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Das Tao der Physik

Das Tao der Physik

Titel: Das Tao der Physik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Capra
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Geistigkeit des bushido, des »Weges des Kriegers«. Alle diese Künste sind Ausdrücke der Spontaneität, Einfachheit und der totalen Gegenwart des Geistes, die für das
Zen-Leben charakteristisch sind. Technische Perfektion erfordern sie alle, wirkliche Meisterschaft wird jedoch nur erreicht,
wenn die Technik überschritten und die Kunst eine »kunstlose
Kunst« wird, die aus dem Unbewußten wächst.
    Wir haben das Glück, in Eugen Herrigels kleinem Buch Zen
in der Kunst des Bogenschießens eine wunderbare Beschreibung solcher »kunstlosen Kunst« zu besitzen. Herrigel verbrachte mehr als fünf Jahre mit einem berühmten japanischen
Meister, um seine mystische Kunst zu lernen, und er gibt uns in
seinem Buch einen persönlichen Bericht darüber, wie er Zen
durch Bogenschießen erlebte. Er beschreibt, wie ihm das Bogenschießen als religiöses Ritual dargestellt wurde, das in spontanen, mühelosen und ziellosen Bewegungen »getanzt« wird.
Er brauchte viele Jahre harter Übung, die sein ganzes Wesen
umformten, um zu lernen, wie man den Bogen »spirituell«
zieht, mit einer mühelosen Kraft, und die Sehne »ohne Absicht« losläßt und den Schuß »wie eine reife Frucht vom Schützen fallen« läßt. Auf dem Höhepunkt seiner Vollendung wurden Bogen, Pfeil, Ziel und Schütze eins, und er schoß nicht,
sondern »es« geschah für ihn. Herrigels Beschreibung des Bogenschießens ist eine der reinsten Darstellungen des Zen, weil
sie von Zen gar nicht spricht.
III

Die Parallelen
Die Einheit aller Dinge 10
    Obwohl die in den letzten fünf Kapiteln beschriebenen spirituellen Traditionen sich in vielen Details unterscheiden, ist ihre
Weltanschauung im wesentlichen die gleiche. Es ist eine auf
mystischer Erfahrung basierende Anschauung. Diese direkte,
nichtintellektuelle Erfahrung der Wirklichkeit hat
einige
Grundzüge, die vom geographischen, historischen oder kulturellen Hintergrund des Mystikers unabhängig sind. Ein Hindu
und ein Taoist mögen verschiedene Aspekte der Erfahrung
hervorheben; ein japanischer Buddhist mag seine Erfahrung
mit Ausdrücken deuten, die sich von denen eines indischen
Buddhisten sehr unterscheiden: Die Grundelemente der Weltanschauung in all diesen Traditionen sind die gleichen. Diese
Elemente scheinen auch die Grundzüge der Weltanschauung
zu sein, die aus der modernen Physik hervorgeht.
    Das wichtigste Merkmal der östlichen Weltanschauung —
man könnte es ihre Essenz nennen - ist das Gewahrsein der
Einheit und gegenseitigen Beziehung aller Dinge und Ereignisse, die Erfahrung aller Phänomene in der Welt als Manifestationen
einer
einzigen fundamentalen Identität. Alle Dinge
werden als voneinander abhängige und untrennbare Teile des
kosmischen Ganzen gesehen, als verschiedene Manifestationen
der gleichen letzten Wirklichkeit. Die östlichen Traditionen
beziehen sich ständig auf diese letzte, unteilbare Wirklichkeit,
die sich in allem manifestiert, und alle Dinge sind Teile von ihr.
Im Hinduismus heißt sie Brahman, im Buddhismus Dharmakaya, im Taoismus Tao. Da sie alle Begriffe und Kategorien
übersteigt, nennen sie die Buddhisten auch »Tathata« oder
»So-Sein«:
    Was die Seele mit »So-Sein« meint, ist das Eins-Sein der Totalität
aller Dinge, das große, allesumfassende Ganze. 1
Im normalen Leben sehen wir diese Einheit aller Dinge nicht,
sondern teilen die Welt in getrennte Objekte und Ereignisse.
Diese Unterteilung ist nützlich und notwendig, um mit unserer
alltäglichen Umgebung umgehen zu können, aber sie ist kein
Grundzug der Wirklichkeit. Es ist eine Abstraktion unseres unterscheidenden und kategorisierenden Intellekts, eine Illusion.
Hindus und Buddhisten sagen, daß diese Illusion auf »Avidya«,
Unwissenheit, beruht, die ein Gehirn unter dem Zauber von
»Maya« produziert. Daher ist es das erste Ziel der östlichen
mystischen Traditionen, das Gehirn »zurechtzurücken«, indem
man es durch Meditation zentriert und beruhigt. Der Sanskrit-Ausdruck für Meditation: »Samadhi« heißt wörtlich »geistiges Gleichgewicht«. Er bezeichnet den Zustand, in dem die
grundsätzliche Einheit des Universums erfahren wird:
    Beim Eintreten in das Samadhi der Reinheit (erlangt man) alles
durchdringende Einsicht und wird dadurch der absoluten Einheit
des Universums bewußt. 2
    Diese grundsätzliche Einheit des Universums ist auch eine der
bedeutendsten Offenbarungen der modernen Physik. Sie tritt
im atomaren Bereich zutage und manifestiert sich immer deutlicher, wenn man tiefer in die

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