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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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sich. »Papst Nikolaus hat ihr Generalvollmacht verliehen und sie zu seiner Sonderbeauftragten ernannt. Das ist seine Unterschrift. Und das ist das Signum unseres Abtes, Kardinal d’Estouteville.«
    Plötzlich ist es still, nur der Sturm tobt noch um uns herum.
    Yvain reißt mir das Breve aus der Hand und wirft einen Blick darauf. »Das ist nicht die Vollmacht, die sie mir gestern gezeigt hat«, poltert er. »Kein Wort stand davon drin! Das ist doch Irrsinn! Eine Frau als päpstliche Sonderbevollmächtigte … das ist so …«
    »… so, als ob eine Frau wie Jeanne d’Arc ein Heer führt, um Frankreich von den Engländern zu befreien?«
    »Das ist Irrsinn!«, brüllt Yvain mich nieder. »Es gibt zwei Breves! Eines davon ist eine Fälschung!« Er zerreißt das Pergament in zwei Teile, die er emporschleudert, damit sie der Sturm fortwirbelt. »Dieses hier!«
    »Du verdammter …!« Ich will auf ihn losgehen, aber Robin und Padric packen mich und reißen mich mit Gewalt zurück.
    »Sag mal, spinnst du?«, empört sich Padric. »Bist du jetzt völlig verrückt?«
    »Padric hat recht«, mahnt Robin ernst. »Du riskierst dein Leben. Yvain und Abelard werden dich töten.«
    »Beruhige dich, Yannic!«, wispert Padric, dann wendet er sich an Yvain. »Père Yann ist verwirrt, Pater Prior. Er steht unter dem Bann des Dämons, der Alessandra in seiner Gewalt hat.«
    »Offensichtlich!«, knirscht Yvain. »Alessandra hat ihm seinen Verstand geraubt. Und sein Herz. Père Yann ist in sie verliebt.«
    »Lass es gut sein, Yvain.« Corentin legt ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm, dann wendet er sich zu mir um. »Yann, mein lieber Junge. Bitte beruhige dich. Ich ahne, was du für sie empfindest. Aber es darf nicht sein. Du bist Mönch. Und Priester. Du hast deine Gelübde vor Gott abgelegt. Lass ab von ihr! Sie schadet dir!«
    Ich will etwas sagen, doch Padric umklammert meinen Arm. »Yann, um Gottes willen, sei jetzt still!«
    Corentin, der offenbar verstanden hat, was Padric mir zugeraunt hat, wendet sich mit blitzenden Augen zu Alessandra um. »Nehmt sie fest!«
    Alessandra wehrt sich erbittert, doch sie wird von sechs Mönchen festgehalten, die wütend auf sie einschlagen. Raymond und Jourdain zwingen ihre Arme auf den Rücken und fesseln sie mit einem ledernen Gürtel, während Alessandra nacheinander Yvain und Abelard exkommuniziert. »Der Bischof von Avranches wartet in der Prieuré de Genêts auf mich. Martin Pinard kennt das Breve des Papstes mit meiner Vollmacht. Er wird mein Urteil bestä …«
    »Bringt sie endlich zum Schweigen!«, donnert Yvain. »Sie ist den Einflüsterungen des Satans erlegen! Sie darf uns nicht anstecken!«
    Jourdain stopft ihr ein zusammengeknülltes Tuch in den Mund. Sie reißt die Augen auf und würgt.
    »Mein Exorzismus hat nichts bewirkt«, gesteht Corentin und gibt sich müde und erschöpft vom Ringen mit dem Satan. »Der Dämon in ihr ist zu stark, ich bin zu schwach. Nun muss Gott selbst über sie richten.«
    Ich stöhne entsetzt. »Ein Gottesurteil?«
    Schon werde ich wieder niedergebrüllt, doch Corentin hebt gebieterisch den Arm, und sofort kehrt Ruhe ein. Abelard spitzt unwillig die Lippen, und auch Yvain passt es ganz und gar nicht, dass Corentin schützend seine Hand über mich hält.
    Corentin sieht mich an und nickt bedächtig – als sei seine Seele von ängstlichen Sorgen um Alessandra zerrissen, als sei sein Gewissen gequält, wenn er jemanden bestraft, der seine schreckliche Tat nicht gestanden hat. Aber was soll er tun? Er sieht mir fest in die Augen, als läge ihm viel daran, mich von der Rechtmäßigkeit seines Handelns zu überzeugen. Nein, er kann sich auf keinen Kampf gegen sie in einem Prozess einlassen – er wird verlieren, wie die Inquisitoren in Santa Maria sopra Minerva, die sie exkommuniziert und ihres Amtes enthoben hat. Der Papst hat Alessandras Urteil bestätigt und die Inquisitoren, die an der Verschwörung gegen sie beteiligt waren, samt und sonders zum Teufel gejagt.
    Gegen den Papst kann Corentin nicht bestehen, er wird ihn die Stufen zur Hölle hinabstoßen. Aber gegen Corentin, der Gott auf seiner Seite hat, der Alessandra exorziert, um sie mit einer eindrucksvollen Inszenierung seiner priesterlichen Macht doch noch aus den Klauen des Teufels zu retten, kommt wiederum der Papst nicht an. Ein gerissener Spielzug, das muss ich zugeben. Das Spiel ist zu Ende, der Sieger triumphiert. Ihn, Corentin, trifft keine Schuld an einem Urteil Gottes.
    »Die

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