Das Tartarus-Orakel
kamen zwei weitere, dann noch zwei und wieder zwei.
Die acht französischen Soldaten rückten sofort zur Treppe des Busses vor, die Waffen im Anschlag, bereit, das Unterdeck zu stürmen …
… als West unten rief: »Stretch! Sie sind auf dem Dach! Siehst du die Ausfahrt da vorn! Roll uns drüber!«
Unmittelbar vor ihnen war eine weitere Brücke, zu der eine steil ansteigende Ausfahrt auf der rechten Seite der Uferstraße führte. Ein niedriger Fahrbahnteiler aus Beton trennte die Auffahrt von der Straße, die in einem Tunnel unter der Überführung hindurchgeleitet wurde.
»Was!«, schrie Stretch zurück.
»Mach es einfach!«, brüllte West. »Alle Mann festhalten! Ganz fest!«
Sie stießen mit vollem Tempo auf die Ausfahrt, hoben kurz ab –
– und im gleichen Moment riss Stretch das Steuer nach links, worauf der Bus ausbrach, auf den Fahrbahnteiler prallte …
… und kippte!
Der Doppeldeckerbus geriet aus dem Gleichgewicht, überschlug sich und rollte über die Betonbande – landete wieder auf der Uferstraße, wo er mit dem offenen Oberdeck aufschlug …
… und die acht französischen Soldaten auf dem Dach zerquetschte.
Aber das war noch nicht alles.
Der mit voller Wucht aufprallende Bus wurde wieder hoch geschleudert, landete auf den Rädern und überschlug sich ein weiteres Mal – knallte dann an die gegenüberliegende Mauer der Unterführung, wo er erneut abprallte, durch den tiefen Sturz aber immer noch so viel Schwung hatte, dass er sich wie durch ein Wunder wieder aufrichtete und weiterfuhr, in den Tunnel hinein.
Die Insassen des Busses kamen sich vor wie in einer Achterbahn mit Looping und Überschlag.
Wests Team – Lily eingeschlossen – wurde hin und her geschleudert, aber sie überlebten das Manöver.
Sie lagen noch immer auf dem Boden, als West sich wieder aufrappelte und die Sache in die Hand nahm.
Er löste Stretch am Steuer ab, als ihr eingedellter und durchgestauchter Bus aus dem Tunnel kam und ins Arsenalviertel stieß. Der Super Puma, dessen Insassen gesehen hatten, dass West zu allem bereit war, wenn jemand den Bus zu stürmen versuchte, flog jetzt tief über dem Fluss neben ihnen her.
Und dann tauchten vor ihnen die Stahl- und Glastürme des Wirtschaftsministeriums auf.
»Die Brücke vor uns ist der Pont d’Austerlitz«, sagte Pooh Bear, der über Wests Schulter spähte. »Danach kommt die Charles-de-Gaulle-Brücke!«
»Alles klar«, sagte West. »Sag allen Bescheid, dass sie ihre Ponyflaschen und Brillen bereithalten sollen. Danach geht ihr an die Türen. Los!«
Pooh Bear trommelte alle zusammen – Lily, Stretch und Big Ears –, und dann begaben sie sich an die Seiten- und Hintertüren des Busses.
Der Bus schoss am Pont d’Austerlitz vorbei und donnerte auf die nächste Brücke zu, den Pont Charles de Gaulle. Die Charles-de-Gaulle-Brücke führte ebenfalls nach rechts über den Fluss, und dahinter ragten die Glastürme des Wirtschaftsministeriums auf.
Die Uferstraße stieg hier an, bevor sie auf die Brücke stieß, und bildete eine Art Rampe, die West nutzen wollte.
Er gab also Vollgas, statt abzubremsen, wie jeder andere Fahrer in Paris, wenn er auf eine Ausfahrt abbog.
Und so stieß er mit Höchstgeschwindigkeit auf die Charles-de-Gaulle-Brücke, wo der ramponierte Doppeldeckerbus seine letzte große Tat vollbrachte.
Er durchbrach das niedrige Geländer auf der anderen Seite der Brücke, schoss in hohem Bogen durch die Luft, weit über die Seine hinaus, kippte dann vornüber, als sich West aus dem Führerhaus warf und die anderen aus den Türen sprangen, und stürzte in den Fluss.
Die vier Insassen flogen durch die Luft und landeten neben dem Bus im Wasser, als er in einer mächtigen Fontäne in der Seine aufschlug.
Doch zum Entsetzen der Besatzungen in den beiden Hubschraubern, die sie verfolgten, tauchten sie nicht wieder auf.
Unter Wasser allerdings tat sich etwas.
Alle waren unversehrt aus dem Bus gekommen, trugen jetzt Taucherbrillen und atmeten aus Ponyflaschen, als sie sich um West sammelten.
Sie schwammen durch das trübe braune Wasser des Flusses, auf das Feldsteingemäuer unter der Charles-de-Gaulle-Brücke am Nordufer der Seine zu.
Hier war unterhalb des Wasserspiegels ein altes, rostiges Tor aus dem 16. Jahrhundert in das mittelalterliche Mauerwerk eingelassen.
Das Vorhängeschloss, mit dem es verriegelt war, wirkte neu und stark, war es aber nicht mehr, seit Pooh Bear an diesem Morgen mit einem Bolzenschneider hier gewesen war. Es
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