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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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abweisend.«
    Scheyfve grinste. »Mein Freund, das lag an dem Jesuitengewand, das ich ihm geschenkte habe! Erfüllte Wünsche entpuppen sich rasch als Fluch. Das Mönchshabit muss ihm höchst unbequem vorgekommen sein, nachdem er sich als rächender Engel für eine hübsche Frau versucht hatte. Ihr seht, Umwege sind eben auch Wege. Freut Euch mit mir. Euer Großneffe ist von seinem Wunsch nach Weltentsagung gründlich kuriert, und jetzt können wir endlich Maria dienen.«
    Zimenes Rappe hob witternd die Nüstern, stellte die Ohren auf und tat einen Satz. Jenseits der Hecke ertönte ein leises Wiehern.
    Scheyfve nickte zufrieden. »Ah, das muss Samuel sein.«
    »Für einen verliebten Ehemann hat er es ziemlich eilig, von seinem Weib wegzukommen«, wunderte sich Zimenes.
    »Samuel ist eben ein pflichtbewusster Mann. Er wird die Hochzeitnacht ausgelassen haben. Nun ja, sie war ja auch schon vollzogen, wie ich den Briefen Lunettas entnehmen konnte.«
    Scheyfve zwängte sich erstaunlich wendig durch das Gebüsch. Davor stand schnaubend und scharrend eine weiße Stute. Samuels Stute aus den Ställen von Greenwich. Doch der Reiter war ein anderer. Er trug eine schwarze Pagentracht, war dünn wie eine Bohnenstange und bemühte sich um eine stolze Sattelhaltung.
    »Wer bist du«, fragte Scheyfve höchst überrascht.
    »Euer Sekretär schickt mich aus Greenwich. Ich soll Euch sagen, der König ist wieder bei Kräften. Ihr sollt sofort kommen.«
    Scheyfve schüttelte ungläubig den Kopf. »Edward ist genesen?«
    Der Page zuckte die Achseln. »So heißt es, er wird in den nächsten Tagen eine Audienz halten. Auch seine Schwestern Maria und Elisabeth will er empfangen.«
    Scheyfve war verblüfft. »Das kann nicht wahr sein! Du musst dich irren.«
    Der Page schüttelte den Kopf. »Euer Sekretär bat mich, Euch das zu geben, um Eure Zweifel zu zerstreuen.« Der Jüngling zog ein Kettchen unter seinem Wams hervor, daran baumelte ein Stein. Er glomm im Licht der aufsteigenden Sonne.
    »Sir Sidneys Opal!«, stieß Scheyfve hervor. »Beim Blute Christi! Er muss es wissen. Wie überaus ärgerlich, das bringt meine sorgfältigen Pläne durcheinander.«
    »Das kommt davon, wenn man Gott spielt!« , ertönte hinter ihm die trockene Stimme von Zimenes. »Auf nach Greenwich! Ich nehme an, diesmal verzichtet Ihr lieber auf Umwege. Wir nehmen ein Schiff. Die Flut wird für eine schnelle Passage sorgen.«
    Scheyfve seufzte und betrachtete den Opal. »Nun denn, omnia, vincit amor! «
    »Ich glaube kaum, dass es darum geht«, erwiderte Zimenes nüchtern.

6.
    L ONDON
    S ONNTAG, 16. J UNI
    Das fahle Morgenlicht fand keinen Weg in die verklausterte Dachkammer der Hurenschenke am Markt von Newgate. Cass lag an eine Bretterwand gepresst. Sie zitterte. Wenn nur dieses Keuchen, Schnaufen und Stöhnen nicht wäre! »Schlaf immer schnell ein und hör nicht drauf, was nebenan geschieht«, hatte Nat geraten, als er sie vor zwei Nächten hier einquartiert hatte. »Bess hat mir versprochen, dass sie nur in dringenden Fällen ihren Geschäften nachgeht.« Vor wenigen Stunden hatte er sich, wie immer, wenn es dunkel wurde, auf den Weg zum Tollhaus gemacht.
    »Bist feurig heut, das is gut!« , gurrte Bess hinter der Bretterwand und stöhnte übertrieben auf. »Und so groß! So riesengroß! Ja! Ja, Ja! Mach, mach schneller! Mach schon!«
    »Halts Maul und stör mich nicht«, schnaufte ihr Freier.
    »Echte Kerle mögen das«, erwiderte Bess beleidigt. »Aber du ...«
    Cass zuckte zusammen, als sie klatschende Geräusche vernahm, gefolgt von einem unterdrückten Wimmern, das seinen Zweck zu erfüllen schien. Der Freier keuchte voller Wollust.
    »Die Blattern über dich und deinesgleichen!«, schrie Bess.
    Cass hielt den Atem an und fuhr von ihrem Lager hoch. Wie konnte die Hure so unbedacht sein? Sie hatte es geahnt: In schneller Folge prasselten Schläge auf nacktes Fleisch.
    Ekel und Wut flammten in Cass auf. Sie kroch von dem Strohsack, den Nat ihr in dem geteilten Giebel der Hurenschenke angemietet hatte, und tastete sich im Dunkeln an der Wand entlang. Und immer wieder die Schläge und das schmerzvolle Winseln! Koste es, was es wolle, sie würde der Frau beispringen.
    Cass wollte schon die Tür, die die schäbigen Dachkammern miteinander verband, aufreißen, als jemand losschimpfte: »Schluss damit, du Bohnenstange. Ich lass mich nich von nem verdrehten Piephahn wie dir abschlecken.« Cass prallte zurück. Das war Bess, die so gar nicht mehr verängstigt

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