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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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türkischen Sultan, der Konstantinopolis belagert, zum Teufel jagen. Aber ich bin ja nicht Alessandra Colonna, die weder Tod noch Teufel fürchtet, sondern nur die kleine unscheinbare Kirchenmaus Tommaso Parentucelli im viel zu großen Papstornat.« Er drückte meine Hand und flüsterte eindringlich: »Ich brauche dich. In Rom. In Byzanz, bei deinem ›geliebten Schwager‹, Kaiser Konstantin, dem der Dolch des türkischen Sultans schon an der Kehle liegt. Segele nach Byzanz, Alessandra, sprich mit Konstantin, rede ihm ins Gewissen! Er muss die Kirchenunion von Florenz endlich akzeptieren und lateinische Messen in der Hagia Sophia zulassen! Sonst ist er vielleicht der letzte Kaiser von Byzanz! Aber zuerst brauche ich dich auf dem Mont-Saint-Michel. Wenn es diese Tod und Verderben bringende Reliquie wirklich gibt, könnte sie uns im Kampf gegen den vorrückenden Islam helfen. Stell dir vor, ein Kreuzzug zur Rettung von Konstantinopolis, der letzten christlichen Bastion im Osten!«
    Ich nickte stumm.
    Er drückte meine Hand und lächelte zufrieden. »Also abgemacht. Du wirst morgen dem Geheimarchiv des Vatikans einen Besuch abstatten, um dich durch die Akten des Mont-Saint-Michel zu wühlen, und übermorgen abreisen. Kardinal d’Estouteville wird die Reise über Florenz, Chambéry, Orléans und Paris vorbereiten und den Papierkram erledigen. Du weißt schon: das päpstliche Breve mit der Handlungsvollmacht, das Schreiben an König Charles VII., der dich im Louvre empfangen soll, die Nachricht an Guillaumes Bruder Louis d’Estouteville, den Kommandanten des Mont-Saint-Michel, den Brief an den Prior … Und wenn du mit dem Testament des Satans nach Rom zurückgekehrt bist, reden wir über deine Mission zum Kaiser von Byzanz. So, und jetzt komm endlich! Ich will mit dir zu Abend essen!«
    Ende der Ansprache Seiner Heiligkeit.
    Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, die Sache ist entschieden.
    Der schwarze Schatten wirft das päpstliche Breve auf den Tisch und entfaltet das ebenfalls gefälschte Schreiben von Louis d’Estouteville, des Sénéchals der Normandie, an den Prior. Dem auf Wunsch des Abtes, Seiner Eminenz Kardinal Guillaume d’Estouteville, und auf Befehl des Königs, Seiner Majestät Charles VII., mein Aufenthalt in der Abtei angekündigt wird.
    Kein Wort von meinem geheimen Auftrag durch den Kommandanten, der mit seinen Rittern neun Jahre lang den Mont-Saint-Michel gegen die Engländer verteidigte. Ich soll den vermeintlichen Geheimagenten des englischen Königs beobachten, der seit Jahren vergeblich versucht, den Mont zu erobern. Sir Robin FitzAlan, seit seiner schweren Verwundung im Hundertjährigen Krieg Frère Robin of Arundel, soll der englischen Garnison auf der benachbarten Insel Tombelaine Nacht für Nacht verschlüsselte Leuchtsignale senden und auf diese Weise einen englischen Angriff vorbereiten. Zugegeben, vielleicht war es doch keine so gute Idee, meine römischen Bravi und die normannische Eskorte, die Louis d’Estouteville mir aufgeschwatzt hat, in der Prieuré de Genêts zurückzulassen, einem Filialkloster der Abbaye an der Küste …
    Der Assassino faltet das Schreiben des Seigneur d’Estouteville wieder zusammen, zieht die Tasche zu sich heran und beginnt darin zu wühlen.
    Was sucht er denn nur?
    Schließlich verteilt er den Inhalt auf dem Tisch, stöbert durch meine Sachen, betrachtet verwirrt den purpurnen Mantel, den mein Cousin mir geliehen hat, und stopft am Schluss alles wieder zurück. Was immer er gesucht hat, hat er nicht gefunden.
    Verstohlen taste ich nach dem kleinen Notizbuch in der Tasche meiner Hose – da ist es. Der kleine Silberstift, mit dem ich darin schreibe, steckt wie immer in der Wölbung des Buchrückens.
    Ist es das, wonach er sucht? Aber wozu? Er kann meine Schrift doch ebensowenig lesen wie Vittorinos.
    Abrupt wendet er sich um und kommt zu mir zurück. Seine angespannten Schultern sind hochgezogen – wie gestern die des Priors, als ich ihm das Breve des Papstes überreichte. Er riss es mir fast aus der Hand.
    Nein, Yvain de Bayeux war ganz und gar nicht begeistert von meinem unerwarteten Auftauchen in seiner Abtei, mit päpstlichem und königlichem Schreiben im Gepäck, aber ohne bewaffnete Eskorte, die beredtes Zeugnis von meinem Status und meiner Macht abgelegt hätte. Yvain de Bayeux kann mich nicht einschätzen, und das verunsichert ihn. Und genau so hatte ich mir das gedacht.
    Im Schein der Stundenkerze blitzt der Dolch auf.
    Ich drehe

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