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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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schluchzte.
    West ging neben ihr in die Hocke und strich ihr behutsam die Tränen aus den Augen. »Hey, Kleines«, sagte er in einem sanften Tonfall, der ganz und gar nicht zu seinem ramponierten Äußeren passte.
    »Sie … sie haben ihn einfach umgebracht. « Sie schluckte. »Sie haben Noddy umgebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Wieso haben sie das gemacht? Er hat ihnen doch nichts zuleide getan.«
    »Nein, das nicht«, sagte West. »Aber das, was wir hier getan haben, hat ein paar große Länder ziemlich sauer gemacht – weil sie Angst haben, sie könnten ihre Macht verlieren. Deshalb haben sie Noddy umgebracht.« Er zerzauste ihre Haare, als er aufstand. »Hey. Mir fehlt er auch.«
    Müde, zerschlagen und seinerseits tieftraurig wegen Noddys Tod, zog sich West in seine kleine Kabine im Heck der Maschine zurück.
    Er warf sich auf sein Feldbett und war im nächsten Moment eingeschlafen.
    Er schlief fest und träumte allerlei wirres Zeug – von Kammern, die mit Fallen gespickt waren, von steinernen Altären, Gesängen und Schreien, von Lavabächen, die er überwinden musste.
    Doch diese Träume waren kein Produkt von Wests Phantasie.
    All das hatte sich tatsächlich zugetragen, zehn Jahre zuvor …

Ein früherer Auftrag
Der Vulkan

    IM NORDOSTEN VON UGANDA
    20. März 1996
    10 Jahre zuvor



Im Vulkan Kanjamanaga
    Uganda, Afrika
    20. März 1996, 11:47

    Immer wieder hatte West diese Traumgesichter:
    Verzweifelt rennt er mit Wizard einen uralten, aus dem Gestein gehauenen Gang entlang, auf die laut dröhnenden Trommeln zu, den Gesang und die entsetzten Schreie der Frau.
    Es ist heiß.
    Höllisch heiß.
    Und da sie in einem Vulkan sind, sieht es auch aus wie in der Hölle.
    Sie sind nur zu zweit – dazu natürlich Horus. Das Team gibt es seinerzeit noch nicht.
    Ihre Kleidung ist voller Schlamm und Teer – sie haben einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich. West trägt seinen Feuerwehrhelm und Militärstiefel mit dicken Sohlen. Er ist zehn Jahre jünger, genau 27, und idealistischer, aber schon genauso energisch. Die Augen sind zusammengekniffen, konzentriert. Und der linke Arm ist noch unversehrt.
    Bomm-bomm-bomm! dröhnen die Trommeln.
    Der Gesang schwillt an.
    Die Schreie der Frau durchschneiden die Luft.
    »Wir müssen uns beeilen!«, drängt Wizard. »Sie haben mit dem Ritual angefangen!«
    Sie rücken durch etliche Gänge vor, alle voller Fallen, die West entschärft.
    Vampirfledermäuse, die allerlei üble Krankheiten übertragen, stürzen sich mit gefletschten Fangzähnen aus den Spalten in der Decke auf sie – doch sofort schwingt sich Horus von Wests Schulter auf und stürzt sich mit gespreizten Klauen auf sie. Schnappt sie sich mitten in der Luft. Schreie und Kreischen. Zwei Fledermäuse schlagen am Boden auf, von dem kleinen Falken zu Fall gebracht.
    Die anderen schwärmen auseinander, so dass die beiden Männer zwischen ihnen hindurchstürmen können, und kurz darauf stößt Horus wieder zu ihnen.
    West steht vor einem langen, abschüssigen Stollen. Er sieht aus wie ein 100 Meter langes steinernes Rohr, das steil nach unten führt, gerade groß genug, dass er im Sitzen hineinpasst.
    Die Trommeln dröhnen.
    Der teuflische Gesang ist jetzt ganz nahe.
    Die gellenden Schreie sind schlimmer als alles, was West jemals gehört hat – gepeinigt, verzweifelt, animalisch.
    West wirft einen Blick zu Wizard.
    Der Ältere winkt ihn weiter. »Los, Jack! Los! Geh vor! Ich komme nach!«
    West springt mit den Füßen voran in die Röhre und rutscht schnell hinab.
    Nachdem er fünf Fallen ausgeschaltet hat, kommt er am Fuß der Röhre heraus und landet …
    … auf einer Art Balkon.
    Ein Balkon, der über einer großen Zeremonienhöhle liegt.
    Er späht über die Brüstung des Balkons und sieht eine entsetzliche Szene.

    Die Frau liegt mit gespreizten Beinen auf einem rohen Steinaltar, windet und wehrt sich gegen die Fesseln, die sie festhalten.
    Sie ist von 20 Gestalten umgeben, die wie Priester wirken. Alle tragen schwarze Kutten mit Kapuzen und die Furcht erregenden Schakalmasken des ägyptischen Totengottes Anubis.
    Sechs der Priester schlagen mächtige, mit Löwenfell bespannte Trommeln.
    Die übrigen stimmen einen Gesang in einer unbekannten Sprache an.
    Um den Ring der Priester stehen 16 Fallschirmjäger in voller Kampfmontur, ihren entschlossenen Blick nach außen gerichtet. Sie sind Franzosen, allesamt mit hässlichen FN MAG Sturmgewehren ausgerüstet.
    Aber Wests Augenmerk gilt vor allem der Kammer

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