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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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unter den wesentlichen Vorzügen. Bannerträger hielten die Standarten der wichtigsten Verbände hoch, die den Göttern Amun, Re, Ptah und Seth geweiht waren. Ein Königlicher Schreiber schickte sich an, die Namen der Verpflichteten in seine Verzeichnisse aufzunehmen. Hinter ihm stapelten sich große Körbe voller Lebensmittel; die Heerführer würden danach ein Festmahl ausrichten, in dessen Verlauf man Ochsenfleisch, Geflügel, Gemüse und Obst verspeiste …
    »Jetzt beginnt das schöne Leben«, murmelte einer von Sethis Gefährten. »Nicht für mich.«
    »Du verzichtest?«
    »Ich ziehe die Freiheit vor.«
    »Du bist irre! Dem unteren Offizier zufolge bist du der beste der ganzen Einberufung; man hätte dir auf Anhieb eine gute Stellung zuerkannt.«
    »Ich suche das Abenteuer, nicht die Anwerbung.«
    »An deiner Stelle würde ich es mir überlegen.« Ein Bote des Palastes, einen Papyrus in der Hand, überquerte den großen Hof mit hastigen Schritten. Er zeigte das Schriftstück dem Königlichen Schreiber vor. Letzterer erhob sich und gab einige kurze Befehle aus. In weniger als einer Minute waren alle Tore der Kaserne verriegelt. Unter den Freiwilligen erhob sich Gemurmel. »Ruhe«, forderte der Offizier, der die werbende Ansprache gehalten hatte. »Wir haben soeben Anweisungen erhalten. Durch PHARAOS Erlaß seid ihr alle verpflichtet. Die einen werden zu den Kasernen im Lande aufbrechen, die anderen schon morgen gen Asien ausrücken.«
    »Das bedeutet Notstand oder Krieg«, merkte Sethis Gefährte an. »Das ist mir einerlei.«
    »Sei kein Dummkopf. Falls du zu fliehen versuchst, wirst du als Abtrünniger angesehen werden.« Dem Einwand mangelte es nicht an Gewicht. Sethi versuchte, die Aussichten einzuschätzen, die Mauer zu überwinden und in den benachbarten Gäßchen zu verschwinden: Es war hoffnungslos. Er befand sich nicht mehr in der Schule der Schreiber, sondern in einer von Bogenschützen und Lanzenwerfern bevölkerten Kaserne.
    Einer nach dem anderen gingen die zwangsweise Ausgehobenen am Königlichen Schreiber vorüber. Wie die anderen Krieger hatte er sein zuvorkommendes Lächeln gegen einen nichtssagenden Gesichtsausdruck eingetauscht.
    »Sethi … ausgezeichnete Ergebnisse. Du wirst als Bogenschütze an der Seite eines Streitwagenoffiziers dem Asien-Heer zugeteilt. Aufbruch morgen früh in der Dämmerung. Nächster.« Sethi sah seinen Namen auf einem Täfelchen erscheinen. Nunmehr war es ihm unmöglich, abtrünnig zu werden, es sei denn, er würde in der Fremde bleiben und Ägypten und Paser nie wiedersehen können. Er war nachgerade dazu verdammt, ein Held zu werden. »Stehe ich etwa unter dem Befehl von Heerführer Ascher?«
    Der Schreiber hob erzürnt den Blick. »Ich sagte: der nächste.«
    Sethi erhielt ein Hemd, ein Kleid, einen Überwurf, einen Brustpanzer, lederne Beinschienen, einen Helm, eine kleine doppelschneidige Axt und einen Bogen aus Akazienholz mit deutlicher Verdickung in der Mitte. Die ungefähr einen Meter sechzig hohe und schwer zu spannende Waffe schleuderte die Pfeile sechzig Meter weit bei geradem und hundertachtzig Meter bei angewinkeltem Schuß. »Und das Festmahl?«
    »Hier hast du Brot, ein Pfund Dörrfleisch, Öl und Feigen«, antwortete der für die Verpflegung zuständige Offizier. »Iß, schöpfe Wasser aus dem Wasserspeicher und schlafe. Morgen wirst du Staub kosten.«
     
    Auf dem gen Süden segelnden Schiff sprach man nur über den Erlaß von Ramses dem Großen, den zahllose Boten im ganzen Land verbreitet hatten. PHARAO hatte befohlen, alle Tempel zu reinigen, alle Schätze des Landes zu zählen, den Inhalt der Kornspeicher und der öffentlichen Vorratshäuser aufzunehmen, die Opfergaben für die Götter zu vervielfachen und für einen Feldzug nach Asien zu rüsten. Das Gemunkel hatte diese Maßnahmen noch aufgebauscht; man sprach von einem bevorstehenden Unheil, bewaffneten Unruhen in den Städten, Aufständen in den Gauen und einem bevorstehenden hethitischen Einfall. Paser sollte, wie die anderen Richter, über die Einhaltung der öffentlichen Ordnung wachen.
    »Wäre es nicht besser gewesen, in Memphis zu bleiben?« fragte Kem. »Unsere Reise wird von kurzer Dauer sein. Die Vorsteher der Ortschaften werden uns erklären, die beiden Altgedienten wären Opfer eines Unfalls, einbalsamiert und beigesetzt worden.«
    »Ihr seid nicht sonderlich zuversichtlich.«
    »Fünf tödliche Stürze: Das ist die amtliche Wahrheit.«
    »Ihr glaubt sie nicht.«
    »Und

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