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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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seit Tagen nichts als Blut.« Scheyfve unterbrach kurz sein Kauen, um flüchtig ein Kreuzzeichen zu schlagen.
    »Das ist doch nicht neu«, winkte Zimenes ab.
    »Neu ist, dass Dudley Maria Tudor an den Hof zitiert hat. Ohne Zweifel, um sie zu töten. Wir müssen Englands wahre Königin warnen und in Sicherheit bringen, bevor er sie mit Gewalt holt.«
    »Ich sage, es geht zuerst nach London!« Zimenes drehte sich ungeduldig zu einem Flechtbett um, auf dem zerwühltes Bettzeug lag. »Wo bleibt Samuel nur?«
    »Er wird sich waschen. Wie Ihr legt er erstaunlich großen Wert auf Sauberkeit, und Eure Wundtinkturen in allen Ehren ... Einige riechen recht streng.«
    »Nicht anders als Euer Käse.«
    »Das ist nichts gegen den Gestank, als ihr Samuels Wunde mit heißem Öl ausgebrannt habt«, konterte Scheyfve und wischte sich die Finger am kaiserlichen Wams ab. »Entsetzlich.« Der Botschafter bekreuzigte sich wieder.
    »Das Kauterisieren ist barbarisch, aber es war die einzige Möglichkeit. Das Fleisch rund um den Einschuss war brandig. Wäre der Pfeil tiefer eingedrungen, hätte er Samuels Lunge durchbohrt, und jede Hilfe wäre zu spät gekommen.«
    Scheyfve reckte sich und präsentierte seinen Spitzbauch. »Aber nie und nimmer Jehan Scheyfve! Gott sei Dank war Samuel klug genug, das Kettenhemd zu tragen, das ich ihm empfahl. Meine Männer fanden ihn, nachdem wir vergeblich auf seine Meldung gewartet hatten, auf dem Wachturm! Samt Kettenhemd. Ein folgsamer junger Mann, mein bester! Ich danke dem Herrn, dass er bald wieder gesund und flink sein wird wie ein Wiesel.«
    »Aber nicht bereit für neue Dummheiten, dafür werde ich sorgen«, versetzte Zimenes verärgert. Er trat an Samuels Bett und ordnete mit fahrigen Gesten die Decken. »Wenn er zurückkommt, werde ich ihm sagen, dass sein Vater in Newgate sitzt. Lunetta bat mich, es ihm zu verschweigen, aber ich glaube, das wird ihn von der Lust auf Abenteuer nach Eurer Manier kurieren.«
    »Euer Neffe ...«
    »Großneffe«, korrigierte Zimenes.
    »... ist mir unentbehrlich und wie Ihr von wachem Verstand.«
    »Daran habe ich so meine Zweifel.« Zimenes’ Blick glitt über eine Truhe, die neben dem Bett stand. »Wo ist seine Kleidung? Der dunkle Talar und dieser Hut mit der breiten Krempe?«
    »Wo schon? Er wird sie anziehen, nachdem er sich gesäubert hat.«
    »Auf keinen Fall!«
    »Warum nicht? Er kann eine kleine Aufmunterung gebrauchen.«
    »Aufmunterung? Diese Lumpen sind nichts anderes als die Ausstattung eines Bettelstudenten.«
    »Er will wenigstens aussehen wie sein Vorbild, gönnen wir es ihm!« Scheyfve seufzte. »Die Mitglieder der Societas Iesu tragen solche Kleider mit Stolz. Ignatius von Loyola war ein bettelnder Student, als er im Jahr des Herrn 1534 seinen Orden in Paris gegründet hat, um die Welt wieder katholisch zu machen. Bis in den letzten Winkel.«
    »Was für ein Unsinn! Der Riss ist da, er geht durch ganz Europa. Wem hilft die Papsttreue eines Loyola, der von seinen Getreuen einen unbedingten Gehorsam fordert?«
    »... ac si cadaver essent?«
    Zimenes schnaubte. Viel hätte nicht gefehlt und der Sohn seiner geliebten Nichte Lunetta, wäre tatsächlich ein Kadaver gewesen. »Er wird auf dem Ritt nach London weltliche Kleidung tragen. Ich lasse nicht zu, dass er sich als Jesuit kostümiert und damit zur Zielscheibe aller Protestanten macht!«
    »Oder zum kommenden Helden, wenn wir direkt zu Maria Tudor reiten, um mit ihr um den Thron zu kämpfen«, warf Scheyfve ein. »Samuel wäre ein gemachter Mann. Ihm stünde eine glänzende Karriere bei Hof offen.«
    »Mit all dem ist ab sofort Schluss! Ich werde seine Verbände wechseln und ihm eins von meinen Gewändern leihen. Lunetta will ihren Sohn auf keinen Fall als Mönch in Empfang nehmen.«
    Scheyfve straffte sich. »Ich garantiere Euch: Das wird sie nicht. Aber mit Verboten und Beschimpfungen kommen wir nicht weiter. Ich verfolge einen Plan, der unser aller Interessen sinnvoll miteinander verbindet.«
    Mit gerunzelter Stirn schnitt Zimenes Leinenbinden zurecht. »Erspart mir Eure Lust an Verwicklungen.«
    »Welche Verwicklungen? Ich habe wie immer alles sorgsam bedacht: Samuel wird kein Mönch, aber kämpft für die Sache. Ihr sorgt dafür, dass Maria unversehrt zu Englands erster Königin gekrönt werden kann und irgendwann einem strammen Knaben das Leben schenken wird.«
    »Samuel geht mit mir nach London. Das ist der einzig vernünftige Plan.«
    Scheyfve verzog den Mund. »Zu einfallslos! Euer Neffe

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