Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
eine
eigene Apotheke in Emden.“
Sie griff nach einer großen
Glaskanne und einer Packung mit Teebeuteln. „Ich hoffe, es stört Sie nicht,
dass ich den Tee mit Teebeuteln ansetze und nicht auf die traditionelle
ostfriesische Art?“, fragte sie. „Ich weiß, dass es einer Blasphemie
gleichkommt, aber ich habe einfach nicht die Zeit für stundenlange Zeremonien.“
„Kein Problem“, winkte Büttner
ab. „Bünting Tee“, stellte er dann stirnrunzelnd fest und sah Hasenkrug
bedeutungsvoll an. „Sie haben Teebeutel von Bünting.“
„Haben Sie ein Problem damit?“,
fragte sie erstaunt.
„N-nein, war nur eine
Feststellung. Kommen wir noch mal auf das Gewehr zurück. Sie können sich nicht
erinnern, heute eines in der Hand gehabt zu haben?“
„Nein. Ach“, sie schlug sich mit
der flachen Hand vor die Stirn, „doch, klar, ich habe bei Bauer Franzen einige
Sachen aus dem Auto genommen, weil ich etwas gesucht habe, eine Packung
Spritzen. Da war auch das Gewehr dabei. Wissen Sie, in meinem Wagen sieht es
aus wie Kraut und Rüben. Nachdem ich die Spritzen gefunden hatte, habe ich
alles wieder reingeschmissen.“
Reingeschmissen. Das war auch das
Wort, das Menno Buurmann gebraucht hatte, erinnerte sich Büttner. „Wofür
brauchen Sie ein Gewehr, Frau Alberts?“
„Ich habe einen Jagdschein. Und
ab und zu kommt es mal vor, dass ich ein krankes oder verletztes Tier
erschießen muss.“
„Johann Schepker wurde mit einem
Gewehr erschossen“, bemerkte Hasenkrug.
„Ja, ich hörte davon. Aber Sie
verdächtigen nicht wirklich mich, oder?“, fragte sie mit einem breiten Grinsen,
während sie mit sprudelnd kochendem Wasser den Tee aufgoss.
„Wir ermitteln in alle
Richtungen“, sagte Hasenkrug knapp.
„Wie gut kannten Sie Lübbo
Krayenborg und Johann Schepker?“, fragte Büttner.
„Nicht so gut. Hab sie ein paar
Mal gesehen, mehr nicht.“
Büttner sah sie prüfend an.
„Menno Buurmann sagte uns, Sie hätten erst kürzlich einen Streit mit Krayenborg
gehabt.“
„Einen Streit?“ Luise Alberts
runzelte die Stirn.
„Ja. Er meinte, Krayenborg habe
irgendwas von Ihnen haben wollen, was Sie aber abgelehnt hätten.“
„Ach das. Ja, er wollte ein
Medikament für die Katze seiner Tochter. Ich hab gesagt, ich müsse die Katze
erst sehen, bevor ich irgendwelche Medikamente ausgebe.“
„Das hat ihm nicht gefallen.“
„Natürlich nicht. Er fing an
herumzubrüllen. Aber er hat es trotzdem nicht gekriegt.“
„Hm. Haben Sie heute morgen gegen 10 Uhr einen Schuss gehört?“
„Nein. War das die Tatzeit?“
„Ja, und wie wir wissen, waren
Sie da gerade in Canhusen.“
„Ja, das stimmt. Da war ich bei
Heino Franzen.“
„Genau nebenan also.“
„Richtig.“
„Haben Sie zu dieser Zeit
jemanden in der Nähe des Tatorts gesehen?“
Luise Alberts schürzte die Lippen
und überlegte. „Der alte Menno Buurmann lief vorbei. Und dieser Rechtsanwalt.
Jan Scherrmann. Sonst niemanden.“
Gerade, als Büttner eine weitere
Frage stellen wollte, öffnete sich die Tür und ein Mann trat ein. „Ach, wir
haben Besuch“, stellte er überrascht fest und reichte den beiden Herren
freundlich lächelnd die Hand. „Moin, Thorsten Alberts.“
„Die Herren sind von der
Polizei“, klärte seine Frau ihn auf. „Herr Büttner und Herr Hasenpflug.“
„Hasenkrug“, korrigierte der
Polizist schnell.
„Polizei? Ist was passiert?“
„Es geht um die beiden Morde in
Canhusen.“
„Ach so.“ Thorsten Alberts, der
ein ganzes Stück älter sein musste als seine Frau, nahm sich eine Tasse aus dem
Schrank und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
„Sie wissen darüber Bescheid?“,
fragte Büttner.
„Ich weiß das, was ich von meiner
Frau und meinen Kunden erzählt bekomme und das, was in der Zeitung steht.“
Thorsten Alberts nahm seiner Frau
die Kanne aus der Hand, nachdem sie die Teebeutel herausgefischt hatte, und
schenkte allen ein, während sie zunächst Kluntjes und dann Sahne verteilte.
„Wir müssten Ihr Gewehr mit zur
kriminaltechnischen Untersuchung nehmen“, sagte Büttner und betrachtete
fasziniert die kleine wabernde Sahnewolke auf seinem Tee.
„Warum?“, fragte Luise Alberts
irritiert.
„Wie schon gesagt, wurde Johann
Schepker mit einem Gewehr erschossen. Deshalb überprüfen wir jedes Jagdgewehr,
das es in Canhusen gibt. Und Ihres. Weil Sie zum Tatzeitpunkt in Canhusen
waren.“
„Viel Spaß dabei“, sagte die
Tierärztin gedehnt, „da gibt es Dutzende.“
„Ja, leider“,
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