Das Tattoo
gesellte.
„Was hat sie gesagt?” fragte Dawson.
Ramsey zuckte die Schultern. „Nichts was uns weiterhelfen könnte. Sie hat eine Wohnungsanzeige in der Zeitung aufgegeben. Der Mann hat sich beworben und die Wohnung mit monatlicher Kündigungsfrist gemietet. Sein Name ist angeblich Peter Ross.”
„Hat sie gesagt, womit er seinen Lebensunterhalt bestreitet?”
„Er hat nichts gesagt, und sie hat nicht gefragt. Sie braucht das Geld, um finanziell über die Runden zu kommen, und solange ihre Mieter sich anständig benehmen und pünktlich die Miete be zahlen, hat sie an ihnen nichts auszusetzen.”
Dawson nickte. „Ich habe das Autokennzeichen und die Fahrzeugbeschreibung durchgegeben. Wenn wir im Büro sind, haben wir die Info wahrscheinlich schon auf dem Schreibtisch.”
„Was denkst du?” fragte Ramsey.
Dawson stützte sich aufs Lenkrad, während er vom Haus der LeGrands zu dem Apartment über der Garage auf der anderen Straßenseite schaute und wieder zurück.
„Eigentlich glaube ich nicht daran, dass der neue Nachbar gleichzeitig auch derjenige ist, der sie ausspioniert. So simpel ist die Welt nicht.”
„Ja, das denke ich auch”, gab Ramsey zurück.
„Andererseits habe ich mich schon öfter geirrt”, fügte Dawson hinzu. „Zum Beispiel hätte ich glatt meine Rente verwettet, dass Clay LeGrand seine Frau um die Ecke gebracht hat.” Er schaute seinen Partner mit hochgezogener Augenbraue an, während er das Auto startete. „Bloß gut, dass damals keiner mit mir gewettet hat, sonst würde ich später ziemlich in die Röhre schau en.”
Ein paar Häuserblocks weiter blieb Simon Law stehen, um zu verschnaufen und den fälligen Anruf zu tätigen. Nachdem er gewählt hatte, wartete er auf die Stimme seines Herrn.
Die Maniküre war klein und jung. Ihre orientalischen Gesichts züge wirkten zerbrechlich, sogar schön. Aber Pharaoh wollte sich von ihr nur die Nägel machen lassen, an weiteren Diensten war er nicht interessiert. Allejandro sagte immer, dass man die In telligenz eines Mannes daran messen konnte, wie viel Dreck er unter den Fingernägeln hatte. Pharaoh hatte nicht die Absicht, seinem Boss einen Grund zu geben, an seiner Intelligenz zu zwei feln.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen, um unbelastet von allen Sorgen den leisen Atemzügen zu lau schen und es unschuldig auszukosten, dass sanfte weibliche Fin ger ihn berührten. Als das Telefon klingelte, fluchte er ungehal ten.
„Duke, geh ran und lass dir sagen, worum es geht.”
Needhams Bewegungen waren geschmeidig, als er sich beeil te, der Anweisung seines Chefs Folge zu leisten. „Needham hier.”
Simons Stimme zitterte vor Kälte. „Hallo, Duke, ich bin’s, Si mon. Ich habe hier unten ein kleines Problem. Ich muss mit Pha raoh reden.”
Duke zögerte. „Boss …”
Pharaoh runzelte die Stirn. „Verdammt, ich habe dir gesagt, du sollst fragen, worum es geht.”
„Es ist Law. Er sagt, er hat ein Problem.”
Pharaoh zuckte zusammen, was dazu führte, dass ihn die Ma niküre, die ihm gerade die Nagelhaut schnitt, mit der Nagelhaut zange piekste.
„Verdammt, passen Sie doch auf!” fuhr er sie an. „Duke, bring sie raus, aber ein bisschen Tempo. Ich muss dringend etwas Geschäftliches besprechen.”
Die beiden verschwanden ohne Widerworte.
„Ja?” meldete er sich.
Simon erschauerte. Seine Füße waren Eiszapfen, und seine Nase lief ununterbrochen. Er dachte an die Milchfarm seines Va ters und wie unkompliziert sein Leben dort gewesen war.
„Boss, ich habe da ein kleines Problem”, sagte er.
„Ich höre”, erwiderte Pharaoh ruhig.
Simon erschauerte wieder. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn Pharaoh ihn verflucht und beschimpft hätte, statt ihm mit so ungewohnter Höflichkeit zu begegnen.
„LeGrand hat die Cops gerufen. Sie sind eine Weile in seinem Haus geblieben, und als sie wieder rauskamen, wollten sie mir einen Besuch abstatten, so dass ich vorübergehend türmen musste.”
„Warum?” fragte Pharaoh. „Das haben sie doch bestimmt nicht ohne Grund gemacht.”
„Na ja, letzte Nacht war ich kurz mal drüben, um die Lage zu peilen. Die haben da eine echt scharfe Alarmanlage installiert. Ins Haus zu kommen dürfte nicht gerade ein Kinderspiel werden. Aber es war dunkel. Alle haben geschlafen. Ich habe nur durch die Fenster geschaut. Sie haben mir doch aufgetragen, sie nicht aus den Augen zu lassen, oder?”
Pharaoh atmete tief durch, schloss die Augen und zwang sich, ruhig zu
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