Das Testament des Satans
kann, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Conan hat das Testament des Satans gefunden. In einer Krypta unter der Kirche.
»Q uoi? «, flüstert der alte Priester erschüttert. Er wendet sich voller Entsetzen ab und birgt sein Gesicht in den Händen. »Um Gottes willen!« Eine Weile steht er so, während Conan, vor ihm kniend, vergeblich auf die Absolution wartet. Dann hebt der Pater den Blick gen Himmel und bekreuzigt sich.
Bestürzt blickt Conan zu ihm auf. »Mon Père?« Als der nicht reagiert, packt Conan ihn an den Armen. »Die Absolution!«
Ich kann es nicht glauben! Der Priester verweigert Conan die Vergebung seiner Sünden!
Weinend bricht er zusammen.
Wieder bekreuzigt sich die schwarze Gestalt. Dann schimmert matt die Klinge eines Dolches.
Um Gottes willen! Er wird doch nicht …?
Während Conan erschrocken aufspringt und zum Altar zurückweicht, eile ich die Stufen hinauf ins Querschiff und weiter in den Altarraum vor dem abgetrennten eingestürzten Chor.
Bestürzt dreht sich der Pater mit der Ledermaske zu mir um. Seine matten Augen, die mir vorhin so erschreckend leblos erschienen, sind weit aufgerissen. Ich werfe mich mit der Schulter gegen ihn, um ihn von Conan wegzudrängen. Er taumelt und stürzt. Sein Dolch fällt klappernd zu Boden und schlittert über die Steinfliesen.
Während er sich wieder aufrappelt, packe ich Conan am Ärmel und zerre ihn vom Altar weg. »Kommt mit!«
Verwirrt starrt er mich an. »Euer Gnaden …«
»Sofort!«, herrsche ich ihn an und stoße ihn grob ins Hauptschiff der Kirche. »Ihr seid in Lebensgefahr!«
Mit einem verstörten Blick auf den maskierten Mönch, der auf den Knien nach seinem Dolch sucht, wendet Conan sich um und hetzt mit fliegendem Habit durch das rechte Seitenschiff.
Ich hinterher. Nicht weil ich mich vor dem Assassino fürchte. Sondern weil Conan weiß, wo das Testament des Satans verborgen ist.
Ich folge ihm ins Seitenschiff zu einer Treppe, die er vor mir hinabstürmt. Von unten dringt ein Lichtschimmer herauf, der die Stufen schwach beleuchtet. Zwei Stufen auf einmal renne ich hinunter, durchquere einen Torbogen, dann führt eine Treppe steil nach unten zu den Gewölben unterhalb der Kirche. Dort bleibe ich auf dem feuchten Stein schlitternd stehen. Wo ist Conan?
Der Gang vor mir biegt nach rechts ab – eine Treppe führt wieder hinauf zu den Krypten. Geradeaus geht es zu den verlassenen Gemächern der Äbte, die teilweise eingestürzt sind. Dort befindet sich auch der Kerker.
Keine Spur von Conan.
Ich gehe zurück zur Treppe, die ich gerade hinuntergestürmt bin, und lausche. Keine Schritte, kein Keuchen, kein Rascheln, nichts. Weder vom Assassino, der mir offenbar nicht folgt, noch von Conan, der sich irgendwo in der Dunkelheit verbirgt.
Ich werfe einen Blick in die Totenkapelle, deren zweites Portal zum Beinhaus führt. Eine Maus flitzt über den Altar und sucht nach Krümeln von zerbrochenen Hostien. Eine Kerze flackert vor sich hin, und es riecht schwer und süßlich nach verwelkten Veilchen. Aber hier ist niemand. Versteckt Conan sich zwischen den ausgebleichten Knochen des Ossuariums?
Ich horche.
Nein, kein gruseliges Knochengeklapper, kein verzweifeltes Schluchzen. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.
Ich wende mich ab und verlasse die Kapelle. Wieder ein Blick nach rechts die Treppe hinauf zur Kirche: kein gestaltloser Schemen, der mir folgt. Ich bin allein.
Also gehe ich zurück zur Biegung des Ganges und weiter die Stufen hoch, die in eine niedrige Höhle zu führen scheinen. Auf den Tritten stehen mehrere Gefäße mit Weihrauch. Aber es riecht nach etwas anderem. Derselbe Duft wie vorhin neben meinem Bett. Wozu, zur Hölle, lässt der Prior Haschisch verbrennen? Um Satan fernzuhalten? Oder die Mönche, die im Haschischrauch grauenvolle Wahnvorstellungen haben, wie ich vorhin in meinem Albtraum?
Der Fall, den Papst Nikolaus mir anvertraut hat, wird immer beängstigender. Welche verborgenen Mächte sind hier am Werk?
Yannic
Kapitel 10
Im Cachot du Diable
Kurz nach ein Uhr nachts
Als ich das Gefängnis des Teufels betrete, kauert Padric mit erhobenen Armen in einer Ecke des kleinen Raums und schreit auf Walisisch: »Lass mich in Ruhe! Ich habe alles gebeichtet, meinen Stolz, meine Leidenschaft! All meine Sünden! Meine Seele ist rein!«
Ich weiß, was mein Freund um sich herum zu sehen glaubt: einen endlos tiefen Abgrund, lodernde Höllenfeuer, die ihm aus der Tiefe entgegenschlagen, brennende Seelen. Ich weiß,
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