Das Teehaus im Grünen
Gesetz muß unbedingt geändert werden.« Doch dann verließ Mrs. Kelston der Kampfesmut, und sie sagte betrübt: »Aber dann ist es zu spät! Zu spät für diesen Schwarm. Von jeher habe ich davon geträumt, einen Bienenstock zu besitzen, und nun...« Sie wandte sich ab und ging niedergeschlagen davon.
Die beiden Verschwörer sahen einander an, und Vicky meinte: »Die arme Alte! Nun ist sie ganz enttäuscht. Aber das könnte ich nicht. Beim besten Willen nicht. Ich mußte einfach eine Ausrede finden.«
»Das war eine echte Eingebung«, stellte er trocken fest. »Ich darf nicht vergessen, in dem Insekten-Gesetz nachzulesen. Das Gesetz war das einzige Mittel, sie von weiteren Unternehmungen zurückzuhalten. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet. Ohne Ihren Einfall hätte ich bestimmt auf die Leiter steigen müssen. Die Bienen betrachten mich nicht als ihren Freund; sie können mich nicht leiden.«
»Und mich hassen sie geradezu. Sie fallen mich sofort an wie gestern abend dieser gräßliche Käfer. Jetzt habe ich Sie gerettet, wie Sie mich gestern. Zum Glück sind wir sie jetzt los. Im Geist sah ich mich schon mit völlig verschwollenem Gesicht den Kasten halten.«
»Ich suchte noch nach einem vernünftigen Grund für meine Ablehnung.«
»Für Sie ist das ganz einfach; Sie können zu allem nein sagen. Ich kann das leider nicht. Das ist mein ärgster Fehler.«
»Wenigstens ein netter Fehler. Aber Sie wollten mich doch vorhin etwas fragen?«
Doch der richtige Augenblick war vorbei, und Vickys Mut war verflogen. Nur mühsam konnte sie stammeln: »Es ist eine ganz große Bitte. Versprechen Sie, lieb und großzügig zu sein?«
Er sah sie lächelnd an. »Ich mache keine vorschnellen Versprechungen. Ich bin nicht wie Sie. Ich kann auch gut einmal nein sagen, wie Sie richtig bemerkten. Aber wenn ich etwas für Sie tun kann...«
»Nicht für mich. Für Dan Ireland.«
Er war wie vor den Kopf geschlagen. Soeben war sie ihm noch so nahe gewesen, so vertraut! Aber ihr ging es nicht um ihn, sondern um Dan Ireland! Welches Interesse hatte sie an diesem Lümmel? Ihm fiel ein, daß er ihn oft durch die Hintertür hatte hinausschlüpfen sehen, wenn er selbst über die Veranda ins Haus kam. Er wußte, daß Ireland ihnen geholfen hatte, den Rasen in Ordnung zu bringen. Hatte sich da etwas angesponnen, was er nie vermutet hätte? Eine grimmige Eifersucht stieg in ihm hoch... Und er hatte sich eingebildet, daß sie für ihn das gleiche zu fühlen begann wie er für sie. Welch ein Narr war er doch! In allen Dingen, in denen es um Frauen ging, war er ein Tor.
All das hörte man in seiner Stimme, sah man in seinen Zügen, die plötzlich hart und abweisend waren. »Für Ireland? Ich verstehe nicht.« Als er das sagte, verstand er sie wirklich nicht. Sicherlich waren Vicky und dieser Grünschnabel ineinander verliebt. Er war wohl sehr charmant, außerdem hübsch und witzig und in Vickys Alter, während er selbst ein langweiliger, um zehn Jahre älterer Rechtsanwalt war. Kein Wunder, daß der andere sie fesselte. Er hatte allerdings gemeint, daß sie mehr Urteilskraft besäße; doch schließlich war sie noch sehr jung. Wenn ihr dieser freche Dachs nicht am Herzen läge, würde sie kaum so ernst für ihn bitten.
»Ich weiß, daß er eine große Dummheit gemacht hat. Er wollte das Geld aber nicht stehlen; er wollte es nur ausleihen und wieder zurückgeben.«
»Ja, wenn er das Geld beim Rennen gewonnen hätte. Natürlich hat er Ihnen und sich selbst eingeredet, daß er es nur ausleihen wollte. So machen es alle. Aber es war Diebstahl, und er hatte bei mir eine Vertrauensstellung.«
Es war schrecklich! Sein Ton war eiskalt, und sein Gesichtsausdruck so streng wie an jenem ersten Nachmittag. Vicky fühlte die Aussichtslosigkeit ihres Beginnens. Trotzdem zwang sie sich weiterzusprechen. Sie erzählte ihm von Nan und ihren Anstrengungen, dem Vetter zu helfen; sie berichtete, wie die junge Frau aus diesem Grund die Nacht hindurch genäht hatte. Doch sie merkte, daß das alles nicht überzeugend klang, sondern eher wie eine ihrer Fabelgeschichten. Und das schlimmste war, daß sie für solche Geschichten bekannt war.
Als sie geendet hatte, sagte er: »Es ist wirklich ein Jammer, wenn sich eine so nette junge Frau für solch einen Windhund so abquält.«
»Oh, Dan ist kein Windhund! Das ist zu hart!«
»Warum hat er dann das Geld ausgerechnet für Rennwetten unterschlagen?«
Vicky fielen viele Gründe ein. Es wäre so einfach zu
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