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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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der Tür zum Kontor und holte tief Luft. Entsetzen packte sie, als ihr ein schwerer, süßlich herber Geruch in die Nase stieg. Patchouli. Ihre Augen fanden ein Salbentöpfchen auf der Truhe. Es musste Lunetta gehören. Rasch pochte sie an die Tür des Kontors. Ledersohlen glitten über Dielenboden. Die Hausherrin öffnete die Tür und ergriff ihre Hand.
    »Ich freue mich, dass du hier bist«, sagte sie ein wenig zu eindringlich, wie Cass fand. Lunetta zog sie über die Schwelle und führte sie in die Mitte des Raumes. »Deine Braut, Samuel.«
    Ihr Sohn stand mit dem Rücken zu ihnen beim Fenster. Er machte keine Anstalten, sich umzudrehen. Die einsetzende Dunkelheit umfing ihn wie ein weiter Mantel. Seine Mutter entzündete mit einem Kienspan mehrere Kerzen. Warm fing sich der Schein der Flammen auf der Vertäfelung des Raumes und verlieh den Farben der Wandbehänge Glut und Tiefe. Freundliche und leidenschaftliche Liebesszenen waren darauf zu Bildern verwoben, Geschichten von Eros, Venus und Psyche.
    Wehmütig dachte Lunetta an die Behaglichkeit und den Frieden, den Lambert und sie all die Jahre über in diesem Raum gefunden hatten. Ihre Liebe hatte auf einem Fest in Köln begonnen. Wider Willen. Zumindest auf Seiten Lamberts, den sein Prunk liebender Vater gezwungen hatte, als geflügelter Amor neben ihr als Psyche auf einer Schaubühne zu posieren. Ein tableau vivant, das sehr lebendig geworden war und sie auf immer verbinden würde. Gott würde ihren Gatten schützen und diese beiden halben Kinder segnen, vielleicht gab es noch Hoffnung.
    »Ich werde unten auf den Priester warten.«
    Lunetta ging zur Tür. Auf der Schwelle warf sie einen Blick zurück in den Raum. Aufrecht und reglos verharrte Cass in der Mitte des Kontors, ihr Sohn stand immer noch beim Fenster. Die da viel lieben, die schweigen selig , hieß es bei Mechthild von Magdeburg, aber in diesem Fall lag die Sache anders. Ihr Sohn und Cass trugen ein stummes Gefecht aus. Leise verließ Lunetta den Raum. Die Tür glitt ins Schloss, seufzend schnappte der Riegel ein.
    Das Geräusch ließ Cass zusammenzucken. Es war ihr merkwürdig vertraut, und wie der Duft von Patchouli war er der Nachhall einer Erinnerung. Sie schloss die Augen. Endlose Korridore bei Nacht ... eine Tür zu einem Raum, in dem ein Mann auf sie wartete ... wie jetzt ... weiter, weiter ... Ihr Gedächtnis war ein grausamer Scherzteufel, ihm gefiel es, scharfe Bilder zu verweigern und stattdessen immer und immer das Gefühl größter Bedrohung in ihr zum Leben zu erwecken. Auch jetzt überkam es sie, aber da war noch etwas ... Cass riss die Augen auf. Verlangen!
    Samuel van Berck hatte sich zu ihr umgedreht. Er war der Mann aus ihren Träumen, und er war zugleich ein Fremder. Ihre Blicke kreuzten sich. Seine waren feindselig, wie sie erwartet hatte, aber etwas daran stimmte nicht. Die Farbe seiner Augen war falsch. Sie waren zu dunkel, und der Widerwillen darin war zwar deutlich, aber er jagte ihr nicht das Entsetzen ein, das sie bei Nacht einholte und hochschrecken ließ.
    Hatte sie einmal lichte Gefühle, Begehren, sogar Liebe für ihn empfunden? Und er für sie? Zaghafte Hoffnung glomm in ihr auf und verlosch wie ein Funken auf feuchtem Zunderschwamm. Wenn das Begehren verblasst, verblasst gemeinhin auch die Liebe , flüsterte es in ihr. Wann hatte sie das gesagt? Vorsicht!, mahnte ihr Verstand. Ihr Herz schwieg. Nein, entschied Cass, ich kann keine liebevollen Gefühle mit diesem Mann in Verbindung bringen, die Furcht überwiegt.
    Samuel van Berck sprach als Erster. »Keine grüne Seide diesmal? Nicht einmal ein Perlenbogen im Haar? Bescheidenheit mag eine Zier sein. Sie steht dir so wenig wie dieses Schwarz«, sagte er kalt.
    »Ich finde, es erfüllt seinen Zweck«, gab Cass nicht weniger eisig zurück und hielt seinem Blick stand.
    »Bei meiner Mutter scheint das zuzutreffen. Sie hat ein überaus gütiges Herz.«
    »Anders als Ihr , wie mir scheint.«
    »Ihr? Warum so förmlich, Cass? Aber gut, ich sehe, wir können uns darauf einigen, wenigstens voreinander keinen Wunsch nach Nähe oder Gefühle zu heucheln, die wir nie füreinander empfinden werden.« Samuel trat an den Schreibtisch seines Vaters, strich ein Dokument glatt und legte einen Federkiel zurecht. »Das ist der Heiratsvertrag. Er ist nicht lang, da du, verzeiht, Ihr , keine Mitgift einbringen werdet. Außer der Begabung zu raffiniertestem Schwindel.«
    Cass warf ihm einen zornigen Blick zu: Wer oder was gab ihm das Recht,

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