Das Tattoo
ein Klient sind, bittet Mrs. Borden, dass Sie sich an Rocky Mountains Investigations wenden. Sie hat vor, alle offenen Fälle an diese Detektei weiterzugeben. Es handelt sich um eine seriöse Firma, auf die Harold große Stücke hielt.”
„Danke”, sagte Clay. „Und übermitteln Sie bitte Mrs. Borden mein aufrichtiges Beileid.”
Damit legte er auf und starrte betäubt auf einen kleinen Riss in der Tapete nahe des Bettpfostens.
Frankie hatte schweigend zugehört. Bei Clays letzten Worten rutschte ihr das Herz in die Hose. Sie konnten nur eines bedeu ten.
„Clay?”
„Harold Borden ist tot. Er wurde letzte Nacht von einem un bekannten Autofahrer vor seinem Haus überfahren.”
„Oh, nein! Wie schrecklich. Hat man schon irgendeinen Anhaltspunkt, wer das gewesen sein könnte?”
„Ich glaube nicht.”
Frankie erschauerte und schmiegte sich noch ein bisschen en ger an Clay.
„Arme Mrs. Borden. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich fühlen muss.”
„Ja”, murmelte Clay. Er wählte wieder eine Nummer, wäh rend er sich einzureden versuchte, dass das bestimmt alles nur ein schrecklicher Zufall war und ihre Probleme nichts mit Bordens Tod zu tun hatten. Ein paar Sekunden später wurde am anderen Ende der Leitung abgenommen.
„Hier Dawson.”
„Hier ist Clay LeGrand.”
„He, Junge, Sie sind aber früh dran heute Morgen. Was kann ich für Sie tun?”
„Letzte Nacht ist irgendwer um unser Haus geschlichen.”
Dawson legte einen angebissenen Bagel auf einem Aktensta pel ab und setzte sich ein bisschen aufrechter hin.
„Vielleicht waren es Kinder, die sich einen Spaß machen woll ten. Oder ein Spanner. Es gibt genug Verrückte.”
Clay dachte an die Häuser in der Nachbarschaft. Nirgendwo in den Gärten waren Fußstapfen zu sehen gewesen. „Das wäre schon ein merkwürdiger Zufall, wenn die sich nur unser Grund stück aussuchen würden, finden Sie nicht?”
Dawson überlegte einen Moment. „Haben Sie nicht einen Privatdetektiv angeheuert? Vielleicht hat er ja nur nachgesehen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist?”
„Das müsste dann aber sein Geist gewesen sein”, sagte Clay bitter. „Er wurde nämlich letzte Nacht bei einem Unfall getötet.”
Diesmal pfiff Dawson leise durch die Zähne. „Das sind aller dings eine Menge Zufälle auf einmal.”
„Das finde ich auch”, stimmte Clay zu.
„Okay. Bleiben Sie, wo Sie sind. Ramsey und ich sind in fünf zehn Minuten bei Ihnen.”
„Ich warte”, sagte Clay und legte auf.
Frankie schaute ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
„Francesca …”
Sie antwortete nicht.
Clay schüttelte sie leicht. „Frankie?”
Ihr Kopf wippte dabei vor und zurück wie der Kopf einer ka putten Puppe. Sie sah ihn an und erschauerte.
„Er kam durch die Vordertür ins Haus. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich lächelte. Weil ich dachte, das wärst du. Und dann lachte er, und ich rannte weg.”
Clay, dem sofort klar war, dass ihr wieder eine Erinnerung durch den Kopf geschossen war, wurde von Zorn gepackt. „Gottverdammter Dreckskerl.”
Sie blinzelte, bevor sie ihm tief in die Augen schaute. „Ich habe ihn auf Anhieb erkannt, Clay. Es war Pharaoh. Pharaoh Carn.”
Aus der Schale stieg ein Rauchwölkchen auf und trieb an Pharaohs Gesicht vorbei, während er vor der Osirisstatue stehen blieb. Er wusste nicht mehr, wie lange er schon in dem grabkammerähnlichen Raum war, aber er spürte, dass sein Herz merklich leichter geworden war und er sein Ziel klar vor Augen hatte. Sei ne anfängliche Zögerlichkeit schob er auf den Umstand, dass er gesundheitlich noch ein bisschen angeschlagen war. Doch das war jetzt vorbei. Diese Heiligtümer hatten ihn an etwas erinnert, was er fast vergessen hatte. Könige waren allmächtig. Sie machten die Regeln, allerdings ohne sich selbst daran gebunden zu fühlen. Er würde genau wie sein Namensvetter aus dem Altertum seinen Feind zerstören und sich zurückholen, was ihm gehört. Und zwar bald. Er kehrte dem düsteren lichtlosen Raum und den Nachbildungen alter Götter den Rücken. Es gab einiges zu tun, und es blieb nicht mehr viel Zeit.
Als er eine Weile später aus der Sauna kam, wurde er bereits von Duke erwartet. Ohne sich seiner Nacktheit zu schämen, ging
Pharaoh auf den Mann zu und schob seine Arme in den Bade mantel, den Duke ihm hinhielt.
„Simon hat angerufen”, berichtete Duke.
Pharaoh wartete.
„Dieses kleiner Ärgernis mit diesem Privatschnüffler ist be reinigt”, fuhr Duke
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