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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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legte schützend die Hände auf ihren Bauch.
    »Ich werde dir in meinem Haus eine Tinktur aus Frauenmantel und Tausendgüldenkraut geben. Hier kann ich die Kräuter nur mit Wein mischen.« Sie zerrieb die Kräuter über dem Becher und gab ihn Cass. Das Mädchen nahm einen tiefen Schluck und spürte das belebende Feuer, das der Wein durch ihren Körper schickte.
    »Nicht so hastig!«, mahnte Lunetta. »Du hast einen leeren Magen.«
    Cass fiel erschöpft und leicht benommen in die Kissen zurück. »Ich danke Euch. Ich danke Euch vielmals. Wer ... Wer seid Ihr?«
    »Mein Name ist Lunetta.«
    Cass fuhr aufgeregt hoch. »Warum wollt Ihr mir helfen?«, entfuhr es ihr, und sie wusste, dass sie diese Frage schon einmal gestellt hatte. »Kennt Ihr mich?«
    Ihre Retterin schüttelte verblüfft den Kopf. »Nein, ich tue nur meine Christenpflicht.« Sanft drückte sie Cass zurück auf das Lager. »Und nun keine weiteren Fragen. Du musst dich ausruhen. Versuche zu schlafen, ich kümmere mich um alles.«
    Nein, dachte Cass, sie konnte jetzt nicht ausruhen. Nicht bevor sie wusste, warum dieser Name ihr so wichtig erschien. Lunetta ... Woran erinnerte er sie nur? Die Liebe überwindet alles. »Kannst du dir das merken?«, fragte eine männliche Stimme in ihrem Kopf. Sie gehörte dem Mann mit dem Pechhaar. Es glänzte schwarz wie Rabenschwingen im Licht einer aufsteigenden Sonne. War er der Vater ihres Kindes? Ihr Herz schwieg. Hatte sie keine Liebe für ihn empfunden? »Ich verstehe das Lateinische sehr gut«, hörte sie aus der Ferne ihre eigene Stimme. Voller Zorn. »Aber nichts von der Liebe«, erwiderte der Mann mit dem Pechhaar schroff. Sie hatten einander gegenübergestanden und gestritten. Die Erinnerung drohte ihr zu entgleiten. Cass presste die Augen zusammen, ballte die Fäuste. Flüsternd beschwor sie ihr Gedächtnis: Omnia vincit amor.
    Alle Geräusche versanken um sie, das Schmatzen der Wellen, die gegen den Bootsrumpf schwappten, das Krächzen von Möwen, Lunettas Stimme, die dem Bootsführer vom Niedergang aus anwies, abzulegen, die scharfen Erwiderungen des Kommandanten.
    »Omnia vincit amor.« Warum hatte der Spanier das gesagt? Hatte er sie geliebt? Nein. Und der Spanier war auch kein Spanier, verflucht ... Sein Name war ... Sie klammerte sich an die Formel. »Omnia vincit amor«.
    Cass’ Kiefer verkrampften sich. Wie aus dem Nichts flutete eine Welle aus Schmerz über sie hinweg. Sie bäumte sich auf, krümmte sich wie ein gequältes Tier. Es war sinnlos. Der Schmerz presste sie gegen die Decksplanken, etwas schien sie von innen zu zerreißen. Und dann verebbte der Schmerz. Sie spürte Feuchtigkeit, Schweiß strömte ihr aus allen Poren. Cass keuchte, fühlte, wie ihr Körper sich wieder dem Schmerz entgegenbog. Sie schrie auf. »Helft mir!«
    Lunetta unterbrach ihr Wortgefecht mit dem Kommandanten, drehte sich zu ihr um und entdeckte einen hellen Blutfleck, der sich im Schoß des Mädchens bildete und den die Seide ihres Kleides aufsog.
    »Legt ab, legt sofort ab!«, schrie sie nach oben und eilte zu Cass. Sie sah, dass deren Augenlider flatterten, als müsse sie darum kämpfen, sie zu öffnen. Ihre blutleeren Lippen bewegten sich wie im Gebet. Aber was betete sie da? »Ol sonf vorsag ...«
    Das Boot schaukelte, draußen tauchten mit schlürfendem Geräusch Ruder ins Wasser. Durch die Kajütenfenster sah Lunetta einen glitzernden Schaumbogen. Sie beugte sich über die halb bewusstlose Cass. »Kannst du mich hören?«
    Die junge Frau nickte schwach, sie hielt die Augen geschlossen, aber ihre Miene entspannte sich.
    »Ich muss dich untersuchen«, sagte Lunetta.
    Wieder nickte Cass. Jetzt, wo es ruhig war, lag auf ihrem Gesicht eine Zartheit, die Lunetta ans Herz ging und die sie Hoffnung schöpfen ließ. Diese junge Frau wollte leben, und sie schien auch zu wollen, dass ihr Kind lebte – obwohl es von einem so schrecklichen Menschen wie ihrem Begleiter gezeugt sein musste.
    Behutsam schob Lunetta Cass’ Kleid hoch und untersuchte sie mit kundigen Händen. Die Schwangerschaft war noch jung. Die leichte Blutung war zum Stillstand gekommen und der Muttermund fest geschlossen. »Es droht kein Abort. Halte durch, in weniger als einer halben Stunde sind wir bei der Brücke. Ich werde dir helfen. Im Haus van Berck bist du sicher – auch vor dem Mann, der ... Verzeih.«
    Cass hatte die Augen aufgerissen. Van Berck ... Das war der Name, den sie gesucht hatte. Der Name des Spaniers. »Samuel van Berck«, stammelte sie

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