Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
der lauter werdende Psalmengesang übertönen ihn beinahe.
    Corentin deutet auf die Blutschrift um Conans Leichnam und wartet, bis sich die Fratres wieder einigermaßen beruhigt haben: »Du hast mit roter Tinte ›Du wirst sterben!‹ auf sein Schreibpult geschrieben – es ist deine Handschrift! Du hast dieses Anagramm verfasst! Du hast Frère Conan ermordet! Dein Name steht dort mit seinem Blut geschrieben!«

Yannic
Kapitel 44
    Auf der Plattform des eingestürzten Westflügels
Wenige Minuten vor drei Uhr nachts
    Die Hölle bricht los. Die Schlacht Gut gegen Böse hat begonnen. »Exorziert sie! Notfalls mit Gewalt!«
    »Sie tut das Werk des Satans!«, kreischt Corentin.
    Die Fratres stöhnen entsetzt auf. Der schon fast panische Psalmengesang verhallt im Toben des Sturms.
    »Sie ist Liliths Tochter. Sie betet ihren Vater Lucifer an. Sie huldigt ihm, sie hat sich ihm unterworfen. Der Mord an Conan, ein blutiges Opferritual, strömt den stinkenden Schwefelgeruch des Satans aus. Gottes Gnade und Barmherzigkeit ist mit Blut besudelt, mit Füßen getreten, vergewaltigt und zurückgestoßen. Sie hat Gottes Gebote gebrochen und ist zum Antichrist geworden. Aber ihre unsterbliche Seele kann gerettet werden!«
    Tosendes Geschrei, das jede Vernunft mit sich reißt.
    »Helft mir, sie zu retten!«
    Frenetisches Brüllen, stärker als der Sturm, dessen Böen uns fast umwehen.
    »Im Namen Gottes und seines Sohnes Jesus Christus werden wir sie von dem Dämon befreien, der sie in der Gewalt hat! Haltet sie fest, sie wird mit gewaltigen Kräften um sich schlagen! Alle anderen zurück!«
    Ma Doue!, was soll ich tun? Das ungläubige Entsetzen lähmt mich – Robin und Padric halten mich fest. Sie fürchten, ich könnte Corentins nächstes Opfer sein.
    »Betet zu unserem Herrn Jesus Christus für die Erlösung ihrer Seele!«, ruft der maskierte Priester mit sich überschlagender Stimme, und einige der Fratres knien nieder, bekreuzigen sich und murmeln Gebete. Padric und Robin bleiben bei mir.
    Corentin erschreckt mich zutiefst. Immer mehr erinnert er mich an Gilles de Rais. Der ehemalige Marschall von Frankreich wurde vor neun Jahren als Serienmörder hingerichtet. Der Waffengefährte von Jeanne d’Arc, der Held des Guerre de Cent Ans, ein gottesfürchtiger Mystiker, der zum berüchtigsten Todesengel wurde: Hundertvierzig Opfer, aber vermutlich noch viel mehr! Böses tun um des Guten willen? Wie Gilles de Rais ist Corentin de Sévérac in seinem exzessiven Rausch irgendwie auf die andere Seite geraten. Die dunkle Seite.
    »Père Corentin!« Ich ziehe das päpstliche Breve aus meiner Kukulle, um Alessandra das Leben zu retten. »Corentin! Yvain! Abelard! Schluss jetzt, hört auf mit diesem Wahnsinn!«
    Sofort werde ich niedergebrüllt. Geballte Fäuste drohen in meine Richtung.
    Corentin wendet sich zu mir um. »Halt dich da raus, Yann!«
    »Er hat recht, Yannic. Lass sie!«, mahnt Robin und packt mich am Arm.
    Ich schüttele ihn ab und trete auf Corentin zu, doch der wendet mir den Rücken zu und beginnt mit dem Exorzismus: »Du hast Frère Conan ermordet. Welcher Dämon hat dich dazu angestiftet? Du kannst dich retten, Alessandra. Nenn mir seinen Namen! Dann kann ich ihn bannen!«
    »Ich bin nicht besessen!«, schreit sie. In ihren Augen flackert namenlose Angst.
    »Mein armes Kind«, beruhigt sie Corentin mit sanfter Stimme und berührt sachte ihr langes Haar, das sich während des Kampfes aus dem geflochtenen Zopf gelöst hat. »Auch jetzt hat er dich in seiner Gewalt.«
    »Nein, das ist nicht wahr!«
    Corentin spricht leise ein Gebet und bekreuzigt sich. »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes … Alessandra, du musst mit ›Amen‹ antworten.«
    »Nein!«
    »Lasst sie in Ruhe!«, fordere ich energisch.
    »Halt dich da raus, Yann!« Corentin fährt unbeirrt mit dem Ritual fort. »Wir bitten dich, allmächtiger Gott, segne uns in deiner Güte … Gewähre uns die Gnade, durch die Gegenwart des Heiligen Geistes vor den Versuchungen des Satans beschützt zu sein. Durch Jesus Christus unseren Herrn …«
    Alessandra wehrt sich mit allen Kräften gegen die sechs Mönche, die sie auf den Boden drücken und festhalten, sie stöhnt vor Schmerz, reißt sich los, schlägt um sich und tritt zu. Sie sieht wirklich aus wie … wie eine Besessene!
    Sie leidet Höllenqualen, während Corentin sie exorziert. Die sonst weder Tod noch Teufel fürchtet, hat eine panische Angst. Die sonst so willensstark ist, ist am Ende ihrer

Weitere Kostenlose Bücher