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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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die das Festungstor der Abtei beschützen, und die große Treppe, die tief unter mir zur Terrasse vor der Kirche führt.
    Ein leises Knarren – aus der nächsten Nische!
    Ich husche zurück, biege nach links und spähe um die Ecke. Die Nische ist verlassen, aber die Tür scheint offen zu stehen.
    Drei, vier Schritte, dann luge ich in den hölzernen Übergang, der die Krypta der dicken Pfeiler über die tief unter mir aufsteigende Abteitreppe hinweg mit der gegenüberliegenden Residenz der Äbte verbindet. Die überdachte Brücke, die mich an den Passetto in Rom erinnert, liegt dunkel und verlassen vor mir.
    Es ist sinnlos, dem Assassino noch länger durch dieses Labyrinth zu folgen.
    Und es ist schon nach Mitternacht. Bis zu den Vigilien, dem Nachtoffizium der Mönche, sind es keine zwei Stunden mehr. Ich habe keine Zeit zu verlieren. So schnell wie möglich muss ich in die Bibliothek, um das Testament des Satans zu suchen.

Yannic
Kapitel 2
    Auf der Terrasse vor dem Portal der Abteikirche
Wenige Minuten nach Mitternacht
    Ich habe den Tod gewählt, als ich ins Kloster ging, denke ich und lasse meinen Blick über das im Mondlicht schimmernde Watt hinweg nach Westen schweifen, zur bretonischen Küste.
    Die Böen reißen an meinem Habit und zerzausen mir das Haar, während ich in schwindelerregender Höhe über dem felsigen Abgrund auf der Brüstung der Terrasse hocke. Die Westfassade der Abteikirche mit ihrem hohen Turm keine fünf Schritte hinter mir bietet keinen Windschutz, ebenso wenig das Dormitorium daneben. Der andere Turm ist schon vor Jahrzehnten eingestürzt.
    Frierend ziehe ich die schwere Kukulle enger um mich und setze mich aufrecht hin. Mein Biniou Kozh, mein bretonischer Dudelsack, liegt noch auf meinem Schoß, aber heute konnte er mich nicht wie sonst beruhigen, deshalb habe ich wieder aufgehört zu spielen. Ich bin so aufgewühlt, dass ich am liebsten mit meinem Boot aufs Meer hinausgesegelt wäre, um allein zu sein und in Ruhe nachzudenken. Um die Gischt auf meinem Gesicht zu spüren und das Salz auf meinen Lippen zu schmecken. Aber es ist Ebbe, und das Watt tief unter mir liegt trocken. Dort unten, neben einem vom Wind aufgewühlten Priel, erkenne ich mein Boot, gekentert im nassen Sand.
    Ich stelle mir vor, die Brüstung, auf der ich hocke, ist der schwankende Bug eines Bootes, das die hohen Wellen hinaufgleitet und auf der anderen Seite wieder hinabstürzt, hart aufschlagend auf dem gischtigen Wasser. Ich schließe die Augen und halte das Gesicht in den böigen Wind, der so stark von Cornwall herüberfegt, dass er mir den Atem nimmt. Es ist ein bisschen wie zu Hause, auf meiner Insel vor der Küste des Finistère, mitten im Atlantik.
    Eine schwarze Wolkenfront schiebt sich vor den blutroten Vollmond, und es wird dunkel um mich. Ich kann nicht länger sehen, wie das wirbelnde Wasser mit der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes zurückströmt und den gefährlichen Treibsand aufwühlt. In der Bucht herrscht mit einer Höhe von fünfzig Fuß der mächtigste Tidenhub der Welt. Und wenn der Wind von Nordwesten noch stärker herandonnert, wird es in einigen Stunden eine gewaltige Sturmflut geben.
    Ich atme tief durch.
    Ich habe den Tod gewählt, doch nun erweckt Alessandra mich zu einem Leben, nach dem ich mich seit meiner Reise nach Rom gesehnt habe. Ich spüre, wie sie den Seidenfaden fest in der Hand hält, aus dem mein klösterlicher Kokon besteht, meine Welt der Stille.
    Alessandra hat mein Herz und meine Seele berührt, als sie vorhin meine Hand in der ihren gehalten und mir mit Tränen in den blauen Augen anvertraut hat, was in Granada geschehen ist. Es waren nicht ihre eindringlich gehauchten Worte, die mich mitgerissen haben wie im Sturm der Gefühle, nicht die zarte Berührung ihrer Hände, die meine hielten, während sie sprach, nicht ihr langes dunkles Haar, das im Licht der Kerze seidig schimmerte, nicht ihre gefährliche Nähe, die die strenge Ordensregel verbietet, sondern ihre Beherztheit, mir ihre tiefsten Empfindungen zu offenbaren, ihre Traurigkeit und ihre Einsamkeit. Und ihre Sehnsucht.
    Zwei Träume habe sie. Einer wunderschön: Granada im Sommer, wenn alles blüht, ein strahlend blauer Himmel über einem prächtigen Palast unterhalb der Alhambra, ihr Gemahl, der nach einer Besprechung beim Sultan neben ihr auf einem Diwan ruht und zärtlich seinen Arm um sie legt, ihr kleiner Sohn, der ausgelassen im Patio zwischen den Rosenbüschen herumtobt … Ein Traum von inniger

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