Das Tal der Wiesel
erdverklumpten Hufe, die um ihn herum aufstampften, und versuchte, sich zu bewegen. Es war eine reine Glückssache, den tödlichen Schlag hinauszuzögern. Kine erhob sich halb, wurde erneut getroffen und kullerte näher dem Sumpf zu. Wieder tappte er halb betäubt umher, während die Hufe über ihn hinwegjagten.
Nun rollte er sich wie ein Igel zusammen, atmete den Staub ein und schnellte plötzlich seitwärts zum Rande des Pfades. Ein horniger Hammer verletzte ihn; er bemerkte die Schmerzen kaum. Der Sumpf war nur noch Zentimeter entfernt. Eine letzte Drehung, und mit einem Purzelbaum aus dem Getümmel heraus ließ er sich, nach Luft ringend, von dem Damm in den schwarzen, nachgebenden Morast fallen und war so der Herde auf dem Pfad entronnen. Für einen Moment wurde er von der schmutzigen Flüssigkeit getragen.
Ford war verschwunden. Kine suchte das Gedränge der unzähligen Beine ab, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Die Schafe bockten und schlugen aus, als sie eins nach dem anderen auf dem schmalen Weg entlanggaloppierten. Der Ansturm war nicht aufzuhalten. Er hörte das donnernde Getöse der dumpf aufschlagenden Hufe und sah den funkelnden Blick der besessenen Augen. Die ersten Tiere waren bereits außer Sicht, und Kine konnte das Ende der stampfenden Flut noch nicht erblicken. Magere Beine mit zähen Gelenken arbeiteten sich unermüdlich vorwärts. Kein Wesen konnte unter diesen massiven Hufen am Leben bleiben.
Das Gefühl zu versinken erinnerte ihn an seine eigene mißliche Lage. Heimtückisch umarmte ihn der Sumpf. Der nachgebende Morast war verräterisch. Zu dick, um darin zu schwimmen, war er doch noch flüssig genug, um ihn langsam zu verschlingen. Er zehrte an den Kräften. Er schien sein Gewicht zu verdreifachen, machte Steine aus seinen Beinen, die, einmal hineingeraten, sich seinen Bestrebungen, sie zu bewegen, widersetzten. Ein büscheliges Grasinselchen in nächster Nähe versprach Rettung, doch als er sich dort hinarbeiten wollte, glaubte er, daß seine Kräfte nicht einmal für diese kurze Strecke ausreichen würden. Je mehr er sich abmühte, desto tiefer sank er. Die Hufe, dachte er bei sich, hätten ihm ein schnelleres und weniger grausames Ende bereitet.
Brust und Hinterleib versanken, Kine bemühte sich, seinen Nacken oben zu halten. Die vorbeirasenden Schafe beachteten ihn nicht, kümmerten sich nicht um das verzweifelt kämpfende Stückchen Fell. Er kam nicht näher an das Grasbüschel heran. Seine Kräfte ließen nach. Der Morast kroch höher. Mit einer heftigen Bewegung versuchte er den festen Klumpen zu packen, doch zu kurz, und sein Maul füllte sich mit schlammigem Wasser. Angewidert öffnete er seine Kiefern. Dazu gezwungen, sich kurz auszuruhen, spürte er, daß der Sumpf zum entscheidenden Schlag ausholte.
Diesmal verbanden sich Verzweiflung und Wieselstarrsinn mit seiner Kraft. Er spornte sich selbst an. »Kia hat bis zum Ende gekämpft. So leicht wird mir Gru nicht entkommen.« Der mächtige Ruck, den er sich gab, zerrte an jedem Wirbel seines Rückgrats. Er fühlte, wie es in seinem Genick knackte. Aber seine Zähne umschlossen Sumpfgras, und er hielt sich daran fest. Er verharrte regungslos. Mit diesem lebensrettenden Griff konnte er es sich leisten, sich zu erholen und neue Energie zu schöpfen. Dann, sehr langsam, zog er seinen schlammbedeckten Körper an die winzige Grasinsel heran.
Die großen Tiere der Herde liefen noch immer vorbei. Er richtete seinen Blick auf den durchweichten Rand des Pfades, den sie mit ihren Hufen bearbeiteten. Der Sumpf glitzerte. Neben dem Damm war der dunkle Morast mit weiteren vereinzelten Grasbüscheln getüpfelt, und auf ihnen – wie die Frösche auf den Ballen der Schwertlilien – entdeckte er das verstreute Wieselvolk. Er lächelte grimmig. Kine hob seinen Kopf und sang mit rauher Stimme: »Wir kommen, Gru. Du kannst dem Blutrausch nicht entrinnen! Der Morast und die Herde – und tausend Hindernisse – können uns nicht aufhalten. Das Wieselvolk ist noch immer unterwegs!«
Als die Herde sich entfernt hatte, erklommen sie, einzeln oder zu zweit, wieder den Damm. Kine schloß sich den anderen mit einem einzigen Sprung an. Er fand sie um eine zertrampelte Gestalt herum versammelt, die leblos auf dem Pfad lag, und seine Stimme zitterte. »Er hat sich nicht vom Fleck gerührt. Er hat allen die Stirn geboten. Ford ist ein derartiger Dummkopf gewesen. Nicht die geringste Furcht hat er gezeigt.«
Eins der Wiesel wandte sich ihm zu. »Es
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