sie war beeindruckt von der Ansaugwirkung. Holzstücke und im Wasser treibende Pflanzen wurden mit wirbelnder Kraft gegen den Eisenrost gezogen. Sie weidete sich an der Vorstellung, wie ein Tier vom Sog ergriffen und zwischen die erbarmungslosen Stangen hindurchgezerrt werden würde. Jede Umdrehung der mächtigen Schraube begeisterte sie. Das donnernde Getöse ließ sie wohlig erschauern.
    Der vom Regen gefüllte Kanal wurde langsam abgepumpt. Aasfressende Möwen grüßten die Nerzin mit unterwürfigen Schreien. Die kaltäugigen Vögel verdankten den Nerzen leichte Beute. Gru schürzte verächtlich die Lippen. Ihr Grinsen, wenn es eins war, entblößte beängstigende, sägeartige Zahnreihen, kalt wie die Ausstrahlung der Möwen und ebenso zynisch. »Begrüßt mich«, sagte sie, »aber nehmt euch in acht. Ich räume keine Sonderrechte ein.«
    Das Wasser im Kanal nahm ab. Gru näherte sich dem schäumenden Gebrodel. Schließlich sank der Wasserspiegel unter die Elektrode, und die Pumpe blieb mit der Plötzlichkeit eines Herzschlags stehen. Eine letzte vibrierende Drehbewegung, und die Schraube entledigte sich ächzend ihrer Last. Kurze Zeit war der Sog noch zu erkennen, dann wurde er von einer leichten Welle zurückgeworfen und löste sich auf. Die Nerzin setzte sich in Bewegung. Entschlossen ging sie zu der Betonschulter und betrachtete das stille Wasser.
    Ungefähr eineinhalb Meter tiefer zeigte sich der Kanal genauso schwarz wie Gru, die sich schwerfällig hinunterfallen ließ und in ihm verschwand. Das Wasser bewegte sich beim Eintauchen kaum, dann erschien ihr Kopf wieder an der Oberfläche, und sie schwamm zum Metallrost. Ein schaumiger Treibguthaufen hatte sich an den Stangen festgesetzt. Die Nerzin erklomm ihn und stand an der Stelle, wo die Pumpe gewütet hatte, blickte in ihren Schlund und verbeugte sich vor ihr. Der mächtige Rachen mit seinem verzehrenden Appetit flößte ihr Respekt ein. In den Kiefern des Giganten spürte sie eine Wesensverwandtschaft.
    Ihre Stimme hallte in dem Hohlraum wider; Liverskin hörte sie und auch ihre Wachen vor dem Bunker: »Die Gewalt der zermalmenden Kiefer ist unerbittlich. Nur Gru versteht ihre rotierende Poesie, ihre zerstörerische Musik, ihre Fähigkeit, erbarmungslos zu vernichten, ebenso wie Gru die Furie am Mondsee wegen ihres anmaßenden Auftretens vernichtet hat …«
    Kine kletterte auf die verkrüppelte Esche bis zur Gabelung in ihrer Krone und blickte mit einem leichten Schwindelgefühl nach unten. Obwohl er ein behender Kletterer war, fehlte ihm doch die Unempfindlichkeit des Eichhörnchens gegen die Höhe sowie der lange, buschige Schwanz des Baumliebhabers, um das Gleichgewicht zu halten. Einauge und Ford, die unter der Esche standen, schienen weit entfernt zu sein, und Kine vergrub seine Krallen in der schadhaften Rinde. Von hier aus hatte er eine gute Aussicht über das ganze Tal.
    Schon bei Tagesanbruch war es schwül gewesen. Die Sonne löste den Nebel über Marsch und Fluß auf und trieb den Dampf aus den regennassen Anhöhen. Nur der ferne Hügelkamm hinter dem bläulichen Dunstschleier sah kühl aus. Das schnell dahinströmende Wasser im Fluß war vom Schlamm getrübt. Wo Tröpfchen des nächtlichen Regenschauers unter dem Stacheldrahtzaun hingen, glitzerten Spinnweben. Die Kanäle schimmerten. Das Heu, das nun durchnäßt auf dem Feld lag, erfüllte nicht mehr die Erwartung des Vortages. Kine kletterte vom Baum und lief zu den beiden anderen.
    »Alle Gräben sind voll«, sagte er. »Sie haben die idealen Bedingungen für ihre Streifzüge.«
    »Sie werden kommen«, sagte Einauge rauh. »Sie haben nur die Gegend erkundet. Sie wollen den See, wollen sich dort niederlassen.«
    Ford blickte finster. »Ich kann sie riechen, dort unten. Laßt uns über sie herfallen.«
    »Alles zu seiner Zeit«, mahnte Einauge. »Du kannst zur Pumpstation hinunterlaufen und dich abschlachten lassen, aber ich bezweifle, daß Kia es dir danken würde. In meinen besten Jahren habe ich gegen fast alles gekämpft, von Ratten bis zu Terriern, und das Geheimnis ist, zu wissen, wie ihr Geist arbeitet; man muß wissen, wie sie auf dich losgehen. Die Ratte ist falsch; ein Hund greift dich geradewegs an; ein Hermelin zögert. Doch die Monster – wie kämpfen die Nerze? Man kann es erfahren, indem man einzelne von ihnen absondert und

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