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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Raymond ist der Adlatus des Bibliothekars. Er hat einen Schlüssel zum Archiv. Er hat den Kodex in der verschlossenen Truhe gefunden. Hat er Conan von der Chronik erzählt? Die beiden waren eng befreundet. Stellt Raymond, gequält von Schuld und Grauen, Nachforschungen an zu Conans mysteriösem Tod? Noch einer, der nicht glauben will, dass ich Conan ermordet habe. Und noch einer, der hinter dem Testament des Satans her ist.
    Bleibt die beklemmende Frage: War er es, der da eben wie in Todesqual geschrien hat? Gott steh uns allen bei, in dieser Abtei geht immer noch der Todesengel um!
    Noch drei Minuten.
    Ich starre das keltische Kreuz an, das vor mir an einem Pfeiler der Arkaden hängt, lausche dem leisen Trippeln der Mäuse über mir auf den Schädeln und zucke erschrocken zusammen, als plötzlich etwas meine nackte Schulter berührt.
    Igitt, eine Spinne! An einem Faden lässt sie sich von der Decke herab und krabbelt nun über meinen Rücken. Mit zitternden Fingern wische ich sie weg. Die Wand aus Schädeln scheint näher zu rücken, die Nische schließt sich immer enger um mich. Seit ich im Tempelberg eingemauert und im Lateranpalast lebendig begraben war, ertrage ich diese Enge nicht mehr.
    Soll ich noch länger warten?
    Ein Schluchzen der Verlassenheit: Wo bleibt Yannic bloß?
    Ist er wieder niedergeschlagen worden, wie vorhin, als Vittorinos Notizbuch zerfetzt wurde? Ich wollte die codierten Seiten nochmal lesen. Ich habe das Gefühl, dass ich vorhin irgendetwas übersehen habe. Vittorino hatte das Testament des Satans gefunden. So wie Conan. Aber wo?
    Ich muss das Liber Secretorum Diaboli finden. Ob es noch in seinem Versteck liegt? Ich muss das Bilderrätsel lösen …
    Ich lausche auf Schritte, aber alles bleibt still.
    Yannic kommt nicht. Was ist passiert?
    Ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit überwältigt mich und treibt mir Tränen in die Augen. Ich muss schlucken. Dann zwinge ich mich, tief durchzuatmen, um mich zu beruhigen.
    Die Zeit ist um.
    Er kommt nicht.
    Ich kann nicht länger warten.

Yannic
Kapitel 54
    Auf der Treppe zum Scriptorium
Zehn Minuten vor vier Uhr morgens
    Das Echo der Schritte verhallt. Im Scriptorium ist es wieder still. Wer war das?
    Vorsichtig husche ich die letzten Stufen hinunter, werfe rasch einen Blick ins dunkle und verlassene Scriptorium und haste durch das Promenoir zum düsteren Treppengewölbe vor der Krypta Notre-Dame-sous-Terre. Auf dem Treppenabsatz bietet sich mir ein Bild der Verwüstung. Die Kerzen sind, als ich gestürzt bin, umgefallen und die Stufen hinuntergerollt, die herausgerissenen Seiten meines Breviers sind verbrannt. Das flackernde Licht lässt das Gewölbe wie eine große Höhle aussehen, die tief ins Innere der Erde hinunterführt. Zum neunten Höllenkreis. Das Herz der Finsternis scheint nicht mehr weit entfernt zu sein.
    Ich blicke nach unten. Schimmert da etwas? Rasch steige ich die Stufen hinunter. Conans Arc’hael Mikael. Ich habe ihn beim Sturz verloren. Ich hänge ihn mir wieder um und schiebe ihn unter den Habit, den ich vorhin in meiner Zelle angelegt habe.
    In der Totenkapelle liegt Conan aufgebahrt. Ich gehe an dem Leichnam vorbei zum Durchgang ins Ossuarium, steige die Stufen hinauf und tauche in die Düsternis. »Alessandra! Ich bin’s.«
    Schweigen.
    Ich folge den immer noch nassen Spuren zur Nische, wo sie auf mich warten wollte. Sie ist nicht mehr da. Die Steine, auf denen wir vorhin eng aneinandergeschmiegt gelegen haben, sind noch feucht. Ihre tropfnasse Kleidung ist verschwunden. Ich wende mich um. Nasse Fußabdrücke führen aus der Nische die Stufen hinunter in die Totenkapelle. Dort werden sie schwächer, schließlich finde ich keine mehr. Ich bleibe unter dem Portal stehen und spähe nach rechts die Treppe hinauf zum Seitenschiff der Kirche. Nichts. Und auch auf den Stufen hinauf zum Promenoir ist mir nichts aufgefallen. Ich muss sie …
    Plötzlich höre ich ein Knirschen. Ist sie doch im Beinhaus?
    »Yannic?«
    Geschwind husche ich zurück in die Totenkapelle und stopfe die Sachen, die ich für Alessandra aus dem Gästesaal geholt habe, unter Conans Kukulle. Gerade noch rechtzeitig!
    Robin kommt die Stufen herunter in die Kapelle. »Yannic! Was machst du denn da?« Er starrt auf meine Hände, die die Falten von Conans Habit glatt streichen.
    »Ich bete. Für Conan.«
    Er nickt versonnen. »Hab dich schon überall gesucht. Wo hast du denn gesteckt?«
    »Im Dormitorium. Hab mir den blutigen Habit ausgezogen.«
    »Alessandra ist

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