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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Kerze. Mit ein paar Tropfen Wachs ist sie auf einem Stein befestigt. Daneben liegt ein in schwarzes Leder gebundenes Buch. Ich schlittere über den Schutt, der unter meinen Füßen den Abhang hinunterrutscht, und hebe es auf.
    Es wiegt schwerer, als ich dachte. Ich schlage es auf und lese fasziniert den Titel, der mit roter Tinte auf das leicht gewellte Pergament geschrieben wurde.

    L IBER S ECRETORUM D IABOLI

    Das Buch der Geheimnisse des Satans. Das darf doch nicht wahr sein! Als ich umblättere, zittern meine Finger – mein unheilbares Schatzsucherfieber, akutes Stadium! Ist dieser Foliant ein Grimoire, wie vorhin im Scriptorium vermutet? Ein magisches Buch wie der Schlüssel des Salomo , mit dem ich vor zwei Jahren in Rom eine Satansmesse gefeiert habe?
    Auf dem Titelblatt prangt das Sigillum Dei, das ›Siegel Gottes‹, das ich auf meinem Amulett um den Hals trage:

    Gebannt schlage ich die Seiten um und lese die Kapitelüberschriften: Das Buch vom Pakt mit Gott. Das Buch der Engel und Dämonen. Das Buch der neun Tore. Das Buch von einem Thron königlicher Pracht.
    Ich bin nicht sicher, ob dieses Liber Secretorum Diaboli wirklich ein Grimoire ist. Ich blättere weiter.
    Das Buch Azazel. Das Buch Azrael. Das Buch Asmodai.
    Belial und Ornias und Lilith. Und Arôtosael und Sphandôr. Und Marmarath und Balthial und Asteraoˆth. Engel und Dämonen, die ich von der Satansmesse her kenne. Eben mein engster Freundeskreis, wie Seine Heiligkeit zu frotzeln beliebt.
    Und da ist Beelzebul. Der Herr der Dämonen.
    Als ich die nächste Seite aufschlage, traue ich kaum meinen Augen: Das Buch Michael? Was sucht der Erzengel und Bezwinger Satans in diesem satanischen Buch?
    Hastig überfliege ich den lateinischen Text, der etliche herrliche Miniaturen in Rot und Blau auf Blattgoldhintergrund umgibt: »Archangelus Michael, nomen suum significat ›Quis est ceu Deus‹ – der Erzengel Michael, dessen Namen bedeutet: ›Wer ist wie Gott?‹« Und eine Zeile weiter: »… besiegte Satan auf dem Mons Sancti Michaeli Archangeli und stürzte ihn und sein Gefolge aus Engeln in die Feuer der Hölle …«
    Der apokalyptische Kampf auf dem Mont-Saint-Michel, den auch die Offenbarung des Johannes beschreibt!
    Und zwei Seiten weiter, nach der Gründung der Abtei: »… und übergab Aubert die vom Blut des Satans triefende Reliquie: das Vermächtnis des Satans, auf dass er sie tief im Felsen verberge und von den Mönchen bewachen lasse …«
    Welche Reliquie? Ehrlich gesagt, ich bin verwirrt. Ist dieses Buch das Testament des Satans, das ich nach Rom bringen soll?
    Ich sehe mich in der Kapelle um. Was, um alles in der Welt, ist heute Nacht hier geschehen, dass Conan um sein Seelenheil fürchtet und jener Pater ihm die Absolution verweigert und ihn töten will?
    Ein dumpfes Donnern, das in den unterirdischen Gewölben widerhallt, lässt mich zusammenzucken. Ist das der Sturm, der durch die Säle fegt?
    Ich schließe den Folianten, nehme die Kerze, gehe zur offenen Tür und spähe in den Treppengang, der links und rechts in der Finsternis verschwindet. Durch die Weihrauchschwaden, die langsam zur gewölbten Decke aufsteigen, kann ich nichts erkennen. Nein, es ist nicht der Wind. Von weit entfernt dröhnen dumpfe Schläge zu mir, wie von schweren Folianten, die aus den Regalen gerissen und auf den Boden geschleudert werden.
    Der maskierte Mönch? Sucht er das Buch der Geheimnisse?

Yannic
Kapitel 12
    Im Kreuzgang
Kurz nach ein Uhr nachts
    »Gott hat mich verdammt!«, wiederholt Padric leise, als wir schließlich den Hof erreichen und durch den Durchgang in den Kreuzgang gehen.
    An Satan ist Padric nie verzweifelt, wohl aber an Gott. Furchtbare Visionen von Satan künden immer wieder von seinem Kampf, den er niemals gewinnen kann. Nicht gegen sich selbst und nicht gegen Corentin, der Padrics Gewissenskonflikt noch schürt. Er hält ihn für einen Besessenen. Auf seine Art ist dieser Heilige unbarmherzig und grausam. Nicht dass er Padric nicht verstehen will. Aber er kann es einfach nicht. Denn sein Leiden, der Schmerz, den er jeden Tag erträgt, und das langsame Sterben seines Körpers haben Corentin de Sévérac hart und unnachgiebig gemacht. Padric ist achtunddreißig, genau wie ich. Und genau wie ich hat er seine Familie verlassen, um ins Kloster zu gehen. Genau wie ich hat er gegen den Zorn seines Vaters und die Tränen seiner Mutter gekämpft. O ja, ich verstehe ihn sehr gut. »Komm, Padric, setz dich zu mir.« Ich ziehe ihn neben mich

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