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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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selbst.
    Sie ist direkt aus dem vulkanischen Gestein gehauen, achteckig und führt in den rotglühenden Schlot des Vulkans.
    Außerdem ist sie – uralt.
    Sämtliche Oberflächen sind glatt. Die steinernen Wände sind so gekonnt behauen, dass sie beinahe außerirdisch wirken. Scharfkantige, rechteckige Röhren ragen aus den Seitenwänden.
    Die Wände sind mit Hieroglyphen übersät. Die größte Inschrift, die in riesigen Bildzeichen über dem Haupteingang prangt, lautet:

    »Begibst du dich willentlich in die Arme von Anubis, dann wirst du über die Ankunft von Ra hinaus leben. Begibst du dich gegen deinen Willen in seine Arme, dann wird dein Volk eine Aon Jahre herrschen, doch du wirst nicht mehr leben. Begibst du dich nicht in seine Arme, dann wird die Welt nicht mehr sein.«

    An der Decke befinden sich etliche Vertiefungen, die genau den Ausbuchtungen am 15 Meter tiefer gelegenen Boden entsprechen.
    Außerdem ist in der Decke ein schmaler Schacht, der ins Gestein getrieben wurde – genau in der Mitte, unmittelbar über dem Altar.
    Der enge Schacht muss bis an die Oberfläche reichen, denn in diesem Moment fällt ein Strahl der Mittagssonne – genau senkrecht, dünn wie ein Laser und gleißend hell – durch das winzige Loch und trifft …
    … auf den Altar, auf dem die Frau liegt.
    Und noch etwas:
    Die Frau ist schwanger.
    Mehr als das.
    Sie ist dabei, ein Kind zu gebären …
    Die Geburt ist offensichtlich sehr schmerzhaft, doch das ist nicht der einzige Grund für ihre Schreie.
    »Nehmt mir mein Kind nicht weg!« , schreit sie. »Nehmt … mir … mein … Kind … nicht … weg!«
    Die Priester singen weiter, ohne ihr Flehen zu beachten, schlagen die Trommeln.
    West, der durch einen 15 Meter breiten und wer weiß wie tiefen Abgrund von der Zeremonienkammer getrennt ist, kann dem Schauspiel nur ohnmächtig zusehen.
    Und dann ertönt inmitten des Getöses ein weiterer Schrei.
    Der Schrei eines Babys.
    Das Kind ist geboren …
    Die Priester jubeln.
    Und dann nimmt der Oberpriester – er allein ist in rote Gewänder gekleidet und trägt keine Maske – das Kind vom Leib der Mutter und hält es hoch, in den laserdünnen, senkrecht einfallenden Sonnenstrahl.
    »Ein Junge!«, ruft er.
    Wieder jubeln die Priester.
    Und in dem Moment, als der Oberpriester das Kind hochhält, sieht West sein Gesicht.
    »Del Piero …«, stößt er aus.
    »Bitte, lieber Gott, nein«, heult die Frau. »Nehmt ihn nicht weg. Nein! Neiiin!«
    Doch sie nehmen ihn an sich.
    Die Priester ziehen durch den Haupteingang auf der anderen Seite der Kammer hinaus, überqueren in wallenden Kutten eine kurze Brücke. Sie haben den Jungen in ihrer Mitte und werden von den bewaffneten Fallschirmjägern flankiert.
    Unterdessen zieht die Mittagssonne weiter, und der gleißende Lichtstrahl erlischt.
    Der Oberpriester – Francisco del Piero – bricht zuletzt auf. Mit einem letzten Blick tritt er auf einen Stein am Haupteingang und verschwindet.
    Die Reaktion erfolgt augenblicklich.
    Glühende Lavaströme quellen aus den rechteckigen Röhren in der Höhlenwand. Die Lava breitet sich am Boden der Kammer aus und nähert sich dem steinernen Altar in der Mitte.
    Gleichzeitig senkt sich die Decke der Kammer – die unregelmäßige Fläche bewegt sich auf die entsprechenden Ausbuchtungen am Boden zu. Erst jetzt bemerkt West, dass der Altar genau in eine der Vertiefungen passt.
    Die Frau auf dem Altar nimmt es nicht wahr.
    Sie verstummt, sackt auf den Altar zurück, sei es aus Seelenqual oder aufgrund des Blutverlusts, und regt sich nicht mehr.
    Wizard taucht neben West auf und wirft einen Blick auf die schreckliche Szene.
    »O mein Gott, wir kommen zu spät«, stößt er aus.
    West steht rasch auf.
    »Es war del Piero«, sagte er. »Mit französischen Fallschirmjägern.«
    »Der Vatikan und die Franzosen haben ihre Truppen vereint …«, keucht Wizard.
    Aber West hat bereits eine Druckluftpistole gehoben und feuert damit auf die sinkende Decke der Kammer. Der Kletterhaken bohrt sich ins Gestein. Ein Seil ist daran befestigt.
    »Was, um alles auf der Welt, hast du vor?«, fragt Wizard besorgt.
    »Ich will da rüber«, sagt West. »Ich habe versprochen, dass ich für sie da bin, und ich habe versagt. Ich werde nicht zulassen, dass sie zermalmt wird.«
    Und damit schwingt er sich über den gähnenden Abgrund.

    Die Decke sinkt immer tiefer.
    Die Lava breitet sich zu beiden Seiten über den Boden aus und nähert sich dem Altar.
    Aber West kommt ihr mit seinem

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