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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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unter Kontrolle.
    Plötzlich taucht Corentin achteraus zwischen den Wellen auf. Schnell schließt er auf.
    Ich habe alle Hände voll zu tun, das Ruder und das Segel in den Griff zu bekommen. Ich zerre an der Schot und will das Segel neu ausrichten, während ich wieder zurückblicke.
    Die Angst versetzt mir einen Stich ins Herz.
    O Gott, wo ist Yannic? Er ist nicht mehr an Bord!
    Ist er tot?
    Vielleicht treibt er im Wasser. Wenn ich ihn nicht finde, wird er ertrinken.
    Ein eisiges Gefühl der Hoffnungslosigkeit überfällt mich. Das Boot knirscht und kracht, der Sturm wirft es hin und her, die Wellen brechen über mir zusammen und reißen mich fast vom Boot, aber irgendwie spüre ich das alles nicht mehr. Als ginge es mich nichts mehr an. Als sei nicht mein Leben in Gefahr, sondern nur seines.
    Ich ziehe das Sigillum Dei hervor, das ich um den Hals trage. Die hebräischen Schriftzeichen auf dem Anhänger lauten: ›Niemand muss sich fürchten, der Gott an seiner Seite weiß.‹
    Ich muss ihn suchen.
    Ich fiere die Schot, wie Yannic es mir gezeigt hat, und lasse das regenschwere Segel killen. Sofort flattert es wie wild. Gegen den Wind verliert das Boot an Fahrt, und Corentin kommt noch schneller näher.
    Ich nehme die Armbrust und krieche durch den dichten Regenschleier zum Mast, wo noch immer das Schwert des Satans angelascht ist. Mit dem Seil, das vorhin fast das Boot zum Kentern brachte, binde ich mich am Mast fest wie einst Odysseus nach seinem Besuch in der Schattenwelt.
    Mit zitternden Händen hebe ich die gespannte Armbrust und ziele auf Corentin. Mein linker Arm, mit dem ich die schwere Waffe halte, schmerzt entsetzlich.
    Finger am Abzug. Zielen. Warten, bis die Boote auf gleicher Höhe sind und …
    Schuss.
    Der Bolzen geht fehl. Er zischt am Segel vorbei und fällt hinter dem Boot ins Meer.
    Corentin geht längsseits.
    Gut.
    Komm schon!
    Laden, spannen, zielen und …
    Schuss.
    Der Bolzen prallt ins flatternde Segel und wird in die Wogen geschleudert.
    Laden, spannen, zielen und …
    Mit einem zornigen Schrei hechtet Corentin von der Ruderbank auf die überfluteten Planken und geht hinter der Bootskante in Deckung. Sein Boot kommt zu schnell näher, ich kann nicht mehr schießen.
    Er aber auch nicht.
    Mit der Rechten lasse ich die Armbrust fallen und ziehe mit der Linken, auch wenn sie höllisch wehtut, meinen Dolch, um das Seil durchzuschneiden, das mich am Mast hält.
    Corentin wartet, um den richtigen Augenblick abzupassen, wenn die beiden Boote zusammenkrachen, dann springt er über die Bootskante und steht vor mir.
    Das Schwert des Satans drückt sich in meinen Rücken. Der Griff ragt über meine linke Schulter hinweg.
    Corentin zieht den Dolch und kommt taumelnd näher. Er trägt keine Maske. Die Gaze, die sein von Leid und Schmerz zerfurchtes Gesicht verhüllt, ist weggerissen. Der eisige Regen rinnt ihm über Stirn und Wangen. Er sieht schrecklich aus. Wie einer der dämonischen Wasserspeier von Notre-Dame de Paris, auf den ein zorniger Steinmetz mit Hammer und Meißel losgegangen ist, um ihn zu zerstören.
    »Das siebte Siegel ist zerbrochen, Corentin.«
    In diesem Augenblick reißt ihn eine Welle von den Füßen. Er verliert das Gleichgewicht und stürzt aufs Deck.
    »Es ist noch nicht vorbei«, brüllt er und rappelt sich wieder hoch.
    »Nein.« Ich bewege mich ein Stück nach vorn, sodass das Schwert hinter mir freikommt, und zitiere die Offenbarung: »›Und ich sah einen Engel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand hatte. Und er griff den Satan und band ihn und warf ihn in den Abgrund.‹«
    Taumelnd kommt er auf mich zu, einen Dolch in der Hand.
    Na komm, du Todesengel, komm näher!
    Noch näher!
    Los, Sandra, jetzt!
    In demselben Augenblick, als ich mit dem Dolch das Seil durchtrenne, das mich am Mast hält, ziehe ich über meine Schulter hinweg das Schwert des Satans, das mit einem metallischen Klingen aus der Scheide zischt. Noch im selben Augenblick werfe ich mich Corentin entgegen, reiße die Klinge über den Kopf und lege meine ganze Wut und meine ganze Angst in diesen Schlag. Corentin schreit auf und stolpert rückwärts. Ich habe ihn an der Schulter getroffen.
    Eine Woge erfasst uns beide und schleudert uns durchs Boot. Corentin prallt gegen die Steuerbordkante und bekommt eine lange Stange mit einem Bootshaken daran zu fassen.
    Sofort ist er wieder auf den Beinen. Mit der Stange in den ausgebreiteten Armen fängt er die wuchtigen Hiebe

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