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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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ist kein Mann, der seine Ziele leichtfertig opfert, mein Freund. Er braucht das Abenteuer. Er ist wie Ihr. Habt Ihr nicht selber einmal die Mönchskutte getragen?«
    »Das war nichts als eine jugendliche Dummheit.«
    Scheyfve lächelte süßlich. »Und was hat Euch kuriert?«
    »Ihr wisst, dass ich ein Mann der neuen Wissenschaften bin, und Ihr habt auch Sidonia kennengelernt.«
    Scheyfve hob die Brauen und breitete schwärmerisch die Arme aus. »Ah, was braucht ein Mann mehr, um die Welt zu lieben! Eine gute Arbeit und ein wenig ... Omnia vincit amor. Beides gemeinsam kann ihn zu Höchstleistungen beflügeln. Und darum ...«
    »Was ist das?«, unterbrach ihn Zimenes und stürzte zur Dachluke. Das heftige Wiehern eines Pferdes, Geräusche hart aufschlagender Hufe und wütendes Männergeschrei hallten zu ihnen herauf.
    Scheyfve drängte sich neben Zimenes. »Bei allen Heiligen! Wer hätte das nur gedacht!«
    Auf dem Vorplatz der Kathedrale versuchte ein Reiter mit einer Hand sein steigendes Pferd zu beruhigen, in der anderen schwang er drohend eine Reitgerte. Die Drohung galt Goswin, der in das Zaumzeug des Tieres zu greifen versuchte. Der Reiter ließ die Gerte auf die Hand des Kutschers niedersausen, dann stob er davon.
    Scheyfve seufzte entzückt. »Was für ein Reiter! Samuel ist wirklich überreich mit Talenten gesegnet. Nun, es scheint, als habe Euer Großneffe andere Reisepläne als Ihr. Und sehr dringende!«
    Langsam wandte Zimenes Scheyfve das Gesicht zu, seine Augen waren schmal vor Argwohn. »Sind es seine oder Eure Pläne?«
    »Guter Freund! Eure ständigen Unterstellungen kränken mich! Samuel hat seinen eigenen Kopf.«
    »Den Ihr mit Flausen füllt!« Zimenes griff nach seinem Reitmantel.
    »Was denkt Ihr! Ich hätte Euren Großneffen niemals angewiesen, den treuen Goswin mit der Gerte zu schlagen! Das ist nicht nett, nein, nein, das ist gar nicht nett. Und nicht im Sinne von Omnia vindt amor.  Wobei auch Euer Kutscher nicht immer nett ist. Mein Hals schmerzte drei Tage, nachdem er mich gewürgt hatte. Ich konnte nur Brei zu mir nehmen.«
    Zimenes drückte sich ein Barett in die Stirn. »Ihr seid ein verfluchtes Schlitzohr, Scheyfve, und ich bin ein verdammter Idiot! Ihr habt mich die ganze Zeit hingehalten, damit dieser Narr türmen kann.«
    »Seid nicht so hart mit Euch, Zimenes. Ich versichere Euch, alles dient der Sache und geschieht im Sinne der Opal-Bruderschaft.«
    »Ich nehme an, ich muss meine Reisepläne den Euren anpassen, wenn ich Samuel wieder einfangen will«, sagte Zimenes kalt.
    »In der Tat. Auf nach Norden! Ah, ich liebe den vorzüglichen Lammbraten dort!«

2.
    L ONDON B RIDGE, DAS H AUS DER VAN B ERCKS
    D IENSTAG, 13. J UNI, ABENDS
    Paracelsus, der große Meister der Medizin, hatte recht: Die Dosis macht das Gift. Im Licht eines Kienspans betrachtete Lunetta nachdenklich die tote Ratte zu ihren Füßen. Ihr Fell war schütter und stumpf, der Leib aufgequollen, vor dem Maul hatte sich weißer Schaum gesammelt. Es gab keinen Zweifel, das Tier hatte Gift gefressen.
    Ein Gift, das nach Patchouli duftete. Lunetta lenkte ihren Blick auf das Töpfchen in ihrer linken Hand. Sie hatte die darin enthaltene Salbe mehrfach in Brotkrumen geknetet und dabei die Dosis so lange erhöht, bis sich eine Wirkung zeigte. Das Tier hatte schließlich begonnen, sich zu erbrechen, hatte Fell verloren, sein Todeskampf hatte einige Tage gewährt. Immer wieder war sie abends in den Keller hinuntergestiegen, um nach der verendenden Ratte Ausschau zu halten. Jetzt hatte sie den Beweis für ihren Verdacht. Die Salbe, die sie am Hochzeitstag von Lady Jane Grey auf dem Nachttisch des Königs entdeckt hatte, diente nicht dazu, seine Wunden zu schließen oder deren Geruch zu mildern.
    Alles sprach dafür, dass irgendjemand dem König nach dem Leben trachtete. Auf eine Weise, die auch ein gründlicher Vorkoster wie Sir Henry Sidney nicht verhindern konnte.
    Aber warum war die Beimischung der tödlichen Substanz so gering gehalten, dass sie erst in großer Dosis eine Ratte zu töten vermochte, und auch das nur sehr langsam? Es gab viele Menschen, die ein Interesse am Ableben des jungen Edward hatten, aber warum sollte ein Königsmörder so schleichend vorgehen?
    Alle Welt wusste durch Londons Bänkelsänger, dass es bei Hof schon wirksame Anschläge durch vergiftete Gewänder gegeben hatte, um besonders mächtige Höflinge zu vernichten. Mit Eisenhutextrakten gelaugte Stoffe töteten innerhalb weniger Stunden. Es wäre

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