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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Bevor er starb, sprach er vom Reich des Satans, das über uns hereinbreche, von einer Finsternis, die sich über die Welt ausbreite, von einer Geißel der Menschheit – der gefährlichsten aller Reliquien: »… und du wirst sein wie Gott, Yannic, wie Gott!«
    Ich bin wie gelähmt. Das Glühen des Schwertes brennt sich in meine Haut.
    Auch Conans Hände wiesen seltsame Verbrennungen auf. Die Handflächen waren aufgerissen, als ob er ein glühendes Stück Metall umklammert hätte.
    »Und versprich mir … dass du mir nicht in die Hölle folgst. Gib die Suche auf, Yannic. Sie führt dich ins Inferno deines Gewissens. Und in die Hölle von Tod und Verderben.«
    Ich betrachte das Flammenschwert des Satans. Was soll ich nur tun?
    Schließlich raffe ich meinen Habit und stehe auf. Mit dem Schwert gehe ich zu dem Altar, hebe es mit beiden Händen über meinen Kopf und lasse es mit voller Wucht auf den Granitdolmen niedersausen. Die Klinge schlägt Funken aus dem harten Stein und schwingt so stark, dass sie mir beinahe aus der Hand springt, aber sie zerbricht nicht. Nochmal!
    Meine Finger umklammern den Griff, als ich erneut versuche, das Schwert zu zerstören. Die Klinge kracht mit Schwung gegen den Granit. Der Altarstein zerbirst. Kleine Splitter fliegen in alle Richtungen. Aber das Schwert weist nicht die Spur eines Kratzers auf.
    Nochmal!
    Mit aller Kraft schlage ich die Klinge gegen die Kante des Altarsteins. Der Griff gleitet mir aus den Händen, das Schwert poltert zu Boden. Es ist noch immer unversehrt.
    Corentin hat recht: Das Schwert des Satans kann nicht zerstört werden. Und die Macht seines Besitzers kann nicht gebrochen werden.
    Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe! Sant Mikael, schenk mir den Mut und die Kraft! Und vergib mir, was ich jetzt tun muss.
    Wer, wenn nicht ich? Wann, wenn nicht jetzt? Wie, wenn nicht auf diese Weise?
    Ich bin bereit.
    Was für eine grauenvolle Nacht! Aber die Progression des Todes kann aufgehalten werden. Nur noch ein Opfer, nicht mehr drei.
    Ich bin bereit.
    Die Entscheidung brennt in mir wie die Feuer der Hölle. Aber ich lasse mich nicht beirren. Ich bin ein Diener Gottes. Ich habe meine Gelübde nicht in den Wind gesprochen. Und ich bin der Hüter der Lade.
    Entschlossen lege ich das Schwert zurück in die Lade, schließe den Deckel und verriegele das Schloss. Dann ziehe ich die schwere Truhe über das Geröll hinter mir her zum Einstieg in die keltische Felsengrotte unter dem Altar.
    Tränen rinnen mir über das Gesicht.
    Nein, ich bin noch nicht bereit …

Alessandra
Kapitel 67
    In der Grande Rue
Viertel vor sechs Uhr morgens
    Dann reißt das Seil. Und ich stürze in den finsteren Höllenschlund.
    Als ich auf die Wehrmauer oberhalb der Treppe pralle und mich im letzten Augenblick festhalte, bevor ich abrutsche und noch tiefer falle, wird das Portal der Abtei geöffnet.
    Einen Moment lang bleibe ich in der Pfütze liegen, noch benommen vom Sturz. Mein ganzer Körper schmerzt, doch offenbar habe ich mir nichts gebrochen.
    Ein Schuss. Aus dem Fenster über mir. Der Bolzen einer Armbrust schlägt neben mir ein.
    Keuchend rappele ich mich auf, taumele mit einer Hand am Mauerwerk die Stufen hinunter, die auf eine Wehrmauer zuführen. Darüber schweben die in den Windböen funkelnden Lichter der englischen Garnison auf der Tombelaine. Wenn ich wenigstens bis dort …
    Ein Schrei!
    Mehrere Mönche poltern hinter mir die Treppe herunter – nur dreißig oder vierzig Stufen entfernt. »Da ist sie! Lasst sie nicht entkommen!«
    Am Ende des Höllenschlunds biege ich auf den regennassen Pflastersteinen nach rechts um die Ecke. Der Beginn der Grande Rue, der Hauptstraße des Dorfes zu Füßen der Abtei – die Montois nennen die wenigen Häuser stolz eine ›Stadt‹ -, eine steile Treppe, die zwischen den übereinandergestapelten Fachwerkhäusern zu den Befestigungstoren hinabführt.
    Rechts ein herbstlicher Garten mit hohen Eichen, am Abhang des Mont in mehreren Ebenen angelegt, die durch hüfthohe Mauern getrennt sind. Geradeaus die Grande Rue – im Haus gegenüber brennt Licht. Wie die meisten auf dem Mont besteht es aus Holz.
    Ich muss zum Bailli. Also los!
    Zwei Stufen auf einmal hetze ich die Grande Rue hinunter, die sich zwischen den Häusern wie in einer tiefen, finsteren Schlucht nach unten windet und etliche schmale Durchgänge und ansteigende Treppenfluchten kreuzt. Die meisten Laternen über den Hauseingängen hat der Sturm gelöscht, und in der Grande Rue ist es noch

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