Das Tattoo
sind.”
Obwohl Duke im Moment keinerlei Interesse an einem neuen Anzug hatte, sondern einfach nur heilfroh war, dass er über haupt noch atmete, würde er selbstverständlich tun, was sein Boss von ihm verlangte.
„Ja, Boss, ich fahre gleich morgen Früh hin. Gibt es heute noch irgendwas?”
Pharaoh runzelte die Stirn. „Ich muss jemanden nach Denver schicken, dem ich hundertprozentig vertrauen kann. Wen wür dest du vorschlagen?”
Duke zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht. Seit dem Erdbeben herrscht ein riesiges Durcheinander. Ich weiß nicht, wo wer ist, und wer überhaupt noch lebt.”
Pharaoh seufzte. „Und darin liegt das Problem, richtig, Duke? Dieses verfluchte Erdbeben ist an allem schuld, stimmt’s? Na schön, ich schätze, damit werden wir uns wohl abfinden müssen. Sieh zu, ob Simon Lau frei ist. Er hat schon früher für mich gearbeitet.”
„Okay, Boss. Ich werde mich sofort darum kümmern.”
Pharaoh winkte ab und bedachte Duke mit einem gönnerhaf ten Lächeln.
„Das kann bis morgen warten. Sieh zu, dass du gut schläfst. Das können wir alle weiß Gott brauchen.”
„Okay, Boss, das werde ich”, sagte Duke. Und obwohl er wusste, dass die Pistole wieder in der Schublade war, spannte er sich an, als er sich umdrehte und das Zimmer verließ. Später, als er seine blutbefleckten Kleider auszog und sich unter die Dusche stellte, dachte er darüber nach, was wohl schlimmer sein mochte - zu wissen, dass man sterben würde oder völlig unerwartet eine Kugel in den Rücken zu bekommen.
12. KAPITEL
Im Hintergrund lief leise der Motelfernseher. Frankie lächelte über die langen Käsefäden, die von Clays zweiter Pizzaportion herunterhingen, als das Telefon klingelte. Sie fuhr zusammen und beobachtete beunruhigt, wie Clay sein Stück Pizza in die Schach tel zurücklegte und die Hand nach dem Hörer ausstreckte. Als Clay sich meldete, stellte Frankie am Fernseher den Ton aus.
„Hier LeGrand.”
Avery Dawson nahm den Hörer vom einen Ohr und drückte ihn ans andere.
„Ich habe Ihre Nachricht bekommen. Was gibt’s Neues?”
Dawson, formte Clay mit den Lippen in Frankies Richtung, bevor er sich einen Notizblock angelte.
„Eine ganze Menge”, erwiderte Clay.
„Wo sind Sie?” erkundigte sich Dawson.
„Immer noch in Albuquerque. Wir haben ein paar Dinge he rausgefunden, die Sie interessieren könnten.”
„Ich höre”, erwiderte Dawson.
„Wir haben mit Adeline Bell, der Leiterin von Kitteridge House, gesprochen. Das ist das Waisenhaus, in dem Frankie auf gewachsen ist. Wie es scheint, gab es da einen Jungen, der von Frankie regelrecht besessen war, und zwar über viele Jahre hinweg … bis er ins Gefängnis kam.”
„Besessen?” fragte Dawson ungläubig zurück.
Clay runzelte die Stirn. „Das ist nicht meine Wortwahl, sondern die von Adeline Bell. Ich werde Ihnen ihre Telefonnummer geben. Nach allem, was sie erzählt, war die Freundschaft zwi schen den beiden nicht sehr gesund, wenn Sie verstehen, was ich
meine.
„Aha, und er war also im Gefängnis. Was hat er angestellt?”
„Bewaffneter Raubüberfall”, gab Clay zurück. „Er kam erst raus, als Frankie achtzehn war und das Waisenhaus bereits verlas sen hatte. Miss Bell berichtete, dass er nach seiner Entlassung dort auftauchte und ausrastete, als er erfuhr, dass sie weg war.”
„Und wann war das?” fragte Dawson.
„Frankie hat das Heim vor mehr als acht Jahren verlassen. Ich weiß nicht genau, wann er frei kam. Wir wissen nur, dass er sie danach gesucht hat.”
„Ja, aber…”
„Da ist noch mehr”, sagte Clay. „Frankie sagt, dass sie sich nicht an ihn erinnern kann, was angesichts der langjährigen Freundschaft der beiden in der Tat überraschend ist. Aber als Frankie ein Foto des jungen Mannes sah, wurde sie ohnmächtig.”
Jetzt horchte Dawson auf. „Verdammt. Heißt das, sie hat den Mann identifiziert, der sie entführt hat?”
Clay zögerte. „Nein, sie erinnert sich an keinerlei Einzelheiten. Das Einzige, was sie über ihren Entführer weiß, ist, dass er eine Tätowierung auf der Brust hat.”
„Ja, dieses ägyptische Ding.” Dawson seufzte. „Hören Sie, Clay, ich werde der Sache auf jeden Fall nachgehen. Aber Ihnen ist sicher auch klar, dass wir ohne handfeste Beweise nichts aus richten können, oder?”
Clay sah Frankie nicht an. Sie würde sofort bemerken, dass Dawson von ihren Ergebnissen nicht sonderlich beeindruckt war, und diese Enttäuschung wollte er ihr nach allem,
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