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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wenn nicht gar mehrere, was Paser ans Licht zu bringen trachtete. Leider war es dazu nun zu spät. Wie befürchtet, hatte Sababu, ein Werkzeug des Vorstehers der Ordnungskräfte, ihn der Verderbtheit bezichtigt. Die Gemeinschaft der Gerichtsbeamten würde Pasers ausschweifendes, mit seinem Amt unvereinbares Leben anprangern. Kem trat mit gesenktem Haupt in die Amtsstube. »Habt Ihr Sethi aufgestöbert?«
    »Er wurde in das Asien-Heer eingezogen.«
    »Ist er fort?«
    »Als Bogenschütze auf einem Streitwagen.«
    »Mein einziger Entlastungszeuge ist demnach unerreichbar.«
    »Ich kann ihn ersetzen.«
    »Das lehne ich ab, Kem. Man wird beweisen, daß Ihr Euch nicht bei Sababu aufhieltet, und Ihr werdet wegen falscher Zeugenaussage bestraft werden.«
    »Euch verleumdet zu sehen, empört mich zutiefst!«
    »Ich tat unrecht daran, den Schleier zu lüften.«
    »Wenn niemand, nicht einmal ein Richter, die Wahrheit verkünden darf, lohnt es dann noch zu leben?«
    Die Verzweiflung des Nubiers war ergreifend. »Ich werde nicht aufgeben, Kem, doch ich besitze nicht einen einzigen Beweis.«
    »Man wird Euch den Mund verschließen.«
    »Ich werde nicht schweigen.«
    »Ich werde an Eurer Seite sein, mit meinem Pavian.« Die beiden Männer umarmten sich brüderlich.
     
    Die Verhandlung fand zwei Tage nach Richter Pasers Rückkehr unter der aus Holz errichteten Vorhalle des Palastes statt. Die Schnelligkeit des Rechtsgangs ließ sich durch die Persönlichkeit des Beklagten erklären; daß ein Gerichtsbeamter verdächtig war, das Gesetz zu brechen, verdiente eine sofortige Prüfung.
    Paser erhoffte sich keinerlei Nachsicht von Seiten des Ältesten der Vorhalle; er war gleichwohl verblüfft angesichts des Ausmaßes der Verschwörung, als er die einzelnen Beisitzer gewahrte: der Warenbeförderer Denes, seine Gemahlin Nenophar, der Vorsteher der Ordnungskräfte, Monthmose, ein Palastschreiber und ein Tempelpriester des Ptah. Seine Feinde hatten die Mehrheit, wenn nicht gar eine einstimmige, falls der Schreiber und der Priester zu ihren Helfershelfern gehörten.
    Mit kahl geschorenem Schädel, in einen geschlitzten Prunkschurz gekleidet und verstimmt dreinblickend saß der Älteste der Vorhalle am Ende des Verhandlungssaales. Zu seinen Füßen beschwor ein Krummstab aus Sykomorenholz die Gegenwart der Maat. Die Beisitzer befanden sich zu seiner Linken; zu seiner Rechten ein Schreiber. Hinter Paser zahlreiche Gaffer. »Ihr seid Richter Paser?«
    »In Memphis bestallt.«
    »Unter Euren Untergebenen findet sich ein Gerichtsschreiber namens Iarrot.«
    »Das stimmt.«
    »Die Anklägerin möge vortreten.« Iarrot und Sababu: ein unerwarteter Bund! Er war also von seinem engsten Gefolgsmann verraten worden.
    Doch es war nicht Sababu, die durch den Verhandlungssaal schritt, sondern eine Braunhaarige mit kurzen Beinen, wulstigen Formen und unansehnlichem Gesicht. »Ihr seid die Gattin des Gerichtsschreibers Iarrot?«
    »Das bin ich«, bestätigte sie mit einer kreischenden Stimme, aus der keinerlei Klugheit sprach. »Ihr äußert Euch hier unter Eid. Tragt Eure Anschuldigungen vor.«
    »Mein Gatte trinkt Bier, viel zuviel Bier, vor allem am Abend. Seit einer Woche beschimpft er mich und prügelt mich im Beisein unserer Tochter. Sie hat Angst, die arme Kleine. Ich habe Schläge erhalten; ein Heilkundiger hat die Male aufgenommen.«
    »Kennt Ihr den Richter Paser?«
    »Nur dem Namen nach.«
    »Was verlangt Ihr vom Gericht?«
    »Daß mein Gatte und sein Vorgesetzter, der für seine Sittlichkeit verantwortlich ist, bestraft werden. Ich will zwei neue Gewänder, zehn Sack Korn und fünf gebratene Gänse. Das Zweifache, wenn Iarrot mich von neuem prügelt.« Paser war völlig verdutzt. »Der Hauptbeklagte möge vortreten.« Beschämt gehorchte Iarrot. Mit seinem plumpen, von einer stärker als gewöhnlich sichtbaren Kupferrose gezeichneten Gesicht brachte er seine Verteidigung vor.
    »Meine Frau reizt mich, sie weigert sich, die Speisen zuzubereiten. Ich habe sie geschlagen, ohne es zu wollen. Eine unglückliche Anwandlung. Ihr müßt mich verstehen: Ich arbeite sehr hart bei Richter Paser, meine Wirkzeiten sind unbarmherzig, die Menge der zu bearbeitenden Vorgänge würde die Bestallung eines zweiten Gerichtsschreibers rechtfertigen.«
    »Ein Einwand, Richter Paser?«
    »Diese Behauptungen sind unrichtig. Wir haben sehr viel Arbeit, das ist wahr, doch ich habe die Eigenarten des Gerichtsschreibers Iarrot geachtet, seine häuslichen Schwierigkeiten

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