Das Tattoo
lächelte. „Er macht seine Sache gut, findest du nicht?” Sie legte ihre Hand auf sein Knie und tätschelte es liebevoll. „Aber er hatte ja schließlich auch den besten Lehrherrn.”
Winston grinste, und dabei sah er Clay für einen Moment so ähnlich, dass Betty ihn verblüfft anstarrte.
„Wir werden das schon durchstehen, meinst du nicht, Winston?”
Die Besorgnis, die in ihrer Stimme mitschwang, war unüber hörbar. Er stellte seine Tasse ab, legte ihr einen Arm um die Schulter und drückte sie tröstlich.
„Aber sicher, Honey. Frankie kann sich von Tag zu Tag besser erinnern. Und an je mehr sie sich erinnert, desto besser wird es für uns alle sein. Immerhin kennen wir jetzt das Gesicht des Fein des.”
Betty erschauerte und lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Mannes. „Ich werde keine Ruhe finden, bis dieser schreckliche Mensch hinter Schloss und Riegel ist”, murmelte sie.
Winston umarmte sie wieder. „Die Polizei tut, was sie kann. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.”
Wieder folgte ein Schweigen, in dem Betty nach ihrer Illustrierten griff und Winston sich erneut seinem Kaffee widmete. Draußen auf der Straße fuhr langsam ein Streifenwagen vorbei. Es war nicht das erste und es würde auch nicht das letzte Mal sein.
Etwa eine halbe Stunde später hörte Betty ein Geräusch aus dem Schlafzimmer.
„Scheint so, als ob Frankie aufgewacht wäre”, sagte sie. „Ich glaube, ich werde mal nach ihr sehen. Vielleicht möchte sie ja eine schöne heiße Suppe oder etwas zu trinken.”
Sie stand auf und ging über den Flur zum Schlafzimmer, wo sie den Kopf durch die Tür steckte und fragte: „Na, Liebes, wie fühlst du dich?”
Frankie kam gerade aus dem Bad.
„Besser glaube ich.”
„Möchtest du etwas essen? Vielleicht eine Suppe oder …”
Bei der Erwähnung von Essen wurde fuhr Frankie mit einem Aufstöhnen auf dem Absatz herum und stürzte wieder ins Bad.
Betty folgte ihr und trocknete ihr einen Moment später wie bei einem Kind Gesicht und Hände ab.
„Bitte entschuldige”, sagte Betty. „Es tut mir Leid. Ich hätte das Wort E-s-s-e-n nicht erwähnen dürfen.”
Frankie bewerkstelligte ein mattes Lächeln. „Wenigstens wird mir nicht schlecht, wenn du es nur buchstabierst”, murmelte sie.
Betty lachte leise auf. „Übelkeit ist wirklich etwas ganz Grau enhaftes, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Als ich mit Clay schwanger war, war ich über Wochen hinweg jeden Morgen ster benskrank.”
Weil sie sich zum Waschbecken umdrehte, entging ihr das nackte Entsetzen, das Frankie bei diesen Worten packte. Doch als sie das unvermittelte Aufstöhnen ihrer Schwiegertochter hörte, fuhr sie, das Schlimmste befürchtend, auf dem Absatz herum.
„Was ist, Liebes? Wird dir wieder schlecht?”
Frankie, die kein Wort herausbrachte, schüttelte nur den Kopf.
Betty ließ von der Panik, die sich auf Francescas Gesicht spie gelte, anstecken. „Francesca, Liebling, sag mir, was los ist. Was ist mit dir? Wie kann ich helfen?”
Frankie begann zu zittern. „Meine Periode. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich sie zum letzten Mal hatte.”
Über Bettys Gesicht huschte ein verständnisvolles Lächeln, während ihr Blick zu Frankies Bauch glitt.
„Oh, Liebes, das wäre einfach wundervoll”, sagte sie weich.
Doch für Frankie stellte sich die Angelegenheit längst nicht so unkompliziert dar. Für sie gab es noch ein anderes Bild, das ihre Erinnerung daran, wie sie mit Clay geschlafen hatte, überlagerte. Sie glaubte wieder, Pharaohs Gewicht auf sich zu spüren, und sie erinnerte sich genau, welche Mühe sie gehabt hatte, Atem zu holen.
„Oh, Betty, du verstehst mich nicht. Diese ganze Zeit, in der ich weg war … was ist, wenn … woher weiß ich, dass …”
Plötzlich verstand Betty. Sie setzte sich neben Frankie auf den Badewannenrand und nahm sie in die Arme.
„Francesca … Darling.”
Frankie konnte nicht aufhören zu zittern. „Oh, mein Gott, oh, mein Gott… stell dir vor, ich bin schwanger, und es ist nicht Clays Kind.”
„Hör auf! Hör sofort auf damit!” erwiderte Betty barsch. „Ganz egal, von wem das Kind ist, es wird auf jeden Fall im mer dein Kind sein.” Dann zog sie ihre Schwiegertochter auf die Füße und nahm Frankies Gesicht in beide Hände. „Und wenn mein Sohn auch nur halb so viel Mumm in den Kno chen hat, wie ich annehme, wird es ausreichen. Er liebt dich, Francesca, er liebt dich mehr als sich selbst. Nachdem du weg warst, habe ich eine Weile
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