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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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so voller Abscheu über sie zu sprechen? Was auch immer sie getan haben mochte, sie war kein gefühlloses Biest! Seine Art von Ehrlichkeit und Kälte war widerwärtig!
    Sie reckte das Kinn. »Was die Zukunft angeht, stimme ich Euch zu.« Heftig und wie gegen ihren Willen fuhr sie fort: »Aber irgendwie muss ich dich Teufel einmal geliebt haben, sonst hätte ich mich kaum mit dir eingelassen und mein Leben riskiert!« Das Aufbegehren, sogar der Wortlaut dieses Satzes hatten einen vertrauten Klang. Samuel van Berck musste sie grausam im Stich gelassen haben.
    Auch jetzt machte er einen drohenden Schritt auf sie zu. »Was soll das? Willst du mich mit solchem Irrsinn reizen? Danke dem Herrn dafür, dass du lebst, und genieße von mir aus den Triumph deiner ewigen Lügen, aber treibe keine merkwürdigen Scherze mit mir.«
    Cass sah, dass sein Zorn echt war und dass sich darunter eine tiefe Kränkung verbarg. Sie spürte es, weil sie die Mischung aus beidem genau kannte, nur dass bei ihr mit einem Mal die Gefühle von Demütigung und Scham überwogen. Unsicher wich sie zurück, tastete nach Halt – nach einem Bettpfosten mit reichem Schnitzwerk. Bettpfosten? Ihr schwindelte, ein Schrei stahl sich in ihr hoch, zugleich fühlte sie, wie ihr die Kehle zu eng dafür wurde und sich eine lastende Schwere auf ihre Brust senkte. Ein reißender Schmerz durchfuhr ihren Schoß, fuhr ihr klingenscharf bis in die Brust. Er hatte nichts mit den Beschwerden ihrer Schwangerschaft zu tun. »Lass mich los, du Teufel!«, brach es aus ihr hervor. »Du bist widerwärtig!«
    Sie spürte, wie alle Kraft von ihr wich und – in diesem Augenblick ein Segen – auch ihr Gedächtnis. Die Wahrheit schien zu hässlich zu sein. Aber verflucht, sie wollte sie kennen. Cass riss das Gesicht hoch, suchte das von Samuel.
    Van Berck hatte sich zu ihr herabgebeugt. Was war das? Schon einmal hatte sie ihn in dieser Haltung gesehen, dazu den Ausdruck von Fassungslosigkeit in seinen Augen. Was fehlte, war der Zorn. Mitleid war an dessen Stelle getreten. »Cass, von wem sprichst du? Was hat de Selve ...« begann er und wurde von einem Klopfen an der Kontortür unterbrochen.
    »Samuel, der Priester ist unten. Ich bringe den Ring«, rief seine Mutter und öffnete. In den Händen trug sie einen Samtbeutel, auf dem Gesicht lag ein hoffendes Lächeln. Es gefror, als sie Cass vor Samuel kauern sah. »Mein Gott!« Sie flog durch den Raum zu der jungen Frau, drängte ihren Sohn zur Seite und legte den Arm um sie.
    Cass wehrte sie ab, während in rascher Folge Bilder grell und blendend wie Blitzschläge auf sie niederzuckten. Sie hatte einmal geliebt, und sie war geschändet worden. Von einem Mann, dem sie vertraut hatte und der sie verraten hatte. Von einem Mann mit karamellfarbenen Augen und Balsamstimme, der Stimme eines Franzosen. Dank Samuel van Berck buchstabierte ihr Gedächtnis mühelos seinen vollen Namen – Antoine de Selve – und verabschiedete sich mit dem Bild eines vollendet schönen Mundes. Er zerfloss wie formloser Nebel und hinterließ hellen Schmerz.
    »Was hast du getan, Samuel?«, rief Lunetta erbost.
    »Nichts!«, schrie Cass voller wütender Verzweiflung. In Samuels Richtung fuhr sie flüsternd fort: »Warum willst du mich heiraten? Du hasst mich zu Recht, und dieses Kind kannst du unmöglich lieben.« Sie schluckte. »Verzeih mir, was auch immer ich dir angetan habe, es muss schrecklich gewesen sein.«
    Lunetta warf ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick zu. Alle Kälte schien von ihm gewichen zu sein, jedoch keinem Ausdruck von Wärme, sondern Zweifeln und Unentschlossenheit. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Ehe.
    »Er wird dich zur Frau nehmen«, sagte Lunetta scharf, »einerlei, was er dabei empfindet.« Sie riss den Samtbeutel auf, zog den Ring hervor und schob ihn auf Cass’ Finger. »Hier, sein Opal, ich habe ihn fassen und den Wahlspruch unserer Familie eingravieren lassen. Omnia vinci t ...«
    Samuel hob die Hand. »Mutter, nicht! Lass uns bitte allein, ich muss mit ihr reden ...«
    »Du hast genug angerichtet. Ich will nichts mehr hören«, sagte Lunetta scharf. Energisch winkte sie nach dem verdutzt dreinschauenden Priester in der Soutane eines anglikanischen Geistlichen.
    »Eh, soll ich wirklich?«
    »Ja«, antwortete Samuel van Berck fest und deutlich.
    Cass befreite sich aus Lunettas Armen los. »Nein! Ich kann dich nicht heiraten. Das wäre unerträglich.«
    »Ich will es«, sagte Samuel eindringlich. »Bitte glaube

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