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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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sich vor. Er hätte mit ihr über seine Untersuchungen gesprochen, sie mit ihm über ihre Kranken. Zu zweit würden sie die Last ihrer jeweiligen Mühsal tragen, würden die Würze eines einfachen, mit jeder Sonne neu erstehenden Glücks genießen.
    Wind des Nordens begann zu schreien, Brav bellte los. Der Richter erhob sich, öffnete das Fenster. Ein bewaffneter Wachsoldat zeigte ihm die vom Gerichtsschreiber des Ältesten der Vorhalle ausgestellte Zwangsverpflichtung vor. Mit einem kurzen Überwurf über den Schultern folgte Paser der Wache sogleich bis zur Kaserne.
    Vor der ins Untergeschoß führenden Treppe kreuzten zwei Krieger ihre Lanzen. Sie traten zur Seite, um den Richter durchzulassen, den Scheschi auf der Schwelle seiner Forschungsstätte empfing. »Ich erwartete den Ältesten der Vorhalle.«
    »Ich bin untröstlich, Euch zu enttäuschen, ich wurde von Amts wegen mit dem Fall betraut. Was ist Euch zugestoßen?«
    »Versuchter Diebstahl.«
    »Ein Verdächtiger?«
    »Der Schuldige wurde festgenommen.«
    »Demnach wird es genügen, den Tatbestand aufzunehmen, zur Anklage zu schreiten und ohne Verzug über ihn zu richten.« Scheschi schien etwas betreten. »Ich muß ihn verhören. Wo ist er?«
    »Im Gang, zu Eurer Linken.« Auf einem Amboß sitzend und von einem Soldaten bewacht, fuhr der Schuldige hoch, als er Paser erblickte.
    »Qadasch! Was macht Ihr hier?«
    »Ich schlenderte an dieser Kaserne vorbei und wurde plötzlich angegriffen und mit Gewalt an diesen Ort geschleppt.«
    »Falsch«, setzte der Wachsoldat dagegen. »Dieser Mann ist in einen Lagerraum eingedrungen, und wir haben ihn abgefangen.«
    »Lüge! Ich werde Anzeige wegen Tätlichkeit erheben.«
    »Mehrere Zeugen beschuldigen Euch«, erinnerte Scheschi.
    »Was enthält dieses Lager?« fragte Paser. »Metalle, insbesondere Kupfer.« Paser wandte sich an den Zahnheilkundigen. »Sollte es Euch an Rohstoffen für Eure Gerätschaften mangeln?«
    »Ich bin Opfer eines Mißverständnisses.« Scheschi näherte sich dem Richter und murmelte ihm etwas ins Ohr. »Wie Ihr wünscht.«
    Sie zogen sich in die Wirkstätte zurück. »Die Forschungen, denen ich hier nachgehe, erfordern die allergrößte Verschwiegenheit. Könntet Ihr ein Verfahren unter Ausschluß der Öffentlichkeit einrichten?«
    »Gewiß nicht.«
    »In ganz besonderen Fällen …«
    »Beharrt nicht weiter.«
    »Qadasch ist ein ehrenwerter und reicher Zahnheilkundiger. Ich kann mir seine Absichten nicht erklären.«
    »Welcher Art sind Eure Forschungen?«
    »Bewaffnung. Begreift Ihr nun?«
    »Es gibt kein eigenes Gesetz für Eure Tätigkeit. Wenn Qadasch des Diebstahls angeklagt ist, wird er sich verteidigen, wie er sich darauf versteht, und Ihr werdet erscheinen müssen.«
    »Demnach müßte ich auf die Fragen antworten.«
    »Selbstverständlich.« Scheschi strich über seinen Schnurrbart. »In dem Fall ziehe ich es vor, keine Klage einzureichen.«
    »Das ist Euer Recht.«
    »Es ist vor allem zum Wohle Ägyptens. Neugierige Ohren, ob im Gericht oder anderswo, wären ein schreckliches Verhängnis. Ich überlasse Euch Qadasch; von meinem Standpunkt aus hat sich nichts zugetragen. Was Euch betrifft, Richter Paser, vergeßt nicht, daß Ihr zum Stillschweigen verpflichtet seid.« Paser verließ die Kaserne in Gesellschaft des Heilkundigen.
    »Gegen Euch liegt nichts mehr vor.«
    »Ich, für meinen Teil, werde jedoch Klage einreichen!«
    »Abträgliche Zeugenaussagen, ungewöhnliche Anwesenheit an diesem Ort zu ungehöriger Stunde, Verdacht auf Diebstahl … Euer Fall ist fürwahr betrüblich.«
    Qadasch hustete, stieß auf und spie aus. »Nun gut, ich verzichte.«
    »Ich nicht.«
    »Verzeihung?«
    »Ich nehme es bereitwillig hin, mitten in der Nacht aufzustehen und unter welchen Bedingungen auch immer zu ermitteln, doch nicht, für einen Trottel gehalten zu werden. Erklärt Euch, oder ich klage Euch wegen Beleidigung eines Amtmannes an.« Des Heilkundigen Rede wurde wirr. »Kupfer von erster Güte und von vollkommener Reinheit! Davon träume ich seit Jahren.«
    »Wie habt Ihr vom Vorhandensein dieses Lagers erfahren?«
    »Der Offizier, der diese Kaserne überwacht, ist ein … geschwätziger Kunde. Er hat sich gebrüstet, ich habe mein Glück gewagt. Ehedem waren die Kasernen nicht so gut bewacht.«
    »So habt Ihr den Entschluß gefaßt, das Kupfer zu stehlen.«
    »Nein, ich wollte es bezahlen! Ich hätte das Metall gegen mehrere Mastochsen getauscht. Die Krieger sind ganz versessen darauf. Und

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