Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
haben mit ihm geschlafen?“
„Nein. Es ist mir gelungen, ihn
auf ein paar Tage später zu vertrösten.“
„Und darauf hat er sich
eingelassen?“, fragte Hasenkrug verwundert.
„Ja, aber nur, wenn ich dann für
eine ganze Nacht bei ihm bleiben würde. Dann hat er einen Termin genannt und
ein Hotel, in das ich kommen sollte.“
„Und wann war das?“
„Es wäre jetzt am Sonntag
gewesen.“
„Sonntag? Aber da ist er
vergiftet worden.“
„Ja. Er war auf dem Weg zu mir,
denke ich. Er wusste wahrscheinlich, dass ich noch bei seinem Sohn im Stall war
und wollte sichergehen, dass ich direkt von dort ins Hotel fahren würde.“
„Aber man hat ihn am Kanal
gefunden“, gab Büttner zu bedenken, „weit ab von jeder Straße.“
Luise Alberts zuckte mit den
Schultern. „Ich weiß nicht, wie er dahin gekommen ist.“
„Haben Sie ihn vergiftet, Frau
Alberts?“
„Nein! Nein, ganz bestimmt
nicht!“, rief sie aufgebracht.
„Sie hätten ein Motiv gehabt. Ein
sehr überzeugendes sogar.“
„Ich war es nicht, bitte glauben
Sie mir!“
„Er hätte vermutlich immer so
weiter gemacht.“
„Ich ... hatte einen anderen
Plan.“
„Einen anderen Plan? Und wie sah
der aus?“
Eine Antwort auf diese Frage
sollte Büttner zunächst nicht mehr erhalten, denn im nächsten Moment flog die
Tür auf, ein Polizist kam herein und flüsterte dem Hauptkommissar etwas ins
Ohr. Der verzog das Gesicht und sah Luise Alberts finster an.
„Wir haben Ihr Gewehr überprüft,
Frau Alberts“, sagte er dann. „Der Kollege sagte mir soeben, dass es sich dabei
eindeutig um die Tatwaffe im Fall Johann Schepker handelt.“
Luise Alberts erbleichte. „D-as
ist unmöglich“, stammelte sie, „d-das kann nicht sein.“
„Kann es denn sein, dass Johann
Schepker diese Fotos gemacht hat?“, fragte Büttner und schob den Stapel wieder zu
ihr rüber.
„J-ja, ich nehme es an, aber ...“
„Frau Alberts, ich verhafte Sie
wegen des dringenden Tatverdachtes, Lübbo Krayenborg und Johann Schepker
ermordet zu haben.“
13
In Canhusen herrschte helle
Aufregung, nachdem die Verhaftung von Luise Alberts bekannt geworden war.
Schnell waren sich alle einig, dass eigentlich ein jeder im Dorf von Anfang an
die Vermutung gehabt habe, dass für die Morde nur die junge Tierärztin
verantwortlich sein könne. Schließlich habe sie sich schon seit Längerem schon
recht komisch benommen. Und war sie nicht gerade zu Lübbo Krayenborg und Johann
Schepker immer besonders unfreundlich gewesen? Und, nebenbei, eine junge,
zierliche Frau, die sich für den schwierigen Job der Landtierärztin entschied,
um sich mit ihren kräftigen männlichen Kollegen zu messen, die musste doch
irgendein Problem mit sich herumtragen, oder? Man habe ja noch nie verstehen
können, dass so etwas überhaupt erlaubt
sei.
Ja, soweit konnte es gehen mit
dem Neid der Besitzlosen, dachte Jan Scherrmann bei sich. Da machte eine junge
Frau über viele Jahre hinweg eine nahezu tadellose Arbeit in einer angestammten
Männerdomäne, und das war dann der Dank. Wie die Hyänen stürzte man sich jetzt
auf sie, um sie bei lebendigem Leibe zu zerfleischen. Selbst Aussagen wie Der
gute alte Lübbo, der hat doch niemandem etwas getan waren jetzt zu hören,
wo es nur einen Tag zuvor noch geheißen hatte, das mit den Morden habe ja so
kommen müssen, schließlich hätten sich Lübbo und sein Vasall zeitlebens nur
Feinde gemacht.
Einzig von den Canhuser
Landwirten hörte man zu diesem Thema recht wenig. Sie schüttelten nur den Kopf,
wenn sie auf die Verhaftung angesprochen wurden und gingen dann schweigsam
ihrer Wege. Auch Jan Scherrmann gegenüber hatten sich Immo Krayenborg und Eike
Diekhoff eher einsilbig gezeigt, wenn sie auch immerhin bekundet hatten, dass
sie nicht an die Schuld von Luise Alberts glaubten. Sie vertraten die Ansicht,
dass es sich um ein ausgebufftes Komplott handeln müsse und dass man ihr die
Tatwaffe untergeschoben habe. Nein, die junge Tierärztin als eiskalte Mörderin,
das konnten und wollten sie sich nicht vorstellen. Und außerdem sei sie zum
Tatzeitpunkt des Mordes an Lübbo Krayenborg ja auch bei der fohlenden Stute von
Immo Krayenborg gewesen und habe damit ein Alibi.
Bauer Heino Franzen war nach dem
Bekanntwerden der Verhaftung schnurstracks zur Polizei marschiert und hatte die
Aussage zu Protokoll gegeben, Luise Alberts sei zum genannten Tatzeitpunkt bei
ihm im Stall gewesen und könne die Tat somit gar nicht begangen
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