Das Tattoo
auch nicht zu ihm um. Sein Herz be gann schneller zu klopfen.
„Frankie?”
Sie wandte sich um, und als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, bekam er noch mehr Herzklopfen.
„Baby, was ist los? Fühlst du dich schlecht? Willst du, dass ich einen Arzt hole?”
Mit zitterndem Kinn machte sie einen Schritt auf ihn zu. „Oh, Clay, ich…”
Clay ging auf sie zu und nahm sie bei der Hand.
„Komm her.” Er führte sie zum Bett. „Ich möchte dich spüren, wenn wir reden.”
Ihr Gesicht verzerrte sich. „Ich muss dich etwas fragen.”
Er wollte sie in den Arm nehmen und alle schlimmen Dinge in ihrem Leben wegküssen, aber er spürte, dass sie Abstand brauchte. Deshalb beschloss er, nur ihre Hand zu halten.
„Du weißt, dass du mich jederzeit alles fragen kannst”, sagte er.
Ihr Mund war trocken, ihre Handflächen schweißnass. Und ihr Magen fühlte sich an wie früher im Waisenhaus, wenn der Be suchstag nahte und sie wusste, dass auch diesmal niemand zu ihr käme.
„Es könnte ein ungeahntes Problem geben”, begann sie zö gernd.
„Dann werden wir es gemeinsam lösen”, gab er zurück und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sie versuchte zu lächeln, aber alles, was sie zu Stande brachte, war eine klägliche Grimasse. „Deine Mutter hat heute Morgen etwas gesagt, das mich sehr beunruhigt.”
Clay versteifte sich. Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine Mutter je etwas Verletzendes zu Frankie sagen könnte, aber wenn sie es getan hatte, würde er sie zur Rede stellen.
„Was denn?” fragte er.
Sein schroffer Ton signalisierte Frankie, dass er in eine falsche Richtung dachte.
„Keine Angst, Clay, es war nichts Schlimmes. Genau gesagt hat sie mich bemitleidet, weil mir so schlecht war. Sie sagte, sie könnte es gut nachempfinden, wie ich mich fühle, weil es ihr wo chenlang genauso ging, als sie mit dir schwanger war.”
„Und?” drängte er.
Sie holte tief Luft und schaute ihm offen in die Augen.
„Und ich kann mich nicht erinnern, wann ich meine letzte Periode hatte.”
Auf Clays Gesicht breitete sich langsam ein Lächeln aus. Frankie stöhnte innerlich. Sie musste ihm sofort alles gestehen, sonst würde er im nächsten Moment schon den Sekt kalt stellen.
„Aber ich erinnere mich daran, Pharaoh Carns Gesicht über mir gesehen zu haben, und ich vermute, dass ich vergewaltigt wurde.”
Er ächzte, als ob ihm jemand mit der Faust in den Magen ge schlagen hätte. Einen Herzschlag lang sah er tiefe Verunsicherung in ihren Augen, die Angst, dass sie - wieder einmal - in Ungnade fallen könnte. Er beugte sich seufzend vor, bis sich ihre Lippen kurz berührten. Sie bewegte sich nicht.
„Francesca.”
„Was ist?”
„Sieh mich an. Erinnerst du dich an unsere Abmachung?”
Sie blinzelte. Das war nicht die Reaktion, die sie erwartet hat te. „Was denn für eine Abmachung?” murmelte sie.
„Dass ich für unser erstes Kind den Namen aussuche.”
Sie holte tief und zitternd Luft und versuchte zu sprechen, aber ihre Stimme versagte.
Unser. Er hatte unser gesagt.
„Erinnerst du dich noch daran?” fragte er.
Ihr schossen die Tränen in die Augen. „Ja.”
„Deshalb sollte ich - vorausgesetzt du bist wirklich schwan ger - besser gleich mit einer Liste anfangen, weil unser Kind ei nen ganz besonders schönen Namen brauchen wird.”
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und begann zu weinen.
„Ich habe so schreckliche Angst. Seit dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal sah, habe ich mir ausgemalt, von dir Kinder zu bekommen, aber jetzt… o Gott, o Gott, Clay, was ist, wenn es nicht dein…”
Noch bevor sie ihren Satz zu Ende gesprochen hatte, küsste er sie hart und schnell, wobei er das Entsetzen hinunterschluckte, das ihre Worte in ihm ausgelöst hatten. Er atmete kurz und flach in dem Bemühen, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Er wollte lachen, dabei hatte er - du lieber Gott! - das Gefühl, gleich loszuheulen zu müssen. Aber er tat weder das eine noch das an dere, sondern versprach ihr stattdessen etwas, von dem er wusste, dass er es auch halten würde.
„Ich schwöre dir und bei Gott, dass ich das Baby ebenso lie ben werde, wie ich dich liebe.”
Noch ehe Frankie dazu kam, erneut ihre Ängste zum Aus druck zu bringen, hörte sie ein Auto die Einfahrt heraufkommen. Sie stand auf und rannte zum Fenster.
„Es ist Winston. Er ist zurück.”
Ehe er es sich versah, hatte sie schon das Zimmer verlassen und lief eilig den Flur hinunter. Clay
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