Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
nickte Hasenkrug. „Haben
Sie in letzter Zeit mit Ihrem Gewehr geschossen, Frau Alberts?“
Sie überlegte. „Muss ungefähr
eine Woche her sein. Da hab ich auf der Straße ein verletztes Reh gefunden. Ich
hab ihm den Gnadenschuss gegeben.“
„Wo war das?“
„Auf der Landstraße zwischen
Greetsiel und Eilsum.“
„Haben Sie den Vorfall gemeldet?“
„Ja, sicher.“
„O. k.“, sagte Büttner, nahm
einen letzten Schluck Tee und stand auf. „Das war’s dann erstmal. Könnten Sie
uns bitte das Gewehr geben, Frau Alberts?“
„Ja, natürlich.“ Sie erhob sich von
ihrem Stuhl und folgte den beiden Polizisten hinaus in den Hof. Sie öffnete die
Hintertür ihres Autos, nahm das Gewehr heraus und drückte es Büttner in die
Hand. „Ich bräuchte es so schnell wie möglich wieder“, sagte sie.
„Selbstverständlich. Da Sie es
beruflich brauchen, werde ich eine schnelle Untersuchung veranlassen.“
„Danke.“
„Keine Ursache.“
Als Büttner und Hasenkrug vom Hof
fuhren, blickte der Hauptkommissar noch einmal zurück, um den herrlichen
Anblick des Gebäudeensembles zu genießen. Er sah Luise Alberts in der Haustür
stehen, die ihnen mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck nachsah.
12
Im Polizeirevier herrschte ein
reges Treiben, als Büttner am nächsten Morgen sein Büro betrat. Er war am Abend
zuvor erst spät nach Hause gekommen, nachdem er noch das Gewehr der Tierärztin in die KTU gebracht und anschließend noch in der
Pathologie vorbeigefahren war. Dort allerdings hatte er von Dr. Wilkens, die
wegen eines Rückstaus zu obduzierender Leichen eine unplanmäßige Nachtschicht
eingelegt hatte, nicht viel Neues erfahren. Johann Schepker war mit einem
Treffer ins Herz erschossen worden, es gab keine Anzeichen für eine weitere
Gewalteinwirkung.
„ Chef , ich habe die Analyse der Fingerabdrücke von diesen ominösen Drohbriefen, die
wir bei den Opfern gefunden hatten“, rief Hasenkrug und wedelte mit einem
Zettel, während er Büttners Büro betrat.
„Ja“, brummte Büttner und zog den
Nasenspray hoch, den er sich soeben in die Nase gesprüht hatte, „Ihnen auch
einen guten Morgen.“
„Oh, ja, Moin, Chef.“
„Und was hat die Analyse
ergeben?“
„Auf dem einen Zettel sind
ausschließlich die Fingerabdrücke von Krayenborg, auf dem anderen ...“
„Lassen Sie mich raten. Die von
Schepker?“
„Richtig.“
„Das bringt uns nicht weiter.“
„Auch richtig.“
„Ach, Hasenkrug“, stöhnte Büttner
und massierte sich die schmerzenden Schläfen, „können Sie mir auch mal eine
erfreuliche Nachricht bringen? Vielleicht, dass Ihnen heute Nacht zufällig der
Mörder über den Weg gelaufen ist, in einem Anfall von Reue ein umfassendes
Geständnis abgelegt hat und nun friedlich schlummernd in seiner Zelle liegt und
auf seinen Haftprüfungstermin wartet.“
„Bedaure.“
„Also, lassen Sie uns wieder in
dieses kleine Nest fahren und uns endlich mit den noch verbliebenen Herren
unterhalten, die da hießen ... Hasenkrug?“
„Gustav Grensemann und Rudolf
Lampe.“
„Ja. Und nehmen Sie bitte
mindestens zwei Flaschen Wasser mit, es soll wieder heiß werden und ich habe
nicht vor, da hinten am Ende der Welt einen einsamen Tod zu sterben.“
„Wird gemacht, Chef.“
Gerade, als die beiden Männer das
Revier verlassen wollten, kam eine junge Polizistin mit einem großen Umschlag
wedelnd hinter ihnen hergehechtet. „Warten Sie, Herr Hauptkommissar“, rief sie
atemlos, „ich habe ein paar wichtige Infos für Sie!“
„Was sind das für Infos“, seufzte
Hasenkrug, „können die nicht bis nachher warten?“
„Das Wort wichtig impliziert doch schon, dass hier ein gewisser Druck vorliegt, Hasenkrug“,
belehrte ihn Büttner kopfschüttelnd und griff nach dem Umschlag. Er zog den
Inhalt heraus – und zog verwundert die Augenbrauen hoch. „Da guck mal einer
an“, murmelte er. „Danke, Frau Kollegin, das sind wirklich sehr interessante
Erkenntnisse.“
Die junge Polizistin strahlte
über das ganze Gesicht, warf Hasenkrug einen herablassenden Blick zu und machte
dann auf dem Absatz kehrt.
„Nun sehen Sie sich das mal an“,
sagte Büttner zu seinem Assistenten und reichte ihm den Stapel Fotos, die er
aus dem Umschlag gezogen hatte.
„Wow“, keuchte Hasenkrug und
räusperte sich verlegen, „das ist ja wirklich harter Tobak.“
„Kann mal wohl sagen. Ich glaube
fast, die Herren in Canhusen müssen erneut in die Warteschleife. Holen Sie mir
die Tierärztin her,
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