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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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ein Leichtes gewesen, auch die Salbe so stark mit Gift zu versetzen, dass eine rasche und unumkehrbare Wirkung einträte. Was bezweckte der Mörder mit solch einer qualvollen Tötungsart? Nun, Sir Sidney musste wissen, von wem die Salbe stammte. Sie würde ihn danach fragen. Doch auch dann wäre das Rätsel um die verzögerte Wirkung noch nicht gelöst. Wenn sie nur Gabriel fragen könnte! Er war der beste Arzt, den sie kannte.
    Die Tür zum Keller öffnete sich. »Frau van Berck!«, rief eine Magd von oben. »Rasch. Er ist da!«
    Lunetta ließ das Töpfchen mit der Salbe in die Tasche ihrer Zierschürze gleiten. Die Ratte war vergessen. Mit einer Hand raffte sie die Röcke und eilte – immer zwei Stufen auf einmal nehmend – die Steinstiegen hinauf. Dort drückte sie der Magd den Kienspan in die Hand.
    »Wo ist er?«
    »Im Kontor eures Mannes. Ich wusste nicht, ob ich ihm sagen soll, dass Herr Lambert im Gefängnis ist.«
    Lunetta winkte ab. »Ich werde es ihm zu gegebener Zeit sagen. Jetzt gilt es, Dringenderes zu erledigen. Rasch, besorge einen Boten! Er soll zur Kirche der deutschen Hansekaufleute beim Stahlhof laufen, du weißt, warum. Mach schon, mach!«
    Lunetta griff nach der Börse, die an ihrem Gürtel hing und suchte zwei Kupfermünzen heraus. »Das sollte reichen. Sieh dich nach dem kleinen Burschen mit den flinken Beinen um. Er ist verlässlich.«
    Die Magd nickte, deutete einen Knicks an und verschwand, während Lunetta über den Korridor zwischen den Warenlagern zu einer reich geschnitzten Holztreppe eilte, die in den ersten Stock des Hauses führte. Atemlos erreichte sie die Tür zum Kontor. Sie versagte es sich, die Tür einfach aufzureißen, schloss kurz die Augen und sandte ein Stoßgebet zum Himmel. »Herr, gib mir die Kraft der richtigen Worte und zügele meine Ungeduld! Du weißt, ich liebe ihn. Ich will nicht glauben, dass er ein herzloser Mensch ist«. Oder gar noch Schlimmeres.
    Sie strich Kleid und Schürze glatt, fühlte das Salbentöpfchen und stellte es rasch auf eine Wandtruhe. Darum würde sie sich ein anderes Mal kümmern. Jetzt ging es um Samuel. Behutsam öffnete sie die Tür.
    Sie sah ihren Sohn am Schreibtisch beim Fenster stehen. Gedankenverloren fuhr er mit den Fingern über einen geschäftlichen Brief mit der Schrift seines Vaters. Scharf wie ein Schattenriss zeichnete sich sein Profil gegen das schräg einfallende Abendlicht ab. Seine Miene war bei Weitem zu düster für einen jungen Mann, der glücklich dem Tod entronnen war. Sie hoffte, es war ein Zeichen dafür, dass er sich größere Sorgen um Cass machte, als seine spröden Briefe bislang verraten hatten.
    »Samuel! Endlich!«
    Er hob den Kopf. Seine Mutter lief ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen, er öffnete die seinen. Sie umarmten sich schweigend. Zögernd löste Lunetta sich von ihm, um seine kraftvolle jugendliche Gestalt in sich aufzunehmen. Gabriel hatte ganze Arbeit geleistet, er verstand seine Profession. »Ich danke dem Herrn dafür, dass er dich verschont hat.«
    Die Mundwinkel ihres Sohnes hoben sich zu einem müden Lächeln. Seine Augen erreichte es nicht. »Der Dank gilt vor allem Kölns Harnischmachern, mit deren Kettenhemden unser Haus handelt. Ist Vater in Geschäften unterwegs?«
    Lunetta nickte vage. Sie wollte diesen Abend nicht mit der Geschichte um die Verhaftung seines Vaters verdunkeln. Heute gab es Anlass für Freude und Dankbarkeit. So hoffte sie zumindest.
    »Oh Samuel! Ich bin so froh, dass die Zeit der Ungewissheit vorbei ist, sie dehnte sich endlos, und als dieses verzweifelte Mädchen sagte, du seiest tot ...«
    Ihr Sohn wandte sich ungeduldig ab. »Wo ist sie?« Seine Stimme hatte einen frostigen Klang.
    Zögernd legte Lunetta ihre Hand auf seinen Arm. »Sie wird gleich kommen. Willst du nicht wissen, wie es ihr geht?«
    Ihr Sohn schwieg und starrte in die Brückengasse hinab.
    »Deine Cass ...«
    »Das ist sie noch nicht! Gönn mir die letzten Augenblicke der Freiheit, ich werde die Fesseln, die ich mir aus Dummheit selbst geschmiedet habe, lange genug tragen müssen.«
    Lunetta fuhr zurück. »Samuel, was redest du da? Das Mädchen hat wie du Entsetzliches erlebt, der Sturz in die Themse, das grässliche Gesindel, mit dem sie sich herumtrieb, als ich sie fand! Sag mir endlich, wer sie ist, woher sie stammt und was euch verbindet!«
    »Nichts außer einem unverzeihlichen Fehler.«
    »Du hast ihr deinen Opal gegeben, sie hütet ihn wie einen Schatz. Ihr müsst Euch einmal geliebt haben!

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