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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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raschen Schwung zuvor und stürmt in die Mitte der Kammer, wo er sich über den Leib der Frau beugt.
    Er prüft kurz den Puls und stellt fest, dass sie tot ist.
    West schließt die Augen.
    »Es tut mir so Leid, Malena …«, flüstert er, »… so Leid.«
    »Jack! Beeil dich!«, ruft Wizard vom Balkon. »Die Lava!«
    Die Lava ist nur noch acht Meter entfernt … und nähert sich von beiden Seiten.
    Aus einem rechteckigen Loch über dem Haupteingang quillt ein Lavaschwall und bildet einen Vorhang, der den Ausweg versperrt.
    West legt die Hand auf das Gesicht der Frau und schließt ihre Augen. Sie ist noch warm. Sein Blick schweift über ihren Körper, den Unterleib, die erschlaffende Haut an ihrem schwangeren Bauch, die jetzt, da das Kind entbunden ist, leicht runzlig wirkt.
    Dann berührt West aus irgendeinem Grund ihren Bauch.
    Und spürt einen leichten Tritt.
    Erschrocken springt er zurück.
    »Max!«, schreit er. »Komm her! Sofort! «

    Ein schauriges, aber eindringliches Bild: Inmitten der näher rückenden Lava und unter der sich stetig senkenden Decke nehmen die beiden Männer mit Wests Leatherman-Messer einen Kaiserschnitt am Körper der Toten vor.
    Dreißig Sekunden später holt Wizard ein ZWEITES Kind aus der aufgeschnittenen Gebärmutter.
    Es ist ein Mädchen.
    Ihre Haare kleben am Schädel, der Leib ist mit Blut und Körpersäften überzogen, die Augen sind geschlossen.
    West und Wizard, zwei schmutzige, abgerissene Abenteurer am Ende einer langen Reise, betrachten sie wie zwei stolze Väter.
    Vor allem West mustert sie völlig verzückt.
    »Jack!«, sagte Wizard. »Komm schon! Wir müssen von hier weg.«
    Er dreht sich um und will das herabhängende Seil ergreifen – doch in diesem Moment wird es vom Lavastrom erfasst und geht in Flammen auf.
    Auf diesem Weg gibt es kein Entrinnen.
    West, der das Baby im Arm hält, fährt herum und schaut zum Haupteingang.
    Ein fünfzehn Meter breiter und etliche Zentimeter tiefer Lavastrom versperrt den Weg.
    Und dann ist da noch der Vorhang aus herabquellender Lava, der den Durchgang blockiert.
    Aber dann sieht er es, links von der Tür in den steinernen Rahmen gehauen – ein kleines, rundes Loch, etwa handbreit, vom gleichen herabquellenden Lavavorhang verdeckt.
    »Wie dick sind deine Sohlen?«, fragt West.
    »So dick, dass sie ein paar Sekunden lang halten«, erwidert Wizard. »Aber diesen Lavastrom von oben können wir nicht abstellen.«
    »Doch, können wir.« West deutet mit dem Kopf zu dem kleinen Loch. »Siehst du das Loch da. Im Innern ist eine steinerne Drehscheibe, verborgen hinter dem Lavavorhang. Eine Art Schaltmechanismus, mit dem man diesen Lavastrom abstellen kann.«
    »Aber Jack, jeder, der da reinlangt, verliert seinen –«
    Wizard sieht, dass West nicht zuhört. Der Jüngere starrt nur wie gebannt auf das Loch in der Wand.
    West beißt sich auf die Unterlippe, denkt über das Unvorstellbare nach.
    Er schluckt, dann wendet er sich an Wizard. »Kannst du mir einen neuen Arm konstruieren, Max?«
    Wizard erstarrt.
    Er weiß, dass es der einzige Ausweg aus dieser Höhle ist.
    »Jack, wenn du uns hier rausbringst, verspreche ich dir, dass ich dir einen Arm baue, der besser ist als der, mit dem du geboren bist.«
    »Dann trag du sie und lass uns gehen.« West reicht Wizard das Baby.
    Und dann laufen sie los, durch die zentimetertiefe Lava, die sich langsam ausbreitet, West voran, Wizard und das Baby hinter ihm. Sie ducken sich unter der immer weiter sinkenden Decke, und die dicken Sohlen ihrer Stiefel schmelzen bei jedem Schritt ein Stück ab.
    Schließlich erreichen sie den von Lava verdeckten Ausgang. Jetzt dürfen sie keine Zeit mehr vergeuden. West geht sofort zu dem kleinen Loch neben dem Durchgang, holt tief Luft und –
    – steckt den linken Arm bis zum Ellbogen in das Loch, durch die glühende Lava!
    »Ahhhh!«
    Der Schmerz ist schlimmer als alles, was er bisher erlebt hat. Er ist schier unerträglich.
    Er sieht, wie sich die Lava durch seinen Arm frisst wie ein Schneidbrenner durch ein Stück Metall. Bald wird er ihn verlieren, aber einen Moment lang hat er noch Gefühl in den Fingern, und genau das braucht er, denn plötzlich stößt er auf irgendetwas.
    Eine steinerne Drehscheibe im Innern des Loches.
    Er ergreift die Scheibe und im letzten Moment, bevor sein Unterarm abgetrennt wird, dreht Jack West jr. sie um, und mit einem Mal reißt der Lavastrom in der Kammer ab.
    Die Decke sinkt nicht mehr tiefer.
    Die auf die Tür herabquellende Lava

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