Das Tattoo
ging, hörte er Wasserrauschen.
„Frankie, wo steckst du?”
Sie tauchte auf der Schwelle zum Bad auf und drückte sich ei nen Waschlappen ans Gesicht. Ihre Augen standen groß in ihrem bleichen und angespannt wirkenden Gesicht.
„Du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt.”
„Das wollte ich nicht, Sweetheart.”
„Hast du etwas vergessen?”
„Nein.” Er zögerte kurz, bevor er fortfuhr: „Hör zu, Frankie, wir müssen reden. Aber vorher muss ich noch schnell telefonieren.”
Bevor er ihr mehr erklären konnte, wirbelte sie auf dem Absatz herum und verschwand wieder im Bad.
Erst als er aus dem Bad die würgenden Geräusche hörte, wusste er, was los war. Er rannte hinter ihr her.
„Sweetheart, du bist wirklich krank.”
Frankie lehnte sich gegen das Waschbecken und wartete da rauf, dass der Raum aufhörte, sich zu drehen.
„Ja, offenbar hat es mich erwischt”, sagte sie. „Ich glaube, ich muss mich einem Moment hinlegen.”
„O je, o je”, sagte er mitfühlend und führte sie ins Schlafzimmer.
„Es geht mir schon wieder ein bisschen besser”, erklärte sie, während Clay sie zudeckte.
„Gut, und wenn du bleibst, wo du bist, wird es dir gleich noch ein bisschen besser gehen”, fügte er hinzu.
Sie warf ihm ein schwaches zittriges Lächeln zu, dann schloss sie die Augen und hoffte, dass sich ihr Magen beruhigte. Sie hörte Clay im Zimmer umherlaufen. Als sie die Augen wieder auf machte, sah sie, dass er seinen Mantel ausgezogen hatte.
„Was ist los, springt das Auto nicht an?” fragte sie.
Er zögerte kurz, bevor er erwiderte: „Das ist es nicht.”
Sie runzelte die Stirn« ‘Clay gehörte normalerweise nicht zu den Leuten, denen man die Würmer einzeln aus der Nase ziehen musste. „Was ist es denn dann?”
Er schickte sich an, das Schlafzimmer zu verlassen. „Ich ma che nur schnell diese beiden Anrufe, danach reden wir.”
In seinem Ton schwang etwas mit, das sie beunruhigte. Und noch beunruhigender war, dass er sie beim Sprechen nicht ange sehen hatte. In diesem Moment dämmerte ihr, dass es um mehr als leere Batterien und verschneite Straßen ging.
„Warum telefonierst du nicht von hier aus?”
Er blieb im Türrahmen stehen und drehte sich um. Als sie sei nen Gesichtsausdruck sah, wurde ihr ganz heiß.
„So sag doch was, Clay.”
„Da ist jemand mehrmals um unser Haus herumgegangen. Ich habe Fußspuren im Schnee entdeckt.”
„Du gehörst zu mir - ganz allein zu mir.”
Die Worte hallten in ihrem Kopf wider. Sie fühlte sich plötz lich unendlich schwach. Mit einem lauten Aufstöhnen schlug sie sich die Hände vors Gesicht.
Clay verfluchte sich im Stillen und setzte sich neben sie. Und gleich darauf saß Frankie auch schon auf seinem Schoß und legte ihm die Arme um den Hals.
„Er ist es, Clay, das glaubst du doch, oder? O Gott, o Gott, er kommt zurück.”
„Wir wissen es nicht”, sagte Clay, ohne sie loszulassen. „Bleib einfach sitzen, Baby. Ich werde erst Borden und anschließend die Polizei anrufen.”
Sie wurde erneut von einer Welle Übelkeit überschwemmt, aber diesmal war es nicht ganz so schlimm wie beim ersten Mal. Als ihr Magen sich wieder beruhigt hatte, machte sich Verzweiflung in ihr breit.
Clay forderte sie auf, sich ein bisschen bequemer hinzuset zen, bevor er Bordens Nummer wählte und darauf wartete, dass sich der Privatdetektiv meldete. Als schließlich eine Frau ab nahm, stutzte Clay.
„Entschuldigung”, sagte, er. „Da bin ich wohl falsch verbun den.”
„Nein, tut mir Leid”, sagte die Frauenstimme. „Ich habe ver gessen, mich korrekt zu melden. Dieser Morgen ist ein Albtraum. Hier ist Borden Investigations.”
„Dann hat Harold also endlich aufgegeben und noch jeman den eingestellt?”
„Äh … nicht wirklich”, sagte sie.
„Hören Sie, Ma’am. Ich muss dringend mit ihm sprechen. Ist er da?”
Die Frau zögerte. „Sir, sind Sie ein Klient oder ein Freund?”
Wieder stutzte Clay. „Ein Klient, aber wir kennen uns schon seit gut zwei Jahren.”
Clay hörte ihren Seufzer.
„Es tut mir sehr Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Mr. Borden tot ist. Er wurde letzte Nacht vor seinem Haus beim Aussteigen aus seinem Wagen von einem Auto überfahren. Der Täter ist noch unbekannt. Er ist geflüchtet.”
Clays Blick wurde leer. Oh, Gott. „Gibt es Augenzeugen?”
„Ich glaube nicht. Seine Frau hat ihn auf der Straße gefunden, da war er schon tot.” Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Wenn Sie
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