Das Tattoo
machte.
„Ich glaube, ich bleibe heute lieber allein”, sagte sie und warf ihm ein entschuldigendes Lächeln zu. Sie liebte ihre Schwiegerel tern, auch wenn sie nicht gern im Mittelpunkt ihrer Aufmerk samkeit stand. „Außerdem habe ich ja die Pistole, und Harold der Schnüffler ist garantiert auch nicht weit. Mach dir keine Sor gen, ich komme wirklich zurecht.”
Clay widerstand dem Drang, zweifelnd eine Augenbraue hochzuziehen. Die Sache mit der Pistole beunruhigte ihn immer noch. Sie waren normale Leute. In ihrem Leben sollte so etwas nicht vorkommen. Und obwohl die Bemerkung mit dem Privat detektiv ironisch geklungen hatte, hatte sie sich immerhin veran lasst gefühlt, ihn zu erwähnen. Clay warf einen Blick auf seine Uhr. Borden müsste eigentlich jeden Moment hier sein.
„Na gut dann, wenn du dir sicher bist.”
Sie zog seinen Kopf am Hemdkragen zu sich herunter. „Küss mich, Clay, und hör endlich auf, dir ständig Sorgen um mich zu machen.”
Er grinste. „Na schön, wenn du es so sagst …” Und dann küsste er sie, so leidenschaftlich, dass sie schier dahinschmolz.
Wenig später lösten sie sich nur widerwillig voneinander.
„Ich glaube, ich gehe jetzt besser, solange ich noch einiger maßen klar denken kann”, sagte Clay. Er warf Frankie einen nachdenklichen Blick zu. „Geht es dir wirklich gut? Du bist so blass.”
Das wunderte sie nicht. Ihr Magen rebellierte tatsächlich schon den ganzen Morgen. „Ich glaube, ich lege mich wirklich noch mal kurz hin.”
Er berührte ihre Stirn, ihre Wange. „Aber Fieber hast du nicht.”
„Clay…”
„Hör zu, Sweetheart, ich könnte auch Dad anrufen und ihn bitten…”
„Fahr jetzt”, unterbrach ihn Frankie. “Ich komme schon klar.”
Er zuckte mit den Schultern. „Na gut, aber ruf mich auf jeden Fall an, wenn du mich brauchst, okay?”
Sie nickte und begleitete ihn zur Tür, um hinter ihm abzu schließen, während er schon mit langen Schritten zu seinem Truck ging. Keine Minute später stürzte sie ins Bad und übergab sich.
Clay saß in seinem Truck und ließ den Motor warmlaufen. Wäh rend er so da saß, ging ihm alles Mögliche durch den Kopf. Bis auf seine Fußstapfen war die Schneedecke im Garten glatt und strahlend weiß. Er grinste, als er daran dachte, dass er als Kind an einem solchen Tag nach einer Ausrede gesucht hätte, um nicht in die Schule zu müssen und einen Schneemann bauen zu können.
Zweimal schaute er sich um, ob er irgendwo Harold Bordens Auto entdeckte, bevor er einen Blick auf seine Armbanduhr warf und die Schultern zuckte. Es war noch früh und nicht ausge schlossen, dass einige der Seitenstraßen nicht geräumt waren. Aber der Schneepflug würde bald kommen, und er musste zur Arbeit. Langsam rollte er die Einfahrt hinab.
Wenig später war er auf der Straße. Während er sich von sei nem Haus entfernte, warf er noch einmal einen Blick in den Rückspiegel. Dabei fesselte irgendetwas seine Aufmerksamkeit, wobei er im ersten Augenblick nicht wusste, was es war. Er trat abrupt auf die Bremse, blieb mitten auf der Straße stehen und versuchte herauszufinden, was ihn an seinem Haus irritierte.
Und gleich darauf hatte er es auch schon. Mit einem heftigen Kribbeln im Nacken legte er krachend den Rückwärtsgang ein und stieß so schnell zurück, dass die Reifen auf der vereisten Stra ße durchdrehten. Gleich darauf hielt er am Bordstein vor seinem Haus an. Als er ausstieg, zitterten ihm die Knie. Je länger er schaute, desto größer wurde seine Angst.
Da im Schnee waren deutlich sichtbare Fußstapfen, die um das Haus herumführten. Schon allein die Vorstellung, dass ir gendwer ihre Privat- wenn nicht gar ihre Intimsphäre ausspionie ren könnte, hatte etwas Obszönes.
Er wirbelte herum und ließ seinen Blick auf der Suche nach irgendetwas Außergewöhnlichem über die Nachbarhäuser schweifen. Aber da war nichts. Clay spürte einen harten Knoten in seinem Magen, als er seinen Schlüssel aus seiner Tasche finger te, bevor er losrannte.
Sobald er ins Haus stürzte, umfing ihn eine wohlige Wärme. Mit zitternden Fingern verschloss er die Tür hinter sich und be gann durch die Zimmer zu gehen, wobei er aus jedem Fenster auf die Fußspuren draußen im Schnee schaute. Erst als er unterwegs in die Küche war, wunderte er sich, dass Frankie ihm noch nicht entgegengekommen war. Sie war doch bestimmt nicht so schnell wieder eingeschlafen?
„Francesca? Ist alles in Ordnung mit dir?”
Als er über den Flur zum Bad
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