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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Ihr?«
    »Welche Bedeutung hat das noch? Falls es zu einem Krieg kommt, werde ich zurückberufen.«
    »Ramses predigt den Frieden mit den Hethitern und den Fürsten Asiens.«
    »Sie werden der Eroberung Ägyptens niemals abschwören.«
    »Unsere Streitmacht ist zu stark.«
    »Wie erklären sich dann dieser Feldzug und diese befremdlichen Maßnahmen?«
    »Ich bin ratlos. Vielleicht ist die Sicherheit im Innern in Gefahr.«
    »Das Land ist reich und glücklich, der König genießt die Zuneigung seines Volkes, jeder kann seinen Hunger stillen, die Straßen sind sicher. Keinerlei Unruhen bedrohen uns.«
    »Ihr habt recht, doch PHARAO scheint anderer Ansicht zu sein.«
    Die Luft peitschte ihre Wangen; mit eingeholtem Segel nutzte das Schiff die Strömung. Dutzende anderer Boote befuhren den Nil in beiden Richtungen und nötigten so den Schiffsführer sowie seine Mannschaft zu steter Wachsamkeit. Ungefähr hundert Kilometer südlich von Memphis fuhr ein schnelles Boot der Ordnungskräfte des Nils längsseits an sie heran und befahl ihnen langsamere Fahrt. Ein Ordnungshüter klammerte sich ans Tauwerk und sprang an Deck. »Gehört Richter Paser zu den Fahrgästen?«
    »Hier bin ich.«
    »Ich muß Euch nach Memphis zurückbringen.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Eine Klage ist gegen Euch erhoben worden.«
     
    Sethi war als letzter aufgestanden und angekleidet. Der Verantwortliche der Stube stieß ihn an, um ihn zur Eile anzutreiben.
    Der junge Mann hatte von Sababu geträumt, von ihren Liebkosungen und ihren Küssen. Sie hatte ihm ungeahnte Pfade der Wollust dargeboten, die ohne langes Säumen erneut zu erkunden er fest entschlossen war.
    Unter den neidvollen Blicken der anderen Jungkrieger bestieg Sethi einen Streitwagen, in den ihn ein höherer Offizier um die Vierzig, mit beeindruckenden Muskeln, rief.
    »Halt dich fest, mein Junge«, empfahl dieser ihm mit sehr dunkler Stimme.
    Kaum daß Sethi Zeit gehabt hatte, sein linkes Handgelenk in eine Riemenschlaufe zu stecken, trieb der Offizier seine Pferde auch schon zu voller Eile an. Der Wagen war der erste, der die Kaserne verließ und nach Norden preschte. »Hast du schon gekämpft, Kleiner?«
    »Gegen Schreiber.«
    »Hast du sie getötet?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Verzweifle nicht: Ich werde dir weit Besseres bieten.«
    »Wohin geht es?«
    »Geradewegs auf den Feind zu, und das an der Spitze! Wir durchqueren das Delta, ziehen an der Küste entlang und werden die Syrer und Hethiter überrennen. Dieser Erlaß ist ganz nach meinem Geschmack. Zu lange schon habe ich keinen dieser Barbaren mehr zertreten. Spanne deinen Bogen.«
    »Gedenkt Ihr nicht, langsamer zu fahren?«
    »Ein guter Bogenschütze trifft sein Ziel unter den widrigsten Bedingungen.«
    »Und wenn ich nicht treffe?«
    »Dann schneide ich den Riemen durch, der dich an meinem Wagen festhält, und lasse dich in den Staub beißen.«
    »Ihr seid hart.«
    »Zehn Feldzüge nach Asien, fünf Verletzungen, zweimal das Gold der Tapferen zur Belohnung, Belobigungen von Ramses höchstselbst, genügt dir das?«
    »Räumt Ihr mir nicht einmal einen Fehlschuß ein?«
    »Entweder du gewinnst, oder du verlierst.« Ein Held zu werden gestaltete sich schwieriger als vorgesehen. Sethi atmete tief ein, spannte seinen Bogen bis zum äußersten, vergaß den Streitwagen, die Stöße, den buckligen Weg. »Triff den Baum dort, weit vorn.« Der Pfeil flog gen Himmel, beschrieb eine erhabene Kurve und bohrte sich in den Akazienstamm, an dessen Fuße der Streitwagen in schneller Fahrt vorbeipreschte.
    »Alle Achtung, Kleiner!« Sethi stieß einen langen Seufzer aus. »Wie vieler Bogenschützen habt Ihr Euch entledigt?«
    »Ich zähle sie nicht mehr! Ich verabscheue Stümper. Heute abend werden wir zusammen trinken.«
    »Unter dem Zelt?«
    »Die Offiziere und ihre Gefolgsleute haben Anrecht auf die Herberge.«
    »Und auf … Frauen?«
    Der Offizier bedachte Sethi mit einem ungeheuren Fausthieb in den Rücken.
    »Verflixter Bursche, du bist für die Streitkräfte geboren! Nach dem Wein werden wir uns eine liederliche Dirne teilen, die uns die Hodensäcke leeren wird.«
    Sethi küßte seinen Bogen. Das Glück verließ ihn nicht.
     
    Paser hatte die Handlungsfähigkeit seiner Feinde unterschätzt. Zum einen wollten sie ihn daran hindern, Memphis zu verlassen und in Theben zu ermitteln; andererseits ihn seiner Eigenschaft als Richter berauben, um seinen Nachforschungen ein für allemal ein Ende zu setzen. Demnach war es tatsächlich ein Mord,

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