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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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so hart! Schon gar nicht zu einem Menschen, der dich einmal geliebt hat.«
    Samuel wandte sich von ihr ab. »Glaube mir, Mutter, mit Gott und Liebe hat das Ganze nichts zu schaffen. Weder auf meiner noch auf ihrer Seite.«
    Nein, es hatte mit der List einer niederträchtigen Betrügerin zu tun, die seine gütige Mutter geblendet hatte. Und damit, dass er sich einem Kind verpflichtet fühlte, dessen Vater er getötet hatte. Rücklings, ohne Vorwarnung und – das war das Schlimmste – mit Genugtuung. Eine Weile hatte ihn das Gefühl, damit eine grausam hintergangene Frau zu rächen, darüber hinweggetäuscht, dass er zu dem gleichen blindwütigen Hass fähig war wie die Menschen, die er verabscheute. Er war dem teuflischen Gefühl erlegen, dass, wer straft, mächtig ist. Seine Buße würde es sein, sich mit einer Frau zu verbinden, die sieben Leben zu haben schien und keine Lüge scheute. Sie war die leibhaftige Rache des Hässlichen an allem, was schön war. Er hatte sie verdient.

3.
    A UF DEN T HEMSEKAIS
    ZUR SELBEN S TUNDE
    Nat drückte sich an einer Hauswand entlang auf eine schmale Gassenmündung zu. Hin und wieder warf er einen Blick zurück auf die Themsekais bei der London Bridge. Auf den Fersen schien ihm keiner zu sein, er sah nur Grüppchen von Netz- und Reusenfischern, die in der Abenddämmerung ihre Fanggeräte ausbrachten, dazu ein paar Schwemmgutsammler und Zechbrüder. Angsthase!, schalt er sich, die Luft ist rein. Naja, bis auf die Tatsache, dass London in der Sommerhitze anfing zu stinken, als brüte es faule Eier aus.
    Arsch und Gesangbuch! So nervenaufreibend wie in den letzten Tagen war seine Arbeit lange nicht gewesen. Genau genommen noch nie, bevor er sich auf den Propheten von Newgate eingelassen hatte. Verdammt anstrengendes Geschäft, ehrlich zu sein! Immerhin hatte er für diesen Botendienst stattliche zwei Pence eingestrichen und einen Rest Pastete. Mit ein bisschen viel Grünzeug drin, aber ansonsten ließ sich diese Lunetta van Berck nicht lumpen.
    Seit er im Auftrag von Master Enoch vor dem Brückenhaus der van Bercks Posten schob, hatte er einige Aufträge abgestaubt, und diese Lunetta nahm nicht mal Pachtgeld für das Recht, auf ihren Stufen zu schlafen. Alles in allem kein verkehrtes Leben, wenn er nur endlich diesen dämlichen Opal finden würde und Painbody nicht wäre. Vorsichtig nach allen Seiten spähend, schlich Nat weiter. Musste es im Juni so ekelhaft lang hell bleiben?
    Nach der Sache bei der Dudley-Hochzeit wäre es mit einer Tracht Prügel nicht getan, wenn der König der Themsekais ihn erwischte. Bestimmt hatte er ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Schon aus Prinzip – niemand stahl sich davon vom König der Diebe.
    Vor Nat ragten die Entladekräne des Hansekontors Stahlhof in den Abendhimmel. Sie sahen aus wie schwarze Drachen mit ihren hochgereckten Hälsen und dem bezahnten Räderwerk. Aber von dort lauerte keine Gefahr, die Niederlassung der deutschen Fernhändler glich einer Schutzfestung. Die Kaufleute verließen sie nur selten und hatten die Wachen verdoppelt, seit die Gerüchte um einen möglichen Thronfolgekrieg fett wie Sommerfliegen durch London schwirrten. Ja, nicht nur er war angespannt, die ganze City hielt den Atem an. Gestern hatten sie einen Balladenverkäufer bei den Ohren an den Schandpfahl genagelt, weil er – rein vorsorglich – ein Klagelied auf den Tod des Königs hatte drucken lassen.
    Nat erreichte die Einmündung zur Church Lane und spähte um die Ecke. Zwei Schatten bewegten sich vom Ende der Gasse auf ihn zu. Blitzschnell duckte er sich. Sein Herz pochte heftig. Hurenscheiße! Es war nach acht, und ehrliche Leute zogen sich Schlag sieben in ihre Häuser zurück. Konnten das Leute von Painbody sein? Diese ewige Angst, erwischt zu werden, machte ihn langsam wie eine Schnecke. Nicht die beste Voraussetzung, um sich als Laufbursche durchzuschlagen.
    Das Rumpeln von hölzernen Rädern setzte einen Augenblick lang aus und wurde von schiefen Pfiffen und Stimmen übertönt. Nat atmete auf. Nee, so einen Krach machte kein vernünftiger Dieb, wenn er bei Dämmerung auf Beutezug ging. Er schob sich in die Gasse. Zwei Burschen von zwölf oder vierzehn Jahren mühten sich mit einem mannshohen geschlossen Karren ab, den sie an einer Deichsel aus dem Morast zerrten. Ihr Gespräch verriet ihm, dass es Mistschräffler waren. Und Schlitzohren.
    »Haste das Loch im Karren groß genug gemacht?«
    »Jo, noch die Gasse hier, und wir sind den dämlichen

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