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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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gut.
    Ich hechele eine steile Treppe hinauf zur Abtei. Oben angekommen bleibe ich schwer atmend stehen, bis sich mein Herzschlag ein wenig beruhigt hat. Der Weg führt an einer handtuchgroßen Wiese mit zwei Kühen und einem Stall voller Hühner vorbei zur Mole, wo Yannics Boot festgemacht ist.
    Die einzige Chance zu entkommen. Das Problem: Ich kann nicht segeln. Schon gar nicht in diesem Sturm.
    In geduckter Haltung husche ich unter den Eichen hindurch zum Abstieg, der zum Meer hinabführt. Keine Laternen, kein Licht. Der Weg wird steiler. Der Regen stärker. Er weht mir von vorn entgegen und prasselt mir wie eine kalte Sturzsee ins Gesicht. Blinzelnd rutsche ich den Sandweg hinab, den Lucien mich vorhin hinuntergeführt hat.
    Das Meer. Auf der aufgewühlten Dünung, die sich gischtend gegen die Mole wirft, leuchten weiße Schaumkronen. Yannics Boot wirft sich auf den Wogen hin und her.
    Ich bleibe stehen und blicke zurück. Niemand zu sehen.
    Wie Fetzen, aus schwarzem Karton herausgerissen, ziehen Wolken am Himmel vorbei, der im ersten Licht des Tages in feurigem Rot und leuchtendem Blau erglüht. Die Wolkenfetzen fangen an den Rändern bereits Feuer, rollen sich ein und verglimmen, als ob ein Funke in sie geschlagen wurde. Ein apokalyptisches Szenario!
    Der eisige Wind zerrt mich in die Wirklichkeit zurück, die Kälte dringt mir in die Glieder. Ich besinne mich: Ich muss zum Boot. Also hinunter zur Mole aus Granitsteinen, die in der tosend herandonnernden Brandung zu rumpeln und zu klappern scheinen. Nur noch wenige Schritte bin ich vom rettenden Boot entfernt, als ich plötzlich einen Lichtschein hinter mir wahrnehme.
    Sie kommen.
    Ich kann das Boot nicht mehr rechtzeitig losmachen!
    Wo soll ich hin? Kurz entschlossen haste ich über die Mole zurück auf die mit glitschigem Moos überwucherten Felsen, wende mich nach links und verberge mich im Gebüsch am Abhang unterhalb der Abtei. Gerade noch rechtzeitig!
    Als ich mich zu Boden werfe, zischt etwas über mich hinweg und kracht hinter mir in den Felsen. Steinsplitter prasseln auf mich herab.
    Der Bolzen einer Armbrust.

Der Hüter des Erzengels
Intermezzo 9
    Im Keller Kurz nach sechs Uhr morgens
    Als Corentin auf der Suche nach Yann den Keller betritt, ruckt Padrics Kopf erschrocken hoch. Der Waliser hockt auf einem Fässchen Calvados oder Whisky und liest in einem schwarzen Kodex auf seinen Knien. Die Heilige Schrift? Neben ihm flackert eine Kerze im eisigen Wind, der durch die Öffnung der Lastenrampe hereinfegt.
    »Padric, mein Sohn.«
    »Ehrwürdiger Vater.« Hastig lässt Padric das Buch unter seinem Skapulier verschwinden und erhebt sich respektvoll.
    »Was machst du denn hier?«
    »Ich … lese.«
    »So.«
    Padric druckst herum. »Eure mahnenden Worte … vorhin nach der Beichte …« Mit dem Fuß schiebt er die Schöpfkelle, mit der er offenbar vom Whisky gekostet hat, unauffällig hinter das Fässchen. »Ihr wisst schon, dass ich mich besinnen soll … wegen meinem Vater … und wegen meiner Rückkehr nach Wales … und …« Padric macht eine verlegene Geste. Um ein Haar wäre ihm dabei der Kodex unter dem Skapulier entglitten und auf den Boden gekracht.
    »Dann lass ich dich allein«, murmelt Corentin.
    Padric nickt stumm und presst mit panischem Blick den weggleitenden Kodex gegen seine Brust.
    Corentin will sich schon abwenden, um den Keller zu verlassen, als er zögert.
    Das schwarze Buch – hat Padric die Teufelsbibel gefunden?
    »Sag mal, weißt du, wo Jourdain ist?«, lauert er misstrauisch.
    »Im Dormitorium. Im Bett. Er fühlt sich nicht wohl.«
    »Verstehe«, murmelt Corentin mit einem missfälligen Blick auf das Fässchen hinter Padric. »Neb a gar re ar gwin a ev dour a-benn ar fin – Wer den Wein zu sehr liebt, wird am Ende Wasser trinken.«
    Padric nickt verlegen.
    »Und wo steckt Yann?«
    »Ich dachte, er wäre bei Euch.«
    »Ist er nicht. Yann ist spurlos verschwunden.«
    »Myn Duw – ma Doue!« Padric bekreuzigt sich blass. »Wann habt Ihr ihn zuletzt gesehen?«

Yannic
Kapitel 68
    In der Grotte unter der Krypta Notre-Dame-sous-Terre
Kurz nach sechs Uhr morgens
    Als ich die Altarplatte über die Öffnung des Schachtes zog und auf den angetrockneten Mörtel sinken ließ, wurde es finstere Nacht um mich. Eine Nacht, aus der es kein Erwachen mehr geben wird. Eine Nacht ohne Ende. Ohne Hoffnung. Ohne Sehnsucht. Ohne Wärme.
    Ob Robin und Padric mich suchen werden, weil sie befürchten, ich sei tot?
    Bin ich das nicht schon?, denke ich

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