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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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»Na, komm. Bist ein gutes Katerchen.«
    »Miau.«
    »Komm schon, Tyson, lass uns verschwinden und Yannic suchen.« Robin nimmt den Kater auf den Arm, richtet sich ächzend auf, durchquert das Infirmarium und verschwindet in der Galerie, wo die anderen auf ihn warten. »Hier ist sie nicht.«
    Erleichtert atme ich auf, als der Suchtrupp weiterzieht.
    In der Apotheke wird die Kerze wieder entzündet, während das Getuschel weitergeht, jedoch noch leiser als zuvor. Ich husche hinüber zur Tür und lausche.
    Ich kann nicht alles verstehen, aber eines ist sicher: Abelard tobt vor Zorn. Raymonds Tod hat ihn zur Besinnung gebracht. Und er hat Angst, er könnte das nächste Opfer sein. Der Kirchenbann, den ich vorhin im Namen des Papstes über ihn verhängt habe, hat ihn zu Tode erschreckt. Die Pforten der Hölle stehen weit offen für ihn …
    »Warum hältst du deine Hand über Yann? Wieso rettest du ihn?«, empört er sich. »Und was willst du mit ihm besprechen?«
    Corentins Antwort kann ich nicht verstehen, weil er sich abwendet und einen schweren Gegenstand aus einem Regal zieht.
    Abelard schlägt mit der Faust auf den Tisch, wendet sich um und eilt aus dem Raum.
    Gerade noch rechtzeitig kann ich hinter den Vorhang schlüpfen, dann stampft er schnaubend vor Wut an mir vorbei, verschwindet in der Galerie und poltert die Stufen hinunter. Ein Schlüssel rasselt in einem Schloss. Dann rumpelt ein Portal ganz in der Nähe.
    Ein Klappern, aus der Apotheke.
    Zurück zur Tür. Ein verstohlener Blick in den Raum: Corentin hat die Purpurchronik auf dem Tisch aufgeschlagen. Mit einem Tuch betupft er die Pergamentseiten mit einer wasserhellen Flüssigkeit, wartet ab, bis sie ein wenig angetrocknet ist, und blättert weiter. Als er das Tuch erneut an der Flasche benetzt und sie auf den Tisch stellt, kann ich die lateinische Aufschrift lesen.
    Wer den Kodex liest, wird sterben.
    Erschrocken zucke ich zusammen, als hinter mir jemand über die zerfetzten Seiten aus Yannics Brevier die Treppe heraufknirscht. Ich muss hier verschwinden, sofort!

Der Hüter des Erzengels
Intermezzo 7
    In der Krypta unter der Abteikirche
Gegen halb fünf Uhr morgens
    Lautlos schließt Corentin das Portal hinter sich und verharrt einen Augenblick mit gesenktem Kopf. Die Bürde seines Amtes als Hüter des Erzengels drückt ihn nieder. Eine Woge der Verzweiflung brandet über ihn hinweg. Zurück bleibt der Sog der Traurigkeit.
    Er zieht die Schultern hoch, die noch von der Geißelung schmerzen, und riecht wieder den Gestank von Tod und Verwesung, den Duft des schwarzen Engels. Er hängt zwischen den Falten seiner Kukulle und scheint seinen Wunden zu entströmen wie ein Pesthauch. Angeekelt von sich selbst verzieht Corentin das Gesicht unter der Maske. Die Gaze, die die knochentiefen Wunden bedeckt, ist durchtränkt.
    Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr. Aber es ist noch so viel zu tun. So viel zu besprechen. So viel zu beichten und zu bereuen. Er muss die Worte weitergeben, mit denen er einst durch den Erzengel selbst initiiert wurde. ›Du bist mein. Ich habe dich erwählt.‹
    Er muss einen Erben benennen, einen Wächter der Mächte des Bösen. Einen Hüter der Lade. Einen mutigen Streiter an der Seite des Arc’hael Mikael, als Bewahrer der Welt. Einen wahrhaftigen Menschen, opferbereit, aufrichtig und entschlossen, den besten von allen. Einen vollkommenen Diener des Engelsfürsten.
    Die Beichte bei ihm wird nicht leicht werden.
    Corentin atmet tief ein, dann wendet er sich mit kraftvoller Geschmeidigkeit um und dringt langsam in die Kapelle vor. Das Geröll unter seinen Sandalen knirscht leise. Die Luft ist kalt und feucht, sie riecht nach dem Staub von Jahrtausenden. Um ihn herum ist es still wie in einer Gruft. Nur ein entfernter Lichtschimmer dringt in die Dunkelheit der Grotte.
    Plötzlich erfüllt ein Kratzen den Raum. Wie von etwas Schwerem, das zwei oder drei Schritte über den Splitt gezogen wird. Dann herrscht wieder Stille, die in den Ohren dröhnt.
    Er ist also gekommen.
    Corentins Atem geht stoßweise.
    ›Sei ohne Furcht!‹, wispert eine leise Stimme in seinem Inneren. ›Der Erzengel hält schützend seine Hand über dich. Deine Mission ist heilig.‹
    Corentin bekreuzigt sich, während er die Geröllhalde hinunterschlittert und in den Lichtschein einer Kerze tritt.
    Der andere kniet vor dem geöffneten Schrein, der jetzt wieder vor der verborgenen Grotte unter dem Altar steht, wo Conan ihn um Mitternacht entdeckt hat. Die schimmernden

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