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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Woge, die mit einem Schleier von Gischt über dem schäumenden Wellenkamm auf uns zudonnert. Das Boot knirscht und kracht zum Gotterbarmen. Eine Melodie des Grauens. »Du meinst, weiter draußen wird’s noch schlimmer?«
    »Habe ich dir schon von den Riffen unter der Wasseroberfläche erzählt?«
    »Nein.«
    »Oder von den kleinen Felsinseln aus Granit, die man zwischen den Wogen kaum sehen kann und die das Boot vom Bug bis zum Heck der Länge nach aufreißen können?«
    »Auch nicht.«
    »Oder von dem Mascaret, der …«
    »Yannic!« , kreischt sie fast panisch.
    »Da draußen wird’s gefährlich. Jenseits der Tombelaine bricht die Hölle los.«

Der Hüter des Erzengels
Intermezzo 11
    Auf dem Weg zur Mole
Kurz nach neun Uhr morgens
    Corentin rutscht auf einem abgerissenen Zweig aus und stürzt der Länge nach zu Boden. Nach dem erbitterten Kampf mit Padric schmerzt sein Körper überall, die Wunde am Kopf pocht unerträglich, und in der nassen Kukulle friert er so sehr, dass die Zähne klappern.
    Doch die Wut treibt ihn vorwärts. Und die Angst.
    Yannic und Alessandra sind geflohen – mit dem Schwert.
    Corentin rappelt sich auf und stapft durch das ihm entgegenschießende Wasser hinunter zur Mole. Er flucht. Yanns Boot, die Enez Eusa, ist verschwunden.
    Er lässt den Blick über den Granitstrand schweifen. Der Sturm bläst über die Felsen, der Regen prasselt nieder, die Brecher scheinen jeden Augenblick die Mole mitzureißen. Das Boot eines Fischers liegt zerschmettert auf den schroffen Felsen, daneben ein Netz, das von der Strömung losgerissen wurde.
    Einige Schritte weiter liegt das Segelboot der Abtei, die Saint-Benoît, auf einem flachen Felsabhang oberhalb der tosenden Brandung. Das Segel hat sich losgerissen und flattert im Wind. Corentin greift in die Tasche seiner Kukulle und zieht eine kleine Dose hervor. Sie enthält Schweineschmalz. Damit schmiert er die wassergefüllte Rinne aus, in der der Kiel des Bootes über die Felsen gleitet.
    Mit aller Kraft lehnt Corentin sich gegen den Bug des Bootes und schiebt es mit Schwung ins Wasser. Sobald das Heck in die Wellen gleitet, springt er kraftvoll ab und klettert ins Boot, das mit der nächsten Welle schon wieder auf den Strand geworfen wird. Schließlich gelingt es ihm, das Boot in den Wind zu drehen und das flatternde Segel einzufangen.
    Wenig später ist er unterwegs. Er steuert den Segler an der Westseite des Mont entlang, vorbei an der Saint-Aubert-Kapelle, und folgt Yanns Boot, dessen Segel er eine Seemeile steuerbord voraus vor dem Schattenriss der Tombelaine erkennen kann.
    Mit beiden Händen muss er sich am Ruder festhalten, als eine gewaltige Sturzsee sich über ihn ergießt und ihn beinahe aus dem Boot reißt. Fluchend zerrt er an der Schot, reißt das Segel herum und wendet das Boot, das in allen Fugen knirscht und kracht, als Wind und Wogen in Form einer gewaltigen, schwarzgrauen Wasserwand von der Seite kommen. Das Boot bebt in der brodelnden See und droht zu kentern, doch Corentin kann es im letzten Augenblick abfangen.
    Wenden!
    Das Boot saust ins nächste Wellental und rast auf der anderen Seite so ungestüm wieder hinauf, dass es einen Moment lang über dem Meer zu schweben scheint.
    Wenden!
    Er lächelt, als das Segel mit voller Wucht auf die andere Seite schlägt. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit schießt Corentins Segler vorwärts, sodass sich der Abstand zu Yanns Boot rasch verringert.
    Zum Teufel mit diesem Verräter!
    Bis in die Hölle wird er ihn jagen!

Alessandra
Kapitel 83
    An Bord von Yannics Boot
Gegen halb zehn Uhr morgens
    Während Yannic erneut das Boot wendet und das Segel mit einem Knall herumschlägt, beobachte ich, wie wir rasch die Tombelaine hinter uns lassen. Wir sind der Insel so nah, dass ich die Bewaffneten auf den Befestigungen der Prieuré sehen kann. Sie beobachten uns. Sie kennen Yannics Boot – er segelt oft in der Bucht. Wohin, glauben sie, wollen wir? Nach Cornwall?
    Ich drehe mich um. »Yannic!«
    »Was ist?«
    »Eoghans Stellvertreter Adriano, der Befehlshaber meiner Leibwache, hat mir vor einigen Stunden gemeldet, dass Eoghan heute Nacht auf der Tombelaine gewesen ist. Und dass ein englischer Angriff auf den Mont bevorsteht.«
    Er atmet tief durch und nickt, während er am Seil zieht, mit dem er nach jedem Wendemanöver das Segel neu ausrichten muss.
    »Die Engländer haben unsere Leuchtsignale gesehen.«
    »Weiß irgendjemand außer uns davon?«
    »Nein. Wem hätte ich es erzählen sollen? Yvain,

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