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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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flüstert Corentin ergriffen.
    Ich nicke langsam. »Dieser Ort ist magisch. Er … Wie soll ich sagen? … Er atmet. Ich fühle mich so … lebendig. Mir ist ganz warm. Und mein Herz klopft. Dieser Ort schenkt mir Kraft.«
    »Hast du diese Kraft schon einmal gespürt?«
    »Ja, schon oft. Dieses Gefühl überkommt mich stets an alten Kultorten wie Kapellen, Kirchen und Kalvarienbergen, die über heiligen Orten der Kelten errichtet wurden, oder in Cromlechs wie Carnac und Stonehenge.«
    Corentin verzieht die aufgerissenen Lippen, und ein Tropfen Blut rinnt ihm über das Kinn. »Ich wusste es! Du bist Kelte, Yann, wie ich. Du bist ein Nachkomme der Druiden. Ein Priester, ein Weiser, ein Prophet, ein Heiler. Du besitzt den tiefen, unerschütterlichen Glauben der Bretonen. Wir Kelten, wir Söhne der Druiden, sind … anders . Yvain ist Normanne. Er kann die Macht und die Heiligkeit dieses Ortes nicht spüren. Er kann nicht verstehen, was wir empfinden.«
    Ich blicke immer noch hinunter in die Grotte der Druidinnen. »Das Testament des Satans wurde dort unten aufbewahrt?«
    »Nach dem Einsturz des Chors 1421 wurde es neben einem Skelett in einer Gruft unter der zusammengebrochenen Krypta der dicken Pfeiler entdeckt. Ein Mönch hatte sich im apokalyptischen Jahr 999 mit der schrecklichen Reliquie lebendig begraben lassen. Ich habe die sterblichen Überreste des Hüters und die Reliquie dort unten eingemauert.«
    »Und wo ist das Testament des Satans jetzt?«
    Corentin richtet sich auf und deutet über meine Schulter hinweg in die Finsternis. Ich helfe ihm auf und folge ihm zu einer uralten Truhe, die vor dem anderen Altar steht. »Sant Mikael selbst hat das Testament des Satans im Beisein von Bischof Aubert in die Lade gelegt. Dann hat er sie versiegelt, um die Menschen vor der Macht des Bösen zu schützen. Der Arc’hael übergab die Reliquie, die nicht vernichtet werden kann, den keltischen Mönchen des Mont. Sie sollten sie im Granitfelsen unter dem Sanktuarium des Mont-Saint-Michel verbergen, damit sie vergessen würde … Aber Satan hat die Macht, die Herzen der Menschen zu verführen. Und so wurde ein Hüter auserwählt, um die Tod und Verderben bringende Reliquie zu bewachen. Niemals darf sie in die falschen Hände geraten.«
    »Wieso?«
    »Das Testament, das Vermächtnis des gefallenen Engels, ist das einzige Dokument, das jemals von Satan selbst verfasst wurde. Es birgt seine Grausamkeit, seine Bosheit, seinen unbeugsamen Willen, die Menschen zu unterwerfen und Gott ähnlich zu werden.«
    »Und diese Legende ist wahr?«
    »Es ist keine Legende, Yann. Es ist Geschichte.«
    »Wie könnt Ihr so sicher sein?«
    » Ich war der Hüter der Lade. Ich kenne das Wesen der Reliquie, die mir vom Erzengel selbst anvertraut wurde.«
    Einige Augenblicke lang schweigen wir.
    »Ich nehme an, es ist eine Ehre, wenn man zum Hüter berufen wird.«
    Er nickt. »Es ist ein heiliges Amt. Du bist würdig, Yann. Und du bist stark, körperlich und geistig. Du kannst die Bürde tragen. Der Hüter ist ein Auserwählter. Und er ist ein Verdammter, denn seine Berufung bringt ein langsames, qualvolles Sterben mit sich.«
    Ich betrachte seine blutenden und eiternden Wunden und nicke langsam. Die Initiation ist mein Todesurteil. Sie ist meine Buße für meine Liebe zu Rozenn. Und für meine Gefühle für Alessandra.
    »Du bist der Hüter eines Wissens und einer Macht, die die Menschen seit Jahrhunderten in den Bann schlagen«, sagt er eindringlich. »Das Geheimnis muss bewahrt werden.«
    Ich atme tief durch.
    »Ich lasse dich jetzt allein, Yann. Die Antwort auf all deine Fragen findest du in der Truhe.«
    Ohne ein weiteres Wort wendet er sich um und stapft über die Geröllhalde zum Portal. Mit einem Rumpeln fällt es zu.
    Mit zitternden Knien hocke ich mich vor die Lade, entriegele das uralte Schloss und hebe langsam den Deckel an. Die Truhe aus zersplittertem Holz ist mit Bleiplatten ausgekleidet. Goldene und purpurne Brokatstoffe verhüllen die satanische Reliquie. Sie fühlen sich warm an, als ob sie einen glühenden Gegenstand enthalten.
    Behutsam wickele ich die erstaunlich lange und schwere Reliquie aus den Tüchern. Metall blitzt auf. Eine letzte Schicht aus schimmerndem Brokatstoff – dann halte ich das Testament des Satans in Händen.
    Erschrocken starre ich die unheilige Reliquie an.
    Allmächtiger Gott, nicht das!

Alessandra
Kapitel 65
    Im Saal des Gerichts
Gegen halb sechs Uhr morgens
    Das zweite Siegel.
    Eoghan.
    Heiße Tränen

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