Das Tartarus-Orakel
er.
»Die werden sie nicht einsetzen!«, rief West. »Sie können nicht riskieren, dass das Stück zerstört wird!«
»West!« , ertönte Stretchs Stimme über Funk. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie eine Straßensperre errichten! Was sollen wir machen?«
»Wir fahren schneller!«, erwiderte West. »Wir müssen zur Charles-de-Gaulle-Brücke kommen –«
Schumm –!
Sie rasten aus dem Tunnel, ans Tageslicht, und sahen prompt, wie zwei französische Militärhubschrauber über ihnen in Stellung gingen.
Es waren zwei unterschiedliche Typen – der eine war eine kleine Gazelle, ein Kampfhubschrauber, der mit allerlei MGs und Raketen bestückt war.
Der andere war größer und furchteinflößender; es war ein Super Puma, ein Truppentransporter, das französische Gegenstück zum amerikanischen Super Stallion. Der große und leistungsfähige Super Puma kann bis zu 25 Soldaten mit voller Bewaffnung befördern.
Und genau die hatte dieser Hubschrauber an Bord.
Als er tief über dem Doppeldeckerbus flog, der die ständig auf- und wieder abwärts führende Straße am Nordufer der Seine entlangraste, wurde die Seitenluke aufgeschoben, und Seile flogen heraus. Damit war klar, was die Franzosen vorhatten.
Sie wollten den Bus stürmen – einen fahrenden Bus!
Im gleichen Moment stießen drei Panhards neben den Bus und nahmen ihn in die Zange.
»Ich glaube, wir sind schon geliefert!«, sagte Stretch tonlos.
Dennoch riss er das Steuer herum, rammte den Panhard auf der rechten Seite und drängte ihn von der Fahrbahn ab, in die Leitplanke … wo er sich aufbäumte, mit durchdrehenden Rädern in die Luft schoss und mit einer hohen Fontäne im Fluss aufschlug.
Auf dem Oberdeck versuchte West den über ihm schwebenden Super Puma unter Beschuss zu nehmen, musste sich aber zu Boden werfen, als die Gazelle einen Feuerstoß abgab. Sämtliche Sitze auf dem Oberdeck des Busses wurden von Kugeln zerfetzt.
»Stretch! Fahr Schlangenlinie!«, brüllte er, aber es war schon zu spät.
Die beiden ersten französischen Fallschirmjäger seilten sich vom Super Puma ab und landeten auf dem offenen Oberdeck des Busses, nur ein paar Schritte vor ihm.
Sie bemerkten West sofort, der im Gang zwischen den Sitzen lag – ohne jede Deckung, so gut wie tot. Sie rissen die Waffen hoch und wollten gerade abdrücken –
– als der Boden unter ihnen förmlich explodierte, von einem mörderischen Feuerstoß durchsiebt, der von unten kam.
Die beiden französischen Soldaten gingen tot zu Boden, und kurz darauf tauchte Pooh Bears Kopf auf der Treppe auf.
»Hab ich sie erwischt? Hab ich sie erwischt?«, rief er. Dann wandte er sich an West. »Ist bei dir alles okay?«
»Mir fehlt nichts«, sagte West und stürmte die Treppe zum Unterdeck hinab. »Komm, wir müssen zur Charles-de-Gaulle-Brücke, bevor der Bus auseinander fällt!«
Die ständig auf- und wieder abwärts führende Straße, die sie entlangrasten, wäre unter normalen Umständen ein Leckerbissen für jeden Touristen gewesen – kurz nachdem sie den Louvre hinter sich gelassen hatten, führte sie in weitem Bogen an der ersten von zwei Inseln vorbei, die mitten in der Seine lagen – der Ile de la Cité. Etliche Brücken, auf denen man über den Fluss zur Insel gelangte, rauschten rechts an ihnen vorbei.
Wenn Wests Team auf der Uferstraße blieb, erreichte es demnächst das Arsenalviertel – die Gegend, in der einst die Bastille stand.
Danach kamen zwei Brücken: der Pont d’Austerlitz und der Pont Charles de Gaulle, der den Fluss neben den hypermodernen Hauptsitz des Ministeriums für Wirtschaft, Finanzen und Industrie überspannt, das sich seinerseits neben dem Gare de Lyon befindet, dem großen Bahnhof, von dem die Hochgeschwindigkeitszüge gen Südfrankreich abfahren.
Der schwere Touristenbus preschte die Uferstraße entlang, schlängelte sich durch den Verkehr und rammte jedes Militärfahrzeug, das zu ihm aufschließen wollte.
Er raste durch etliche Unterführungen und über einige Auffahrten. Irgendwann huschte Notre-Dame rechts an ihnen vorbei, aber dieser Touristenbus war vermutlich der einzige auf der Welt, in dem man für Sehenswürdigkeiten nichts übrig hatte.
Kaum hatte West das Oberdeck verlassen, als die französischen Soldaten im Super Puma Ernst machten – trotz Stretchs ständiger Ausweichmanöver und Schlangenlinien.
Und binnen kürzester Zeit nahmen sie es ein.
Zunächst seilten sich zwei Mann vom Helikopter auf das offene Oberdeck ab. Kurz darauf
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