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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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zurück.
    Das war ein schlechter Auftakt für die Mahlzeit, die Vicky so sorgfältig vorbereitet hatte. Mrs. Kelston freilich sonnte sich im Bewußtsein ihres Sieges und verbreitete sich ausführlich über die Heiligkeit jedes Lebens.
    Als Vicky den Pudding vor Seymour hinsetzte, raunte sie ihm zu: »Ärgern Sie sich nicht! Sie sehen ja, wir alle müssen Opfer bringen.« In diesem Augenblick schwirrte ein großer Käfer durch das offene Fenster herein und bumste gegen die Wand. Vicky stieß einen erschreckten Schrei aus. Spinnen konnte sie nicht leiden, vor solchen Brummern aber hatte sie richtige Angst. Diese scheußlichen Tiere lebten in alten, abgestorbenen Bäumen. Sie drangen ins Haus ein, prallten gegen Wände und Fenster und krochen einem mit besonderer Vorliebe in den Halsausschnitt. Mit letzter Kraft stellte Vicky den Puddingteller vor Mrs. Kelston hin und sagte halblaut zu Seymour: »Bitte, bitte, fangen Sie ihn! Ich habe eine Todesangst davor!« Doch ehe sie in die Küche entwischen konnte, flog das Untier auf sie zu. Sie duckte sich — zu spät! Es gab ein wildes Durcheinander. Lucy, die im Grunde genausoviel Angst vor diesen Käfern hatte, erhob sich heldenhaft und bewaffnete sich mit einer Serviette. Mrs. Kelston schnurrte förmlich vor Aufregung und Wonne. James Seymour zeigte sich völlig ungerührt und lächelte höhnisch. Vicky schrie verzweifelt: »Er sitzt in meinen Haaren! Er beißt mich in die Kopfhaut! Holt ihn weg und bringt ihn um!«
    »Umbringen? Nein, nein! Er muß gerettet werden! Das arme Geschöpf hat Angst. Ich werde es befreien und in die Nacht hinausfliegen lassen.«
    Mrs. Kelston bewies aber nicht viel Geschick bei ihrem Rettungsmanöver. Außer sich vor Angst klammerte sich Vicky an Seymour. »Bitte, holen Sie ihn raus, sonst werde ich wahnsinnig!«
    Seymour mochte diese Käfer ebensowenig leiden wie andere Leute, aber jetzt zeigte er sich als echter Retter in der Not. Er teilte Vickys blondes Haar auseinander und löste das Tier von ihrer Kopfhaut. Er hielt es widerwillig an den Flügeln auf Armes Länge von sich weg und präsentierte es Mrs. Kelston. Diese nahm es dankbar in Empfang und ging auf die Veranda, um ihm dort die Freiheit zu schenken. Vicky schloß schleunigst die Fenster; durch ihr zerzaustes Haar hindurch lächelte sie Seymour entschuldigend an und sagte beinahe demütig: »Ich danke Ihnen! Vielen, vielen Dank! Es war gräßlich!«
    »Ich meine, Sie waren diejenige, die behauptete, wir müßten Opfer bringen können«, entgegnete er nur. Da mußten sie alle drei lachen.
    Aber ihr Ausdruck, als sie hilfeflehend zu ihm lief, und die Berührung ihres blonden Haares hatten ihre Wirkung getan. In diesem Augenblick wurde er sich bewußt, daß er das Mädchen liebte. Es hatte keinen Zweck, dagegen anzugehen. Es war natürlich Wahnsinn — trotzdem beschloß er, alles zu tun, um ihre Liebe zu erringen.
    Leider konnte die große Szene, die Vicky geplant hatte, nun nicht mehr über die Bühne gehen. Sie hatte sich vorgestellt, wie sie ihm im Mondschein unter seinen geliebten Bäumen ihre Bitte vortragen würde. Doch der Angriff des Brummers hatte sie aus dem Konzept gebracht, und ihre Stimmung war dahin. Morgen ist auch noch ein Tag, sagte sie sich. Morgen ist Samstag, und vor Montag kann er gegen Dan nichts unternehmen. Er will morgen kommen, um Lucy bei der Buchhaltung zu helfen. Da werde ich ihm auflauern. Natürlich ist es nicht so poetisch wie im Garten bei Mondschein, aber das hilft nun nichts...
    Sie wartete bereits auf ihn, als er am nächsten Nachmittag kam. Unter dem Vorwand, nach weiteren Ameisenhaufen zu suchen, lockte sie ihn in den Garten. Das war allerdings keine romantische Beschäftigung, und die helle Nachmittagssonne war längst nicht so stimmungsvoll wie der sanfte Mondenschein, aber — hier und heute mußte es nun einmal sein.
    Sie fanden keine weiteren Ameisenhaufen; er betrachtete mißbilligend den ersten und meinte: »Sobald die Alte weg ist, werde ich den beseitigen.«
    Vicky antwortete nicht. Er sah sie forschend an; sie schien heute nicht so heiter wie sonst. Er überlegte, ob sie etwas auf dem Herzen hätte. Warum war sie plötzlich so schüchtern? So gefiel sie ihm besonders gut. Sie schien in der letzten Zeit ernster geworden zu sein; sosehr er ihren Frohsinn liebte, war es ihm doch recht, daß sie gelegentlich auch besinnlich sein konnte. Er dachte an den gestrigen Abend, und wie sie ihn in ihrer Angst um Hilfe angefleht hatte. In den

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