Das Testament des Satans
Kräfte. Sie wehrt sich verzweifelt gegen die Dämonenbeschwörung. Für Corentin der Beweis, dass sie besessen ist, und die Rechtfertigung für sein perfides Handeln! Alessandra weint schluchzend – sie ahnt, dass dieser quälende Exorzismus noch nicht das Ende ist.
Corentin, du verfluchter Mistkerl!
»Nenn mir deinen Namen!«, übertönt er die schreienden Fratres, die sie nur mit Mühe festhalten.
»Ich bin Alessandra.«
»Deinen Namen, Dämon!«, beharrt Corentin.
»Alessandra di Luca d’Ascoli!«
»Deinen Namen, Dämon!«
»Ich bin nicht besessen!«
»Im Namen Jesu Christi, weiche zurück, Satan, Lucifer, Belial, oder wer immer du bist, Azazel, Azrael, Asmodai! Lass sie in Frieden!« Corentin beugt sich über sie, streicht ihr zärtlich über das wirre Haar und malt ihr das Kreuzzeichen auf die schweißnasse Stirn. Als sei er nicht nur Exorzist, sondern als fürsorglicher Beichtvater um ihre unsterbliche Seele bemüht, die er aus den endlosen Qualen des Höllenfeuers zu retten hofft. »Mein armes Kind!«
»Gott verfluche dich, Corentin!« Sie versucht sich aufzurichten, wird aber sofort wieder auf den Boden geschleudert. Raymond und Jourdain liegen schon fast auf ihr, um sie niederzuhalten. »Du bringst mich um!«
»Herr, erbarme dich ihrer!«, antwortet Corentin ungerührt. »Nimm mein Flehen gnädig an! Erlöse sie aus ihren Qualen!«
Alessandra sieht mich an, erkennt das Breve in meiner Hand. Hoffnung schimmert in ihren Augen, als sie Corentin anblickt. »Bete, Priester, bete! Für dein eigenes Seelenheil!« Erneut will sie sich aufrichten, doch Abelard kniet sich auf ihre Schultern und zwingt sie auf den Boden. Und kommt ihr damit zu nah. Trotz der Tritte in ihre Seite, reißt sie ihren Arm los, der Jourdain aus den Händen gleitet, und rammt Abelard die geballte Faust dahin, wo’s so richtig wehtut.
Stöhnend beugt er sich vornüber, während Alessandra bereits die nächsten wuchtigen Schläge und Tritte austeilt – durch ihre jahrelange Vorbereitung auf die geplante Expedition durch die Wüste nach Timbuktu verfügt sie über eine erstaunliche Kraft.
»Haltet sie doch fest!«, brüllt Corentin.
»In Gottes Namen, hört auf mit diesem Irrsinn!« Ich dränge Corentin zur Seite, stoße Robin zurück, der mich aufhalten will, packe Jourdain an den Schultern, um ihn von ihr herunterzuzerren, kämpfe mich gegen Raymonds Fäuste zu ihr durch und helfe ihr auf. Sie taumelt gegen mich, fängt sich aber sofort wieder und wendet sich abrupt zu Corentin um.
»Père Corentin de Sévérac!«, herrscht sie ihn an und setzt sich resolut gegen das Geschrei der Fratres durch, die, aufgehetzt durch Corentin, glauben, Gottes Willen zu tun. »Was du mir angetan hast, wirst du an Leib und Seele büßen!«, droht sie ihm mit heiserer Stimme und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. »Kraft meines Amtes als päpstliche Sonderbevollmächtigte, das mir von Papst Nikolaus verliehen worden ist, erkläre ich diesen Hokuspokus für beendet. Als Vikarin mit Sondervollmacht unterstehe ich direkt dem Papst. Für mein Handeln habe ich mich nur vor ihm zu verantworten, und nur er kann über mich richten. Du kannst es nicht!«
»Der Dämon hat sie in seiner Gewalt!«, kreischt Corentin. Er scheint zu ahnen, was sie vorhat.
Und tatsächlich: Sie richtet sich auf, entreißt Yvain den Purpurmantel und legt ihn sich schwungvoll um die Schultern. »Kraft meines Amtes und meiner Macht, die mir von Papst Nikolaus verliehen worden sind«, verkündet sie unerbittlich mit fester Stimme, »und kraft dieses Dokumentes, das Seine Eminenz Kardinal d’Estouteville in Rom ausgefertigt hat, exkommuniziere ich dich, Corentin.«
Corentin stößt einen Schreckensschrei aus.
»Im Namen des allmächtigen Gottes, Vater, Sohn und Heiliger Geist, im Namen des Petrus, des Fürsten der Apostel, und im Namen aller Heiligen verbiete ich dir die Kommunion des Leibes und des Blutes unseres Herrn Jesus Christus. Ich verbanne dich aus der Kirche und verdamme dich ins ewige Feuer mit Satan und seinen Engeln. Corentin, du bist festgenommen, im Namen Seiner Heiligkeit. Kardinal d’Estouteville wird über dich richten. Gott sei dir gnädig.«
»Das kannst du nicht tun!«, übertönt Corentin nur mit Mühe das Höllenspektakel, das nun losbricht. »Du bist kein Pries …«
»Doch, das kann sie.« Ich falte das Breve auseinander und halte es den verstörten Gesichtern der Fratres entgegen. Jourdain, der plötzlich aschfahl geworden ist, bekreuzigt
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